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Was mein Leben reicher macht

Meine vierjährige Tochter, ohne die ich wohl nie herausgefunden hätte, wie sensationell gut ein frisch gemachtes Zitronen-Eis an einem heißen Sommertag schmeckt. Nach einer gemeinsamen Radltour machte sie mich zum Glück darauf aufmerksam.

Dan Bauerfeind, München

 

Was mein Leben reicher macht

Ein wunderschönes Konzerterlebnis: Ein himmlischer Dirigent, hochbegabte Sängerinnen und Sänger, hinreißende Kompositionen, herrliche Akustik. Vollkommen harmonische Klänge, obwohl jeder Solist ein anderes Lied schmettert. Und ich in der ersten Reihe – beim Vogelkonzert in meinem Garten, morgens um halb fünf.

Ulrike Heisig, Lichtenstein-Göllesberg, Baden-Württemberg

 

Lauser: Mein Wort-Schatz

Denke ich an Lauser, huscht mir stets ein Lächeln über das Gesicht. So nannte Herr Günther uns Schüler, wenn wir die richtige Antwort wieder mal verfehlt hatten. Er war ein Deutschlehrer alten Schlages, der uns mit Strenge, aber auch mit Humor die deutsche Grammatik nahebrachte. Fast vierzig Jahre ist das schon her. Den Lauser habe ich nie vergessen.

Patrick Trumann, Bensheim

 

Zeitsprung: Die Kraft der Natur

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Im Herbst 2012 haben Fachleute die Weide auf meiner Wiese beschnitten. Danach tat mir der Baum leid: Ich wollte nicht glauben, dass er schon bald wieder seine beeindruckende Krone tragen würde. Aber jetzt, neun Monate später, freue ich mich sehr darüber, dass die Weide gesund ist und ein prächtiges Laubwerk gebildet hat. So dicht wird es nie wieder sein, wenn die Äste nachgewachsen sind. Dafür wird der Baum zu alter Größe finden.

Wolfgang Stein, Magdeburg

 

Die Kritzelei der Woche

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Letzte Woche kam mein Sohn, sieben Jahre alt, vom Schullandheim nach Hause. Er war ziemlich im Eimer, Samstagmorgen spielten wir ein bisschen – nichts als Ärger. Dann, na gut, ein wenig Zeichnen. Auch nix, nur Gequengel. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden, ich ging Brötchen holen. Als ich nach Hause kam, war diese Zeichnung entstanden. Tolle Typen im Schullandheim! Kein Wunder, dass der Kleine fertig war!

Stefanie Höll, München

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Mann, wenn er mich nach 28 Ehejahren dazu einlädt, mit ihm auf unserer Dachterrasse zu »himmeln«. Wir haben uns die Sterne angesehen, über alte Zeiten gesprochen und dort geschlafen. Wie zu Anfang unserer Ehe.

Ingrid Hackmann, Meppen

 

Aus meinem Garten

Ich bin gelernte Gärtnerin, mein Mann ist freischaffender Künstler. Hier sieht man unser Projekt Das Ackerrad in unserem Garten. Es handelt sich um ein skulpturales Ackerbearbeitungsgerät und soll zum Nachdenken über die moderne (?) Agrarproduktion anregen. Das Land Sachsen-Anhalt hat uns mit einem Arbeitsstipendium gefördert.

Mareike Arntz, Biesenthal, Sachsen-Anhalt

 

Was mein Leben reicher macht

Seit einigen Tagen beobachte ich einen Waldkauz in der Nähe meines Hauses und höre, wenn es dunkel wird, das Rufen zweier Jungtiere. Eines Abends fliegt eines ganz in meiner Nähe auf einen Pflaumenbaum. Mit seinen großen Augen sieht mich der Kauz an, und ich sehe ihn an.

Sigrun Atzler, Lüneburg

 

Die Bezugskarte

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Neben vielen alten Super-8-Filmen, die wir Geschwister inzwischen digitalisieren ließen, fand ich im Nachlass meiner Eltern auch diese alte Bezugskarte, die sie im Sommer 1943 erhalten hatten, nachdem sie im Hamburger Feuersturm ausgebombt worden waren. Ganz lapidar wurde dieses Wahnsinnsereignis, der Bombenteppich auf meine Heimatstadt, auf den Begriff »Fliegerschaden« und wir Ausgebombten auf »Fliegergeschädigte« reduziert. Auf der Rückseite der Karte hielt mein Vater übrigens akribisch fest, wofür die sieben Bezugsscheine verwendet werden sollten: »1 Trägerhöschen, 1 Gamaschenhose, 1 Jacke, 1 Hemdchen, 1 Höschen oder Schlüpfer, 2 Paar Strümpfe, 1 Schlafanzug oder Nachthemd«. Und so kam ich als knapp Einjährige in den Genuss einer kompletten neuen Garderobe …

Ute Reincke, Hamburg