Mit meinem knapp zweijährigen Sohn in der U-Bahn, uns gegenüber steht ein junges Mädel mit unfassbar kurzem Minirock. Mein Söhnchen zeigt mit dem Finger auf ihre Beine und ruft durch die ganze Bahn: »NACKICH!!!«
Nach dem Umzug ins Badische war der neue Dialekt für uns eher gewöhnungsbedürftig, aber ein in der Region gebräuchliches Wort benutzte meine Mutter mit großer Begeisterung: Ein Hirnstellerle ist ein dekorativer Staubfänger – und Nippes konnte sie nie sonderlich leiden.
inzwischen habe ich auch die norddeutsche Variante dieses Begriffs kennengelernt – und trenne mich deshalb immer wieder mal gerne von einem Stehrümchen.
Das linke Bild ist 75 Jahre alt. Wir sehen die sechsjährige Vera, die Tochter von Louis Pich und Käthe Knopfmacher-Pich, an ihrem ersten Schultag in Berlin. ihre Schultüte ist voller Süßigkeiten, doch die Zukunft war bitter: Die Familie musste nach Belgien fliehen, Vera überlebte, versteckt in einem Nonnenkloster, Eltern und Bruder aber kamen im Holocaust um. In den fünfziger Jahren wanderte Vera nach Brasilien aus und gründete mit ihrem Mann Mordechai eine neue Familie. Unten Veras Enkelin Carolina, ebenfalls sechs, auch an ihrem ersten Schultag – in der deutschen Schule in São Paulo. Und Vera findet es gut, dass ihre Enkelin die deutsche Schule besucht. Sie hat sich mit der deutschen Sprache versöhnt – ohne die Vergangenheit zu vergessen.
Beim Kramen fand ich meinen Jugendherbergsausweis von 1956 wieder. nach dem Auf stand in der DDR 1953 gab es in den Jahren 1954 bis 1956 Interzonenpässe für DDR-Bürger. Doch durften wir keine DDR-Mark ausführen, außerdem hätten wir für eine Mark im Westen nur 25 bis 20 Pfennige erhalten. Deshalb gab die Regierung der Bundesrepublik zu den Jugendherbergsausweisen sogenannte Wandergutscheine aus, die uns Übernachtung und Verpflegung ermöglichten. So konnten wir uns selbst ein Bild vom Leben hier und von der „relativen und absoluten Verelendung der Arbeiterklasse“ machen. Per Anhalter fuhren wir bis nach Frankreich und wurden als Deutsche freundlich aufgenommen.
Wenn meine Frau mit mir nach einem gemeinsamen Arbeitstag in der Abendsonne ein Feierabendbier trinkt und mir dabei so tief in die Augen sieht, dass mir ganz schwindelig wird.
Dieses Werk ist während eines ganz besonders langweiligen Vortrags über gesunde Ernährung in meiner Schule entstanden. Während die Dame erzählte, sind wir Schüler beinahe eingeschlafen. Außerdem wussten wir selbst schon genug über das Thema. Die Konversation am Rand stammt von mir und einer Freundin, der genauso langweilig war. im Laufe des Tages hat sich das Bild vervollständigt, bis zu seinem jetzigen Zustand. Das war allerdings auch das erste Mal, dass mir eine Schulveranstaltung in meiner Kreativität geholfen hat, aber so hat sich der Vortrag doch gelohnt, denn jetzt habe ich Freude am Ergebnis.
Jedes Mal, wenn ich mein Fahrrad aus dem Schuppen hole, fällt mein Blick auf zwei kleine Fußabdrücke auf dem Boden. Obwohl es verboten war, hat mein Sohn damals den frisch betonierten Boden betreten und heimlich dort seinen Ball geholt. Max hat heute Schuhgröße 43 und studiert in Dortmund.
Vor einiger Zeit habe ich dieses Bild an einem Straßenrand in Kochel am See in Bayern aufgenommen. Auf dem Pappschild steht: „Dies ist der Nachdenkplatz von Maxi. Bitte nicht kaputt machen.“
Jedes Wochenende zwei Tage Urlaub machen zu können – im Ferienhaus auf der Insel Rügen. Dieses Wochenende: verblühende Fliederhecke, herrliche Wolken, Holz gemacht für die kalten Winterabende am Kamin, Amselgesang bis in die späte Nacht, leichter Wind von der Ostsee. Mein Mann räuchert Heilbutt, Forelle und Lachs für uns. Der nächste Urlaub für zwei Tage ist in Sicht. Diesmal per Fahrrad.