»Bis zum nächsten Mal«, verabschiedet sich meine nette alte Patientin gut gelaunt von mir, »wenn ich dann noch lebe.« Und im Hinausgehen: »Sie werden mir aber fehlen, wenn ich tot bin.«
Die Birnbäume auf Bauer Konrads Koppel tragen so viele Früchte wie Blätter. Die Birnen sind klein und fest – genau die Sorte, die ich seit Jahren vergeblich suche. »Die kann man nicht essen«, sagt Bauer Konrad. »Nicht einmal die Ponys mögen sie.« Ich mache einen Handel mit ihm: Ich darf so viele pflücken, wie ich will, und er bekommt ein selbst gebackenes Hutzelbrot.
Und hier ist das Rezept:
500 g getrocknete Birnenschnitze und 250 g Backpflaumen werden eingeweicht und dann etwa 15 Minuten lang gekocht. Die abgetropften Früchte werden mit einem Hefeteig aus 500 g Mehl, 40 g Hefe, 200 g Zucker, einer Prise Salz gemischt. Dazu kommen noch 250 g Feigen, je 125 g Zitronat und Orangeat, je 250 g Korinthen und Rosinen, 250 g gehackte Mandeln, 150 g gehackte Haselnüsse. Gewürzt wird mit 2 TL Zimt, 1⁄2 TL gemahlenem Anis, je 1 Messerspitze Nelken und Piment, Schale einer Zitrone, 2 EL Kirschwasser.
Den Teig über Nacht in einem warmen Raum gehen lassen, dann etwa zwölf handgroße Hutzelbrote formen, noch einmal gehen lassen und 25–35 Minuten bei 160 Grad Umluft backen. Mit warmer Obstbrühe bestreichen. Nach dem Auskühlen mit Butter servieren.
In Schweden – meiner zweiten Heimat – in stiller Einsamkeit eine eigene Loipe durch tiefen, pulvrigen Schnee zu ziehen und am nächsten Tag zu sehen, dass nur Rehe und Elche meine Spur gekreuzt haben.
Seit wir vor drei Jahren nach Bonn-Bad Godesberg gezogen sind, nutze ich häufig die Südbrücke, um auf die andere Rheinseite zu kommen. Und jedes Mal amüsiere ich mich erneut über eine Wort-Kreation meines Navigationsgerätes. Denn der Sprecherin war offensichtlich nicht bekannt, dass sich hinter der Abkürzung »Kw-Stieldorf« der Ortsteil Königswinter-Stieldorf verbirgt. So behalf sie sich mit einer anderen Bedeutung der Buchstabenfolge kW, und das Navi schickt die Autofahrer jedes Mal nach »Kilowatt-Stieldorf«.
Mein 14-jähriger Nachhilfeschüler will den tieferen Sinn von Goethes Wandrers Nachtlied einfach nicht verstehen. Lyrik und besonders Goethe findet er eigentlich voll doof.
Doch plötzlich der Aha-Moment, er sieht die tragische Liebesgeschichte hinter dem Gedicht, seine Augen leuchten, und er sagt: »Alter, Goethe ist ja voll der Emo!« Erst will ich ihn rügen, doch dann erkenne ich, dass er mit seiner Sprache ins Schwarze getroffen hat: Ja, Goethe ist ein Emo.
Donnerstagfeierabend. Freue mich auf die ZEIT-Lektüre. Dann ein Schreck: Titelseite voller »Blut«. Die Erklärung: Meine Freundin (Bühnenbildnerin) brauchte für Malerarbeiten »irgendeine Unterlage«. Kunstbeflügelt meinte sie: »Es war doch ein blutiger Krieg, oder?!« Da hat sie recht.
Ich steige aus dem Skilift und falle – nur 15 Meter weiter – in eine Kuhle. Das Aufstehen ist mühsam, und ich schimpfe: »Muss mir altem Esel immer so was Dummes passieren!« Schaut ein junger Mann (etwa ein Drittel meines Alters) in meine Richtung und sagt: »Aber ich bin doch im Weg gestanden!« Den Rest des Tages bin ich viel besser Ski gefahren.
Die erste Ballettaufführung unserer nun vierjährigen Tochter. Es ist so schön, zu sehen, wie sie die (noch sehr spielerischen) Übungen und Tänze meistert. Kaum mehr vorstellbar, dass sie als Frühchen in den ersten zwei Jahren ihres Lebens ständig Krankengymnastik machen und jeden neuen Schritt mühsam erlernen musste.
(nach Christian Morgenstern, »Gespräch einer Hausschnecke mit sich selbst«)
Soll i aus mein Aktien raus? Soll i aus mein Aktien nit raus? Ein bisschen raus?
Lieber nit raus?
Hausse aus?
Hausseritraus?
Haussenaus? Rauserauserauserause …
(Der Hausse-Spekulant verfängt sich in seinen eigenen Gedanken, oder vielmehr diese gehen mit ihm dermaßen durch, dass er die weitere Entscheidung der Frage erst mal verschieben muss)