Vor zwei Jahren starb der wundervolle Hamburger Songwriter Nils Koppruch. Jetzt haben seine Kollegen 28 Stücke neu eingespielt. Das Tribute-Album zeigt vor allem, wie gut das Original war.
Als Nils Koppruch starb, hat er uns zurückgelassen. Allein gelassen. Er hat uns sitzen lassen in dem ganzen menschlichen Elend, das er in seinen Songs so lakonisch auszubreiten verstand.
Das hätte man ihm sehr übel nehmen können, aber immerhin hat er all die Lieder, die er mit der Hamburger Band Fink und als Solist aufgenommen hat, nicht mitgenommen dorthin, wo immer er jetzt ist. Sie spenden den Übriggebliebenen Trost und zeigen, dass alles doch nicht so schlimm ist. Dass notfalls ein Schulterzucken hilft.
Nils Koppruch, der am 10. Oktober 2012 im Alter von 46 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg starb, war vielleicht nicht der beste deutsche Songschreiber. Ganz bestimmt nicht der erfolgreichste. Wohl aber, das behaupten wir jetzt mal, der verkannteste. Wie um das zu beweisen, hat jetzt eine Schar an Kollegen seine alten Songs neu eingespielt. 27 deutsche Bands und Musiker interpretieren auf A Tribute to Nils Koppruch + Fink 28 Stücke des Verblichenen. Nur Gisbert zu Knyphausen, der zusammen mit Koppruch als Kid Kopphausen auf dem besten Wege war, die notorische kommerzielle Erfolglosigkeit seines Kollegen zu beenden, darf zwei Mal ran.
Er macht seine Sache gut, wenn auch nicht sonderlich überraschend. Knyphausen trifft in Staub & Gold und Durchreise zwar nicht genau den lapidaren, hanseatischen Tonfall, der den Sänger Koppruch auszeichnete, wird ihm aber durchaus gerecht. Andere versuchen, den alten Songs eine andere Stimmung abzugewinnen. Das klappt mal hervorragend, mal weniger gut: Caruso wird, gesungen von Marcus Wiebusch von Kettcar, zum aufwühlenden Dramolett. Loch in der Welt klingt, gespielt von Olli Schulz, vor allem nach Olli Schulz. Messerkampf wird von Knarf Rellöm in seine Einzelteile zerlegt, Vielleicht von Bernadette La Hengst in einen fluffigen Sommerhit verwandelt. Aber ausgerechnet der heimliche Hit Wohin Du gehst erhält unter den Händen von Kajak eine seltsam ätherische Fluffigkeit mit billigem Bumm-Paff-Beat.
Zwei CDs voller Experimente, die meistens spannend, bisweilen amüsant und selten überflüssig sind. Die aber vor allem eins beweisen: Den Songs von Koppruch ist nicht viel anzuhaben, so gut waren und sind sie. Weshalb man sie am allerbesten natürlich im Original nachhört.
Parallel zur Tribute-Compilation erscheint eine limitierte Werkschau auf zwölf CDs. Versammelt sind – neben einem ausführlichen Booklet mit einem Text von Franz Dobler und Erinnerungen von Weggefährten – die fünf Fink-Alben, die beiden Solo-Platten, das Album von Kid Kopphausen, die Tribute-Songs und eine CD mit alten, unveröffentlichten und raren Aufnahmen. Dort kann man gut hören, wie sich Fink von ihrer ursprünglichen Idee, Country mit deutschen Texten zu spielen, für den man sich nicht schämen muss, immer weiter emanzipierten, bis Koppruch zu einer solitären Erscheinung in der Musiklandschaft hierzulande gewachsen war. Zu einem, dessen Songs den Zuhörern Halt und Stütze wurden. Einer, der Lieder schrieb und sang, die beste Freunde sein konnten. Lieder, die ewig bleiben. Nils Koppruch wird niemals von uns gehen.
„A Tribute to Nils Koppruch + Fink“ erscheinen ebenso wie die „Werkschau“ am 22. August bei Trocadero/Indigo. Am 2. und 3. September finden in Hamburg zwei Tribute-Konzerte statt.