Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Trompete spielen zu lernen! Letzten Monat meisterte ich – mit Begleit-CD – endlich Beethovens Pathetique. und als ich hierfür auch noch von meinem – mindestens vier Jahrzehnte jüngeren – Trompetenlehrer gelobt wurde, war die Freude perfekt!

Waltraud G. Günther, Glatten, Baden-Württemberg

 

Die Kritzelei der Woche

s74-kritzelei

Dieses Gekritzel begleitete kein Telefonat, keinen Vortrag oder dergleichen. Vielmehr saß ich bei einem Kaffee und beobachtete die Leute nebenan. Heimlich, die mit Stiften tätigen Hände unter die Tischplatte geschoben, amüsierte ich mich über die Vielfalt der Kleidung und die schöne Gelöstheit der Cafégäste. Ich durfte mir nichts anmerken lassen – es wäre peinlich gewesen. Vielleicht sogar ein Verstoß gegen den Datenschutz? Eher nicht – dass jemand wiedererkannt wird, steht ja nicht zu befürchten.

Dieter Kästner, Weimar

 

Was mein Leben reicher macht

Ab und zu habe ich das Glück, morgens unserem Briefträger per Gegensprechanlage die Tür zu öffnen. Er wünscht mir dann stets einen wunderschönen Tag. Ob er weiß, was mir das bedeutet? Mein Antwortlächeln hält fast den ganzen Tag, sehr geehrter Herr Briefträger!

Marion Matt, Gevelsberg, Nordrhein-Westfalen

 

Höllisch

s74-strassenbild

„Die Straße zum Fegefeuer ist geschlossen. Bitte begeben Sie sich über die Neue Straße direkt auf den Weg in die Hölle.“ – Dante hätte sicher seine helle Freude an der Verkehrsregelung in seiner Heimatstadt Florenz. Und unsereins hat große Schwierigkeiten, bei diesem Schild keine Assoziationen zur aktuellen Politik zu bekommen.

Ulrich Jobst, St. Wendel, Saarland

 

Was mein Leben reicher macht

Ende der achtziger Jahre lauschte ich als Student auf dem Weg zur Uni oft einem Straßenmusikanten, welcher in der Laimer Unterführung in München hingebungsvoll Querflöte spielte.

Neulich kam ich zu einem Geschäftstermin nach München und ging erstmals wieder durch das Tunnelgewölbe. Noch bevor ich ihn sah, hörte ich ihn. Da stand er zwischen geparkten Fahrrädern – nun wohl weit über 70 Jahre alt – und spielte virtuos wie vor 25 Jahren!

Peter Müller, Augsburg

 

Dankeschön nach Irland

s74-wiedergefunden

Dieses Buch mit Kinderzeichnungen entdeckte ich im Nachlass meiner verstorbenen Frau Mary. Es handelt sich um Dankesgrüße deutscher Kinder, die nach dem Krieg in Saarbrücken an der Schulspeisung teilnahmen. Die Lebensmittelspenden dazu kamen aus Irland. Ich weiß, dass meine Frau das Büchlein als Kind von einem Freund ihres Vater bekam und es ein Leben lang wie einen Schatz hütete. So beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit der Hilfe der deutschen Botschaft in Dublin kam ich vergangenes Jahr in
Kontakt zur Saarbrücker Cecilienschule, wo die Bilder entstanden waren. Im April nun war ich in Saarbrücken zu einem Treffen mit ehemaligen Schülerinnen eingeladen, die damals an der Speisung teilgenommen hatten. Nur wie das Buch 1946 zu uns nach Irland gelangte, weiß ich leider immer noch nicht …

Tony O’Herlihy, Dublin

 

Der lyrische Otter

(nach Christian Morgenstern »Das ästhetische Wiesel«)

Ein Otter
fraß an einem Dotter
mitten im Flussbettschotter
Warum
denn nur?
Der Sonnen-Ur
erklärts mir stumm
im Regen:
Das hochgescheite
Tier aß Ei
der Verse wegen.

Andreas Gers, Nottuln, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

Gestern habe ich mein zehntes Kind verloren. Trotz gewisser Routine sitze ich am Frühstückstisch, und mir laufen die Tränen über das Gesicht. Da kommt meine dreijährige Tochter zu mir – das einzige meiner Kinder, das den Weg ins leben geschafft hat – und singt mir das Lied, mit dem sonst ich sie tröste.

Silke Ettling, München