Wer sich Beachwood Sparks nennt, muss auch Surfen gehen. Die Band aus Los Angeles reitet die Welle der Strandfolkbands so kunstvoll und mühelos, dass man gern zuhört.
Ruft man die Webseite des Mollusk Surf Shops auf, ist klar: Es muss Sommer sein. Das mag kalendarisch zwar nicht von der Hand zu weisen sein, hierzulande allerdings war davon bislang nicht allzu viel zu merken. Der Mollusk Surf Shop öffnet seine Pforten trotzdem jeden Tag, auch Samstag und Sonntag, um 10 Uhr morgens in Venice Beach. Das wiederum liegt in Kalifornien direkt am Meer und dort scheint bekanntlich recht verlässlich die Sonne.
Wer aber unglücklicherweise momentan gerade nicht vor Ort sein sollte, kann nun eine Ahnung bekommen, wie sich das anfühlt so ein kalifornischer Morgen in Venice Beach: federleicht und unbeschwert, friedlich und sorgenlos, ganz ohne Mühen und sehr im Jetzt.
Mollusk heißt auch die Hymne voller schwereloser Slide-Gitarren und sphärischer Harmoniegesänge. Zu finden ist sie neben einem Dutzend weiterer, ebenso wundervoller Lieder auf The Tarnished Gold, dem dritten Album von Beachwood Sparks. Dass das aus Los Angeles stammende Quartett einen Song über einen Surf-Laden geschrieben hat, liegt nicht nur daran, dass der Gitarrist Dave Scher schon Zeit seines Lebens dem Wellenreiten nachgeht, oder daran, dass im Mollusk regelmäßig Jam-Sessions lokaler Musiker stattfinden.
Das liegt vor allem daran, dass in einem Surfladen eben nicht nur Surfbretter zum Verkauf stehen, sondern vor allem auch ein Lebensgefühl, das mittlerweile universell geworden ist und seit den mittleren sechziger Jahren sehr effektiv in Popsongs gegossen wird. Die Tradition begann vielleicht, als Brian Wilson nicht mehr aus dem Bett kommen wollte, oder schon zuvor mit Byrds, Buffalo Springfield und Flying Burrito Brothers, aber sie endet noch lange nicht mit den Fleet Foxes oder Bon Iver.
In dieser Ahnenreihe haben auch Beachwood Sparks einen festen Platz gefunden. Gegründet 1997, überbrückten sie eine Durststrecke für jenen sonnigen Sound aus einander umschmiegenden Männerstimmen und fröhlich folkigen Klampfen. Während Millionen neue Blumenkinder nach Berlin zur Love Parade pilgerten, brachten Beachwood Sparks zwei Alben heraus, die exakt so klangen, als bräuchten Hippies immer noch einen Wegweiser nach San Francisco. Doch schon 2002 ging die Band, die voller Überzeugung musikalisch nur in die Vergangenheit geblickt hatte, wieder auseinander.
Die Wege trennten sich. Der Gitarrist Chris Gunst wurde Therapeut, der Bassist Brent Rademaker heuerte in der Umweltschutzabteilung von Ikea an. Der andere Gitarrist Dave Scher und der Trommler Aaron Sperske wurden Berufsmusiker und spielten für Interpol, Jenny Lewis oder Ariel Pink.
Dann, plötzlich, stellte sich heraus, dass Beachwood Sparks und ihr angekiffter Alternativ-Country nicht rückwärtsgewandt, sondern ihrer Zeit voraus gewesen waren. Schließlich sind die Bands, die sich heute wieder auf jenen klassischen Westcoast-Sound beziehen, zwar mittlerweile eine Legion, stammen aber oft aus ganz anderen, eigentlich nicht befugten Weltgegenden. The Tarnished Gold zeigt nun nicht nur all den Fleet Foxes und Grizzly Bears, sondern auch den Dänen von Asteroids Galaxy Tour oder den Briten von Goldheart Assembly noch einmal aus erster Hand, wie man die kalifornische Sonne in Songs abfüllt.
„The Tarnished Gold“ von Beachwood Sparks ist erschienen bei SubPop/Cargo.