Als ich abends am Bett unseres sechsjährigen Enkels saß, schob er seine normalerweise zum Einschlafen benötigten Kuscheltiere plötzlich weg und legte meine Hand unter seine Wange. Dieses Gefühl wird mir lange in Erinnerung bleiben! Kürzlich hat ein Freund mir aufwendig eine alte Videokassette digitalisiert. Gewöhnt daran, dass es Leistungen nur für Gegenleistungen gibt, fragte ich ihn, was er als Dankeschön haben wolle. er schlug vor: »Sag einfach Danke.«
An einem regnerischen Abend auf der Weserfähre mit meiner Tochter und meinem Patenkind und dann festzustellen, dass das Portemonnaie fehlt! Doch der Fährmann winkt uns freundlich durch, und wir müssen keinen Umweg über Bremen fahren!
Dieser Engel gehörte meiner Mutter. Jedes Jahr in der Adventszeit bekam er seinen Platz im Wohnzimmer. Ich fand ihn schon immer sehr schön, und nach dem Tod meiner Mutter vor vier Jahren fiel er mir bei der Haushaltsauflösung wieder in die Hände. Nur ein kleiner Gegenstand, auch nicht von materiellem Wert, aber für mich mit vielen guten Erinnerungen verbunden. Jetzt steht er bei mir am Fenster. Jeden Tag sehe ich ihn an und freue mich, dass ich ihn hier habe.
Meine Eltern, die sich nach über 40 Jahren Ehe offensichtlich noch so lieb haben, dass sie zu zweit auf einer 90-Zentimeter-Matratze geschlafen haben, obwohl ich ihnen (da wir kein Doppelbett haben) zwei Zimmer mit einzelnen Schlafstellen gerichtet hatte.
Es ist kurz vor Mitternacht und meine 16-Quadratmeter-Wohnung platzt aus allen Nähten. Auf einmal stürzen alle auf mich zu: »Verdammt Lukas, du bist jetzt 20!« Ich werde umarmt und blicke in Gesichter, die mir bei Beginn des Studiums vor drei Monaten noch völlig fremd waren. Nun kommt es mir so vor, als hätte ich sie schon immer gekannt.
Als moderne Menschen haben wir das Glück, Individuen zu sein. Wir sind frei, selbstständig und selbstbestimmt. Als Subjekte nehmen wir unser Leben selbst in die Hand, sind souverän im Denken und Handeln. Das heißt aber auch: Vereinzelung, Einsamkeit, Verkapselung in sich selbst. Wie viel Schöneres verspricht doch der Begriff Geschöpf? Ich liebe dieses Wort, weil es uns anzeigt, dass wir nicht rein aus uns selbst existieren können, sondern immer in einem größeren Zusammenhang leben, als (durch jemand oder etwas) Geschaffene. Dieser gemeinsame Ursprung stiftet die Beziehung zwischen uns.
Beim Ordnen des Nachlasses meiner kürzlich verstorbenen Mutter fand ich diese Postkarte. Gerichtet ist sie an meinen damals 27-jährigen Großvater. 1912 verlobte er sich mit meiner späteren Großmutter, die auch die Postkarte abschickte. Es erscheint wie ein kleines Wunder, dass ich die 100 Jahre alte Karte gerade jetzt gefunden habe! Sie hat alle Kriege und politischen Umbrüche des Jahrhunderts dazwischen unbeschadet überstanden – auch den Bombentreffer auf das Haus meiner Großeltern in Magdeburg.
Anna und Gunnar Möhring, Niederndodeleben, Sachsen-Anhalt
Abends im Österreichurlaub. Unser dreijähriger Sohn Elias entdeckt Kerzenlicht im Fenster eines Bauernhofes und ruft erfreut: »Der Bauer hat eine Kerze angemacht. Die Kühe feiern Geburtstag!«
Wir kamen aus dem Urlaub eingeflogen. Auf dem Flughafen in Frankfurt am Main simsen wir unseren Nachbarn: »Sind gut gelandet«. Unser Zug fährt in den Erfurter Bahnhof – und in der Halle steht der Nachbar und meint: »Wir kamen grad aus Jena und waren noch angezogen. Da bin ich gleich losgefahren.« Zu Hause erwartet uns seine Frau mit Glühwein, Fettbroten und Apfelkuchen.