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Hökern am Tapeziertisch

 
Neunzehn Jahre lang rappte Percee P im Park und verkaufte seine Mixkassetten vor einem Plattenladen. Nun hat er sein erstes Album fertig, „Perseverance“.

Percee P Perseverance

Fast zwei Jahrzehnte lang war der amerikanische Rapper Percee P ein Musiker ohne Album. Dabei hatte seine Karriere so gut begonnen: Im Jahr 1988 erschien seine erste Maxi Let The Homicides Begin. Seine rasanten, perkussiven Reime waren damals einmalig. Statt ein Album aufzunehmen, liefert er sich fortan Rap-Battles im Park und auf der Straße. Noch heute staunt man über seine sportiven und wortreichen Auseinandersetzungen mit Lord Finesse in den Patterson’s Projects im Süden der Bronx.

Bald hatte er einen Namen. Hier und da hörte man ihn als Gast auf den Aufnahmen befreundeter Reimer. Einen Plattenvertrag bekam er nicht. So hökerte er jahrelang vom Tapeziertisch. Wochentags stand er vor dem New Yorker Plattenladen Fat Beats und verkaufte Mixkassetten. Percee P machte aus der Not eine Tugend und blieb den Rappern und Liebhabern präsent.

In seiner Geschichte steckt die Geschichte des HipHop. Als Kind stand Percee P Ende der Siebziger im Park und lauscht den ersten Rappern. Die Entstehung des Rap – auf Tonträgern ist sie kaum dokumentiert – hat er mit eigenen Ohren erlebt.

17 Jahre nach seiner ersten Maxi erschien im Jahr 2005 die Vorabsingle Put It On The Line zu seinem Debütalbum. Weitere zwei Jahre drauf gibt es nun tatsächlich eine ganze Platte von Percee P zu hören: Perseverance – Beharrlichkeit.

Er stand gerne hinter seinem Tapeziertisch, heißt es. Ein Album zu haben ist noch schöner. Nun ist er ständig auf Tour, hat ein größeres Publikum und steht in der Zeitung. Das Warten hat sich für ihn gelohnt – und auch für die Hörer.

Der kalifornische Produzent Madlib ist für die klangliche Architektur von Perseverance verantwortlich. Er verbindet traditionelle Elemente mit Modernem, als würde er ein Haus um eine Ruine herumbauen. Geschichtsbewusstsein und Experimentiergeist bilden eine Einheit. Immer wieder ragen Klangcollagen heraus. Sie verleihen dem Album die Aura des Filmischen. Es knackt, knistert, Bässe wummern, Klänge laufen gegeneinander – dreckige Klänge von einem unaufgeräumten Ort. Die Gesamtheit macht Spaß – ein einzelnes Stück hervorzuheben fällt schwer.

Vorm Plattenladen in New York trifft man ihn nicht mehr an. Percee P ist nach Los Angeles gezogen. Ob er ein zweites Album machen wird, ist ungewiss.

„Perseverance“ von Percee P ist erschienen bei Stones Throw.

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