Leichtsinn – welch ein Funkeln, welche Verlockung! Hat Leichtsinn mit »leicht sein« zu tun oder damit, dass Leichtigkeit Sinn macht? Auf der Suche nach den Wurzeln entdecke ich, dass es zu weniger kopflastigen Zeiten die »Leichtsinnigkeit« gab, womit man eine leichte und unbekümmerte Lebensweise bezeichnete. Erst mit der Aufklärung kam der moralische Zeigefinger und warnte vor einem Leichtsinn als Unüberlegtheit. Vielleicht brauchen wir den Leichtsinn in allen Bedeutungen: ein geringeres Gewicht in scheinbar wichtigen Dingen, Experimentierfreudigkeit, Neugier und Spontaneität!
Auf beiden Bildern sieht man meinen Vater bei der Ausübung seines schönsten Hobbys. Er selbst hatte die Idee, das Foto, das ihn als achtjährigen Buben zeigt, 70 Jahre später so genau wie möglich nachzustellen. Der alte Mann ging also freiwillig zu Boden und ließ sich von mir geduldig in die richtige Position dirigieren. Noch heute nutzt er jede längere Abwesenheit meiner Mutter, um im heimischen Wohnzimmer ein gut durchdachtes Gewirr aus Gleisen und Oberleitungen aufzubauen.
Mit meinem Enkel Manolo, 7, spiele ich, knapp 75, auf dem Bolzplatz Fußball. Es fällt mir nicht leicht, mit dem Buben mitzuhalten. Da geht ein italienischer Straßenarbeiter vorbei, schaut kurz zu und fragt mich: »Ist Herz gut?«
Unser 16-jähriger Sohn Paul macht gerade sein Auslandsschuljahr in Fortaleza, Brasilien. Während seiner ersten Wochen, als er noch wenig Portugiesisch verstand, sind im Schulunterricht viele solcher Kritzeleien entstanden. Da er eher schreibfaul ist, hat er sie uns statt eines langen Briefes geschickt. Wahrscheinlich werden wir keine weiteren Kritzeleien bekommen: Er spricht Portugiesisch jetzt fast fließend.
Wenn ich morgens meinen Mann zur Tür hinausküsse, ihm weiter vom Fenster aus zuwinke und das warme Glücksgefühl im Bauch spüre, weil er abends wieder zu mir zurückkommt.
Mein Bruder lebt in England. Seine sechsjährige Tochter hat eine polnische Mutter. Bei einem Besuch erklärte mir die Kleine: »I’m half Polish and half German, but fully English!« So schön kann Europa sein!
Meine Mitbewohner sind zu meiner zweiten Familie geworden. Seit dem Beginn meines Studiums vor fast drei Jahren wohnen wir zusammen. In schweren Zeit gibt es immer ein offenes Ohr, in guten Zeiten immer jemanden, der mit einem lacht. Und am Samstagmorgen, nach einer langen Nacht, gibt es immer einen, der Brötchen holt, Kaffee macht und die Zeitung auf den Tisch legt. Wie in einer Familie eben.