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Tschamsterer und Matschakerl: Mein Wort-Schatz

Meine Tischnachbarn unterhalten sich in der vollbesetzten Berghütte über eine gemeinsame Bekannte und ihren »Tschamsterer«. Wie lange habe ich dieses Wort nicht mehr gehört! Tschamsterer, das ist der Freund, Dauerverlobte, Partner, das Bratkartoffelverhältnis – immer mit einem leicht spöttischen Unterton. Inzwischen erfuhr ich, dass er auch ein weibliches Gegenstück hat, das Matschakerl. Wie man die beiden Ausdrücke korrekt schreibt, weiß ich nicht, leider auch nicht, woher sie stammen. Immerhin jedoch belegt ihre langjährige Existenz, dass es auch früher schon »gschlamperte Verhältnisse« gab!

Rosemarie Wechsler, München

 

Was mein Leben reicher macht

Anton und Antonia – die beiden Amselmitbewohner in unserem Garten –, die uns mit ihrem Gesang betören und dafür mit frischen Apfelstückchen versorgt werden.

Robert Antoni, Bergisch Gladbach

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer langen WG-Party-Nacht bekommen wir am nächsten Morgen folgende Nachricht aufs Handy: »Hallo, falls jemand gestern einen 20-Euro- Schein verloren hat – der ist im Kühlschrank unter dem Ahornsirup. Schönen Sonntag!« Diese ehrliche Geste lässt uns das Wischen, Saugen und Spülen gleich leichter von der Hand gehen!

Annabel Michel, Dresden

 

Löwenzähne

(nach Johann Wolfgang von Goethe »Im Vorübergehn«)

Ich träum im Garten
So vor mich hin,
Und nichts zu tun,
Danach steht mir der Sinn.

Im Rasen seh ich
Was Gelbes stehn,
Löwenzähne!
Das ist nicht schön.

Euch stech ich
Mit allen Wurzeln aus!
Weg – in die grüne Tonne,
Wohl hinter dem Haus.

Doch was erspäh ich
Am Morgen darauf?
Löwenzähne!
Und das zuhauf

Gelb, grün und fett,
Als ob ich nie gestochen hätt!

Das ist doch nicht zu fassen.
Darum kurz räsoniert –
Man könnt es ja auch lassen?

Nun träum ich im Garten
So vor mich hin,
Wohl wissend,
Fleiß hat keinen Sinn.

Sibylle Korber, Odenthal, Nordrhein-Westfalen

 

Anbukkern: Mein Wort-Schatz

Früher fuhren wir oft aufs Land zu Gaststätten, in denen eine Band oder Combo spielte. Wenn man dann eine junge Dame um einen Tanz gebeten hatte und versuchte, der Auserkorenen bei langsamen Titeln etwas näher zu kommen, vielleicht sogar Wange an Wange zu tanzen, dann nannte man dies bei uns im Raum Nienburg/Hannover Anbukkern. Vielleicht gelingt es mir ja, diesem schönen Ausdruck neues Leben einzuhauchen.

Siegfried Butschbach, Steyerberg, Niedersachsen

 

Die kleine Lärche

Meine Eltern haben auf ihrer Hochzeitsreise ins Kleine Walsertal eine winzige Lärche ausgegraben und in ihren Garten gepflanzt. Sie gedieh dort prächtig. Ich liebte sie wegen ihrer samtweichen Nadeln, die man streicheln konnte. Als ich 13 Jahre alt war, verliebte sich meine Mutter in einen anderen Mann, und meine Eltern ließen sich scheiden – 1951 eine wahre Katastrophe. In dem Jahr verlor die Lärche ihre Nadeln schon im Sommer. Sie starb. Es gab den Verdacht, mein Vater hätte sie vergiftet, um das Symbol dieser Ehe zu zerstören. Ich denke heute noch, dass die Lärche getrauert hat wie ich.

Maja Bauer, München

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn meine liebste Kollegin nach einem Sommergewitterschauer mit ihren wunderschönen weiß-rot geblümten Naturkautschuk-Stiefeln ins Büro marschiert.

Martin Ostertag, Reichenbach an der Fils, Baden Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Im Klinikum, urologische Abteilung. 4.30 Uhr. Die resolute Nachtschwester betritt das Zimmer mit den Worten: »Guten Morgen, meine Männer, was machen die Beutel?« Welch ein Start in den Tag!

Karl-Heinz Knaak, Bensheim

 

Was mein Leben reicher macht

Die Erinnerung an einen Abend im Februar: Ich (80 Jahre): »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?« Sie (78 Jahre): »Ja, gestern Abend.« Ich: »Ach so!« Sie: »Sag’s noch mal. Ich höre es gerne.« Sie, meine Sigrid, ist vor acht Wochen gestorben. Wir waren 60 Jahre zusammen.

Friedrich Winter, Odenthal, Nordrhein-Westfalen