Von Spar aus Köln schicken ihren Postpunk in eine neue Galaxie: Ihr Album „Foreigner“ flirrt zwischen dem Space-Trash der Achtziger und den Rhythmen von LCD Soundsystem.
„Ist das noch dieselbe Band?“, fragte man sich vor drei Jahren, als Von Spar ihr zweites, titelloses Album veröffentlichten. Nur schwerlich ließ es sich mit den Begriff Album überhaupt fassen; zwei Lieder waren drauf (auch dieses Wort schreibt sich nur widerwillig), ausufernd, vielfältig – und vor allem laaaaang. Ein paar Jahre war es damals her, da hatte ihr hyperaktiver Elektropunk noch Schockwellen auf’s Parkett gejagt, nun musste man schon genauer hinhören.
Und jetzt, da das dritte Album beim dritten Label erscheint, wieder diese Frage: Ist das noch dieselbe Band? Hatten Von Spar zuletzt alles auf einmal (genaugenommen ja zweimal) gewollt und die musikalischen Einflüsse ihrer Jugend in einen großen Wäschekorb – Rock, Punk, Metal, Jazz, Elektronik, da war wirklich alles dabei – geworfen, geht es auf Foreigner gefasster und geordneter zu.
Stilistisch schwer auf einen Nenner zu bringen sind Von Spar weiterhin. Die zuvor angezapften Fässer tröpfeln stetig, allein, die Musiker halten nun Gläser unter den Hahn. Dieses Bräu schmeckt ihnen selbst am besten: Weiterhin klingen Von Spar wie eine Band, die sich nichts vormachen lässt, sie daddeln vor sich hin und fragen nur einander, ob es ist, wie es sein soll.
Wo Foreigner hingehen würde, das verriet schon die erste Single HyBoLT vor ein paar Monaten: in die frühen Achtziger. Da schwirren unverhohlen Giorgio Moroders und Jean Michel Jarres Synthesizer um die Wette – Christopher Marquez schnitt dazu ein schön-schreckliches Musikvideo, das aussieht wie eine Mischung aus Tron, Katastrophenfilm und Shopping-TV. Wie früher eben, ganz früher.
Der Beginn des Albums nun, Scotch & Chablis, lässt die gediegenen Klänge der frühen Pet Shop Boys auferstehen. Ozeaneske Elektronik umwabert mehrstimmigen Gesang mit sanftem Wellenschlag. Eine endlose Minute lang wähnt man sich in einer Yoga-CD, dann wird es gut. Andere Lieder nähern sich Tangerine Dream oder Pink Floyd, dann wieder ist da gniedeliger Drogenrock. Lambda tanzt recht dicht neben Kraftwerk, der Klang ist ein bisschen voller.
Ab und an wird gesungen, meist nicht, auch deshalb denkt man oft an die quengeligen Klänge aus Blade Runner, das Stück Collecting Natural Antimatter klingt wie eine Coverversion von Vangelis. Nach dem letzten Album war der Band der Sänger Thomas Mahmoud abhanden gekommen, aber der hatte da ohnehin kaum mehr etwas zu sagen, bzw. zu singen gehabt. Nun ist auch der wenige Gesang, der da ist, entbehrlich.
Bis auf eine Ausnahme: trOOps steht die gelangweilte Stimme gut. Das ist ein richtiger Hit, irgendwo zwischen den abgedrehten Synthie-Klängen der BBC-Serie Per Anhalter durch die Galaxis und dem organisch-hibbeligen Schlagwerk von LCD Soundsystem. Und das sind doch mal Pole, zwischen denen noch eine ganze Menge Platz ist.
„Foreigner“ von Von Spar ist auf CD und LP bei Italic Recordings/Rough Trade erschienen.