Ein synthetischer Rhythmus galoppiert, die Gitarre spielt ein dünnes Tremolo, das an Killing Joke erinnert. Eine Spoken-Word-Künstlerin verkündet, in keine Kiste zu passen.
Wie wahr. Das fängt mit dem seltsamen Namen der Band an, The Student Body Presents. Und auch musikalisch hat das Duo aus Dichterin Miasha Williams und Produzent Eric Porter Außergewöhnliches zu bieten.
Sie hat ihre Texte schon im Nuyorican Poets Cafe vorgetragen und in der CBGB’s Gallery, an den Orten, an denen die Literaturform des Poetry Slam entstand. Er hat unter anderem als Afrikan Sciences bei Bittasweet veröffentlicht, dem Label der Broken-Beat-Pioniere Bugz In The Attic. Das liest man und denkt an die Konstellation von US-amerikanischer Spoken-Word-Künstlerin und West-Londoner Beat-Bastler: Ursula Rucker und 4 Hero. Man liegt falsch.
Eric Porters Rhythmen sind eigenwillig, die Brüche kommen unerwartet. Selbst der talentierteste Tänzer dürfte dazu stolpern. Häufig benutzt Porter einen geraden Techno-Rhythmus und legt asymmetrisch eiernde Klänge und Basslinien drüber, die dem Rhythmus entgegenlaufen. Dazu schreckt schmatzendes Klatschen die Ohren auf. Miasha Williams, die Frau an seiner Seite, hat etwas zu sagen. Porters Musik fordert uns auf, gefälligst zuzuhören. Der Titel der CD The Student Body Presents Arts & Sciences ist kein Zufall. Sie bringen uns einiges bei, über die Künste, über das Leben, über den Körper.
Williams trägt im Singsang vor, ihre leicht rauhe Stimme ist gelegentlich verzerrt und dann noch eindinglicher. Ihre Texte sind autobiografische Skizzen aus dem Gefühlsleben einer Außenseiterin. Sie schwanken zwischen trotziger Selbstermächtigung und Angst. Die Musik lässt das Außenseitertum und das Ringen mit den Konventionen erkennen. Denn Porter macht nicht den Fehler, ihre Worte lediglich zu begleiten, sie stehen nicht im Zentrum. Die einzelnen Elemente der ungewöhnlichen Mischung – Williams’ Stimme, die Basslinien, die Rhythmen, die Worte, die seltsamen Synthesizer-Klänge – entwickeln ein Eigenleben, alles zusammen klingt organisch.
Auf das eingangs erwähnte Boxes, das den langen Prozess der Akzeptanz eigener Andersartigkeit beschreibt, folgt das neunminütige Drift Wit’ It und die halb gemurmelte Aufforderung „Don’t be afraid of love, my sweet – Float in it“. Dieser Aufforderung möchte man gerne folgen, auch wenn man ahnt, dass man sich darin verlieren kann.
„Arts & Sciences“ von The Student Body Presents ist erschienen bei Rubaiyat/Groove Attack
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