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Das ist mein Ding

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In ZEIT Nr. 15/13 zeigten Sie in dieser Rubrik einen Holzschnitt der Leserin Beate Nagel aus dem Allgäu (links). Das Bild zweier lesender Mädchen habe ihre Mutter vor etwa 40 Jahren geschnitzt, so schrieb sie. Ihr Ding ist auch mein Ding! Für den Fotowettbewerb »Jugend 65« in Hamburg habe ich diese Aufnahme lesender Zwillinge gemacht (rechts). Ich gewann damals einen Flug nach Rom und 500 D-Mark Taschengeld. Das Foto wurde auch in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Möglicherweise hat sich die Mutter von Frau Nagel ja davon inspirieren lassen.
Inge-Maria Peters, Hamburg

 

Schürzen: Mein Wort-Schatz

Sie schürzte ihre Lippen.« Diese Beschreibung  menschlichen Verhaltens scheint vorzeiten häufiger gewesen zu sein als heute. Schon als Kind hat dieses Wort meine Fantasie beflügelt. Es geht um mehr als bloße Mimik – wer seine Lippen schürzt, macht innerlich vollständig mobil. Es liegt nicht zuletzt an Margret Rutherford in ihrer Rolle als Miss Marple, die das Lippenschürzen so vortrefflich einsetzt, dass ich an diesem Ausdruck ein so außerordentliches Vergnügen habe.

Michael Persicke, Bad Salzuflen

 

Aus meinem Garten

Wie muss ich schmunzeln, wenn ich die dicken Prospekte der Gartencenter sehe! Was da für Blütenberge prangen, was es für Geräte gibt! Ich nehme mir meine drei Samentütchen aus der Drogerie und hole die leeren Töpfe aus dem Keller. Auf der Terrasse wartet schon ein bisschen Blumenerde, dazu eine Handvoll Hornspäne. Nun mit dem Pflanzstäbchen zwei, drei kleine Vertiefungen pro Topf in die schwarze Blumenerde gedrückt und ein paar der winzigen Samen hinein, mit Erde bedeckt und angegossen. Bis Ende Mai kann alles in Ruhe wachsen. Wenn die ersten feingliedrigen Blätter zu sehen sind, nehme ich die Pflänzchen heraus, pikiere sie und pflanze sie rund um die Terrasse ein. Die Knospen werden rasch dicker, schließlich flammen sie auf: Tagetes, die Studentenblume, die türkische Nelke, in allen Feuertönen blüht sie, von Hellgelb bis Rostbraun. Und, falls die Sonne mithilft, bis tief in den Oktober hinein. So einfach kann das Gärtnern sein!
Anna Wefers, Essen

 

Die Kritzelei der Woche

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Diese Kritzelei ist an der Uni entstanden. Ich studiere Architektur. In meinem letzten Seminar wurden Referate gehalten, und gleich mehrere Gruppen referierten über dasselbe Thema: Raucherpolitik in weltweit operierenden Firmen. Alle überzogen maßlos. Vor lauter Langeweile fing ich zunächst an, den Block mit Linien zu bemalen. Von Zeit zu Zeit kamen Motive hinzu, und ich stellte meiner Tischreihe flüsternd Rätsel – wie etwa »Wo hat jemand Heimweh?« (Das Marsmännchen) »Was wird gestohlen?« (Der Apfel) »Wer hat keine Probleme zu atmen?« (Das Weltraumschaf, das über einen Versorgungsschlauch mit seiner Heimatwolke verbunden ist). Nachdem meine Gruppe präsentiert hatte, entwickelte sich die Zeichnung immer weiter …

Imke Zugermeier, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Die Sonne wirft farbige, sanft tanzende Schatten durch das Küchenfenster. Sie stammen von den bunten Kreppbändern des prachtvollen Maibaums, der seit gestern in unserem Vorgarten steht. Und ich freue mich an dem Glück meines Kindes.
Sabine Jüttner, Remagen, Rheinland-Pfalz

 

Aus meinem Garten

Wenn mir beim Unkrautjäten alte Scherben entgegenpurzeln, verflüchtigt sich die Gegenwart, und mir wird bewusst, dass ich nicht der erste Bewohner dieser Stelle bin.

David Tucker, Halle (Saale)

 

Zeitsprung: Lichtkunst

1984
1984

2013
2013

Auf dem ersten Bild bin ich zwei Jahre alt und stehe vor einer Installation des amerikanischen Künstlers Dan Flavin. Mein Vater hat die Aufnahme 1984 gemacht, beim Familienbesuch einer Ausstellung in Basel. Vater erzählt, dass ich zuvor verängstigt gewesen sei von den unheimlichen Figuren von Oskar Schlemmer und den lärmenden Maschinen von Jean Tinguely und Bernhard Luginbühl. Vor den Flavin-Neonröhren jedoch sei ich zur Ruhe gekommen und hätte lange staunend dort gestanden und ins Licht geguckt. Die Fotografie begleitet mich seither bei jedem Umzug, in jedem Leben. Das faszinierte Staunen ist eine Fähigkeit, die ich nie verlieren will. Kürzlich fand in Wien (wo ich seit zehn Jahren lebe), im Museum Moderner Kunst eine Dan-Flavin-Ausstellung statt: ein guter Anlass, das Bild zu »aktualisieren«, wenn auch die Arbeit von damals leider diesmal nicht ausgestellt war. Fotografiert hat diesmal mein Mann.

Simone Mathys-Parnreiter, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

In der Kassenschlange eines Drogeriemarktes. Vor mir ein älteres Ehepaar. An  die Reihe gekommen, packt der Mann Drogeriewaren aus einer Einkaufstüte aus und legt einen Kassenbon daneben. Er erklärt der Kassiererin, dass er diese am Vortag erworben habe und dass er einen der Artikel nicht auf dem Bon wiederfände. Die Dame an der Kasse schaut verständnislos. »Ja, verstehen Sie denn nicht?«, sagt da die Frau. »Wir haben diesen Artikel gekauft, also wollen wir ihn auch bezahlen!«
Claus-Peter Ulitzner, Paderborn