Vor der Veröffentlichung ihres Debüts galt die Rapperin Dena aus Berlin als nächstes großes Ding. Jetzt ist „Flash“ erschienen und so hohl, dass es gern wieder verschwinden darf.
Im Sommer 2012 hatten wir noch Spaß mit ihr: Da bouncte die aus Bulgarien nach Berlin gezogene Dena im Video zu Cash, Diamond Rings, Swimming Pools im übergroßen Neon-Sweatshirt und mit umgedrehtem Basecap über einen Obi-Parkplatz und ließ sich von schlechtgelaunten Besuchern schief ansehen. Neben ihr tanzte Erlend Øye, der Dena schon als Sängerin für die Alben seines Whitest Boy Alive entdeckt hatte, und sah dabei sympathisch ungelenk aus. Keine vier Minuten später hatte sie alle hinter sich, die von Berlin bis Texas im Musikbiz etwas zu sagen hatten. Das nächste große Ding, ganz sicher.
Dabei macht Dena gar nichts Neues. Oldschool-Hip-Hop mit Elektro, R ’n‘ B und moderner Weltmusik zu mischen ist M.I.A. schon vor zehn Jahren eingefallen, inzwischen will so viel krawallige Agenda kaum noch jemand hören. Dena behält die knatternden Gewehrbeats bei, rappt stattdessen aber lieber übers Seiltanzen.
Eine Botschaft hat immerhin der Song You Wish: „You wish I was a little bit smaller/ You wish I wasn’t such a baller/ You wish that I would always stand behind you telling you that what you do is right/ It is not.“ Natürlich hat sie auch diese selbstbewusste Ansage nicht selbst erfunden, sondern nur Skee-Los I Wish umgedichtet, immerhin ist vor ihr noch niemand drauf gekommen.
Die heimlichen Tränen des Front Row Girl wiederum hat ziemlich ähnlich schon Britney Spears in Lucky besungen. Und das Prinzip von Cash, Diamond Rings, Swimming Pools, den Bling des Pop mit den Mitteln des Pop zu kritisieren, beherrscht Lorde längst besser. Dena macht daraus eine Party am Pool. Ist doch egal, ob sie Geld und Diamantringe hat, Hauptsache chillen. Was vermutlich Generationsgefühle ausdrücken soll, spricht so tatsächlich nur für die, die eh schon alles haben.
Dieses Album passt zu denen, die Cro zu bekannt und Cara Delevigne noch nicht bekannt genug finden. Die ihre übergroßen Sweatshirts in Bonnie Stranges Shit Shop kaufen und dann die Ärmel abschneiden. Die ihr Facebook-Profil nur noch updaten, damit die Eltern sie nicht bis zu Snapchat verfolgen und bei einem Song wie Total Ignore mitnicken, der Status-Suchtis disst. Aber so ist doch niemand.
Dena gibt sich große Mühe, ihre hüpfenden Beats nicht mit Inhalten zu beschweren. Am Ende bleibt ihr Album Flash ganz hohl. Zum Tanzen ist das wunderbar, und sicherlich die massentauglichste Variante des Balkanpop. Aber gekommen, um zu bleiben, ist das hoffentlich nicht. Wer will denn 2014 noch Songs über die Generation Internet hören?
„Flash“ von Dena ist erschienen bei Normal Surround.