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Das Echo der Ladenkassen

 

Zum 20. Mal wird der Echo verliehen. Eine nichtsnutzige Veranstaltung ohne ästhetischen Wert, denn es gewinnen die Musiker, die im vergangenen Jahr die Charts anführten.

Eine Hand wäscht die andere: Gerd Gebhardt, Vorsitzender der Deutschen Phonoverbände (li.) und der Sänger der Band Unheilig, Bernd Heinrich Graf (© dpa)

Amerika hat die Grammys, England hat die Brit Awards, und Deutschland hat – achja – den Echo. Heute abend wird er in Berlin verliehen. Die singende Schnodderschnute Ina Müller darf durchs Programm führen und die erfolgreichsten Musiker des Landes vorstellen.

Erfolgreich, Moment, was heißt das eigentlich? Im Ausland misst sich Erfolg nicht zuletzt am künstlerischen Wert der Musik. Grammy und Brit Awards sind Preise, die von einer Expertenjury beziehungsweise einem Branchengremium verliehen werden. In Deutschland bestimmen allein die Verkaufszahlen über den Erfolg: Es gewinnt derjenige Musiker den Echo, der auch die Media Control Charts des zurückliegenden Jahres anführt. Quantität schlägt Qualität.

Das macht die Preisverleihung zu einer zähen, überflüssigen, nichtsnutzigen Veranstaltung. Eigentlich sollen Kulturpreise nach ästhetischen Gesichtspunkten herausragende Werke oder Künstler auszeichnen und Unerhörtes einem großen Publikum vorstellen. Der Horizont des Echo endet allerdings gleich hinter der Ladenkasse.

Nominiert sind Musiker wie Lena Meyer Landruth, Unheilig, Andrea Berg, Peter Maffay, Adoro oder Die Atzen – da kann man sich gar nicht entscheiden, wem man den Preis als erstes wieder wegnehmen wollte.

„Bullshit Bingo“ nennt der ehemalige Universal-Manager Tim Renner die Echo-Verleihung. „Es wird heute Abend von Spannung, Rührung und Talenten die Rede sein, aber in Wirklichkeit präsentiert man seit 20 Jahren beim Echo lediglich die News von gestern.“

Es gibt auch eine (sic!) Kritikerkategorie beim Echo, das darf hier nicht unterschlagen werden. Arno Frank schreibt in einem vergnüglichen Text in der taz, warum Christiane Rösinger sich gegen Pantha du Prince, Kristof Schreuf, Tocotronic und Fritz Kalkbrenner durchsetzen und den Preis erhalten sollte. „Wenn sie cool ist, lehnt sie ihn ab.“