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Der beste DJ des Universums

 

Selten passen Selbstironie und Legendenbildung so gut zusammen wie im Fall von DJ Koze: Auch als Remixer geht er sensibel und humorvoll zu Werk, wie seine neue Sammlung zeigt.

© Ballyhoo
© Ballyhoo

Legenden haben nicht selten selbst an ihrer eigenen Legendenbildung herumgeschraubt. Das war bei Julius Cäsar schon so, der in Der gallische Krieg das eigene Geschichtsbild schon mal vorsorglich klitterte, und endete noch lange nicht bei Bob Dylan, der so ausgiebig Lügen streute, bis Wahrheit und Dichtung nicht mehr zu trennen waren.

Ob DJ Koze bereits eine Legende ist, das sei noch dahingestellt. Allerdings inszeniert er auf Reincarnations Pt 2 ein paar besonders plumpe, aber recht heitere Versuche, das eigene Ansehen zu überhöhen.

Die zweite Sammlung mit Remixen des Hamburger Musikers wird immer wieder unterbrochen von amüsanten Interludes. Schon im Intro behauptet eine angebliche indische Ärztin, Koze besäße „gesegnete, magische DJ-Finger“ und Gott habe sich ausgerechnet Stefan Kozalla, geboren 1972 in Flensburg, als Medium erkoren, um durch ihn göttliche Klänge in die Welt zu entlassen. Andere dürfen Koze später zum „Genie und verrückten Wissenschaftler“ erklären, und er selbst antwortet in einem fingierten Interview auf Englisch in denkbar breitem deutschen Dialekt auf die Frage, wer der beste Remixer aller Zeiten sei: „I think it’s me. Oh wait… Yes, it’s me.

Die Zwischenspiele schränken den praktischen Gebrauchswert von Reincarnations Pt 2 als Mix-CD für die heimische Party nicht unwesentlich ein, auch ihr Humor mag nicht jedermanns Tasse Tee sein, aber sie passen ins Konzept, weisen sich doch auf zwei entscheidende Eigenschaften von Koze hin, die ihn unter DJ- und Remixer-Kollegen einmalig machen: Selbstironie und Respekt. Eine seltene Kombination, die er auch schon als Mitglied von Fischmob, International Pony, als Adolf Noise oder 2013 auf seinem Solo-Album Amygdala demonstrierte, die aber vor allem im durchritualisierten und von gegenseitigen Abhängigkeiten geprägten Remix-Geschäft besonders eindrückliche Ergebnisse zeitigt.

Noch bevor der Humor ins Spiel kommt, eignet sich Koze so selbstverständlich wie kaum jemand einen Track an, ohne ihn gleich bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Allzu oft – wie es bei Kollegen mit größerem Ego dagegen nur selten geschieht – arbeitet er selbstlos die Stärken heraus. Zum Beispiel Found Out vom derzeit in den Himmel gelobten Kanadier Caribou: Aus dem Original, einer verhuschten, bisweilen unkonzentriert wirkenden Collage aus Vocals und Beats, wird ein relativ straighter Track, der die Vorlage nicht verleugnet, sie auch nicht simplifiziert, aber doch fit macht für den Dancefloor.

Trotz dieser demütigen Herangehensweise an die Stücke von Matthew Herbert, Apparat, Who Made Who oder Zwanie Jonson gelingt es ihm aber auch immer wieder, den Respekt zu brechen. Manchmal sind es nur ein paar dämliche Sounds, die Distanz schaffen, mal ist es eine eigene Melodielinie, die wie ein Kommentar wirkt. Wenn in Gonzales‘ Knight Moves plötzlich Bläser und eine altmodische Soul-Stimmung auftauchen, ließe sich das auch lesen wie ein spöttischer Hinweis auf die Selbstinszenierung des bademanteltragenden Auftraggebers als Hardest Working Man im Showbiz seit James Brown. Auch so eine Legende, an der vor allem die Möchtegernlegende selbst gestrickt hat. Sowas hat DJ Koze natürlich gar nicht nötig.

„Reincarnations Pt 2“ von DJ Koze erscheint am 24. Oktober bei Pampa/RTD.