Wenn der missmutig wirkende Beamte bei der Ankunft am Flughafen meiner Heimatstadt meinen Personalausweis mindestens fünf Minuten lang kritisch überprüft, dabei wiederholt auf die Uhr schaut – und mir dann lächelnd einen schönen morgigen Geburtstag wünscht.
Oma Elsbeth ist nicht die leibliche Großmutter, sondern die Wahloma unserer Söhne – wir treffen sie immer am zweiten Weihnachtsfeiertag. Das obere Foto entstand 2003, damals war Elsbeth 86 Jahre alt. Das untere Bild haben wir mit ihr – nun 95-jährig – am vergangenen Weihnachtsfest nachgestellt. Die Jahre haben Jung und Alt verändert – die Freude am jährlichen Wiedersehen ist geblieben. Ob das Treffen noch einmal stattfindet? Der Gedanke bewegt uns alle.
Karl Guckenbiehl, Kottweiler-Schwanden, Rheinland-Pfalz
Ich war ein Junge und lebte in Berlin, als ich auf dem Heimweg von der Schule aus Übermut zwischen zwei Waggons einer stehenden Straßenbahn fiel. Ein Fremder zog mich geistesgegenwärtig heraus. Sekunden später fuhr die Bahn an. Damals war ich mir der großen Gefahr nicht bewusst, und ich habe dem Fremden wohl nur ein kurzes »Danke!« zugemurmelt. Die Sache liegt nun bestimmt 15 Jahre zurück, beschäftigt mich aber bis heute. Wie gern würde ich diesem Mann sagen: »Danke, Sie haben mir das Leben gerettet!«
Ich studiere Psychologie in München, und im vergangenen Herbst besuchte ich ein Kolleg zum Thema Hirnforschung in Münster. Fünf Tage lang diskutierten wir dort die Details der funktionellen Magnetresonanztomografie, transkraniellen Magnetstimulation sowie andere Methoden zur Messung von Hirnaktivität – anschließend erkundeten wir das Münsteraner Nachtleben. In einer der letzten Sitzungen bannte ich (unter Zuhilfenahme meines Wasserglases) die mannigfaltigen Eindrücke der Woche auf Papier: losing my mind.
Die Zahl jugendlicher Sternsinger nimmt ab. Neun gestandene Mannsbilder (45 bis 75 Jahre) ziehen am Dreikönigstag verkleidet von einer sozialen Einrichtung zur anderen und singen schwäbische, alpenländische und spanische Weihnachtslieder – mehrstimmig. Große Augen bei den Zuhörern, bewegende Erfahrungen für die Sänger – und über 1.000 Euro fürs zentrale Sternsinger-Konto!
In meinem Umfeld ist niemand, der »wohlfeil« im Gespräch noch aktiv einsetzt. Stattdessen punktet in Zeiten des geilen Geizes das Allerweltswort »billig«. Wohlfeil kennt indes keine negative Facette wie das Synonym billig, das auch spottbillig oder gar banal mit umfasst. Das Wort wohlfeil ist von dem Wörtchen »feil« abzuleiten, das so viel wie vorrätig oder lieferbar bedeutet. Wohlfeile Ware ist zu günstigen Bedingungen erhältlich. Man muss nicht unbedingt »feilschen«, um ihren Preis herunterzuhandeln. Das angebotene ist seinen Preis wert und somit preiswert.
Sein Blick ist von der Endlos-Flut der E-Mails
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend E-Mails gäbe
und hinter tausend E-Mails keine Welt.
Der scharfe Kopf mit klarer Kraft zum Denken,
der sich in allerkleinster Inbox dreht,
ist wie ein Tanz von Geist um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Freisinn steht.
Doch manchmal geht der Bildschirm vor dem Kopfe
ganz plötzlich aus –. Dann drängt ein Buch hinein,
geht durch des Hirnes angespannte Stille –
und haucht den alten Zauber wieder ein.
Die Mail eines Professors aus Äthiopien zu meinem jüngsten Krimi (Auszeit): »ich kann es kaum selbsdt glauben. es ist zehn uhr morgens, ichliege im bett undleseihren›Krimi‹. und wundere mich ueber mich selbdst. ichhabe seit jahren nurnoch fachliteratur gelsen, … Aber Sie schreibne ja mehr als Krimnis … naja, ichwende mich weider einmalIHrem Buch zu und kannnur sagen: chapeau! … sehr gut …«
Ein kleiner Beitrag aus meiner rhetorischen Schatzkiste: immens. Ich benutze dieses Wort, wenn ich einem Wert mehr Wichtigkeit geben will. So kann man etwa sagen: »Das Abitur war schon ein ganz schöner Zeit- und Energieaufwand.« aber »immenser Zeit- und Energieaufwand« wirkt doch gleich viel eindringlicher. Es gibt keine »Immensität« oder »Immensitäter«, aber wenn etwas »immens« wichtig ist, klingt das einfach besser als »sehr« wichtig oder »ungeheuer« wichtig. Ich liebe es, dieses Doppel »m« und dann das »w« von wichtig mit dem Füllfederhalter zu schreiben. Toll überdies, so ein kleines Wörtchen auch noch trennen zu können: »immens«. Es ist so klein, aber gibt dem, den es unterstützt, den Kick zu unermesslichem Wert.
So, das wollte ich schon lange mal schreiben, habe aber als 52-jähriger Abiturient des Peter A. Silbermann-Abendgymnasiums hier in Berlin zwischendurch immens wenig Zeit gehabt…
Dieses Schild hat mich zunächst etwas irritiert, ist doch der KGB eher für andere Einsatzgebiete bekannt. Es befindet sich in der Pfarrkirche St. Martin in Schwyz, dem Hauptort des gleichnamigen Schweizer Kantons. Ein vorsichtiger Blick unter die Bank verschaffte mir Gewissheit: Kein Agent versteckte sich dort, sondern das Kirchengesangbuch.