Ein grauer Novembertag in Växjö, Südschweden: Dauerregen, Kälte und düstere Stimmung. Wir warten fröstelnd an der Bushaltestelle. Meine Frau und ich sind reichlich genervt vom Wetter und dem Genörgel unserer drei kleinen Kinder. Mit Miesepetergesichtern steigen wir ein. Als der Bus sich in Bewegung setzt, fängt der Fahrer an, zur Radiomusik zu singen, und zwinkert uns fröhlich zu. Für den Rest des Tages kann uns das Wetter nichts mehr anhaben!
In meiner Kindheit erzählte mein Großvater (Foto oben, rechts, 1916) oft aus dem Ersten Weltkrieg. Er diente als Telefonist beim Generalkommando und war in Savigny-sur-Aisne (Champagne), also hinter der Front, stationiert. So kam es etwa, dass er als passionierter Gärtner den Garten der Telegrafenstation bewirtschafte. Er baute dort, wie er sagte, die besten Tomaten seines Lebens an und versorgte aus seiner Kartoffelernte sogar die Familie daheim. Diese Erzählungen von der kleinen heilen Welt inmitten des Krieges haben mich als Kind so gefesselt, so sehr, dass ich schon damals den Ort des Geschehens unbedingt kennenlernen wollte. Während einer Tagung vor einigen Jahren kam ich nun mit einem Kollegen aus dem Elsass über unsere gemeinsame – leider so oft kriegerische – Geschichte ins Gespräch. Wir nahmen uns für die Zeit unserer Rente vor, die Stätten zu besuchen, an denen unsere Großväter gekämpft hatten. Im vergangenen Herbst waren wir nun in Savigny und versuchten, die Stellen wiederzufinden, die im Fotoalbum meines Großvaters abgebildet waren. Unter den etwa 400 Einwohnern des Örtchens wurden wir so lange »weitergereicht«, bis sich jemand fand, der die Regionalgeschichte während des »Grande Guerre« zu seinem Hobby gemacht hatte. Überraschend für mich (Foto unten, 2011) war, mit welcher Freundlichkeit ich als Enkel eines damaligen deutschen Frontsoldaten aufgenommen wurde.
Morgens, wenn die Sonne beginnt, den Tag zu erhellen, mit dem Rad durch Wald und Felder zu fahren, die klare Luft zu atmen und meinen Gedanken nachzuhängen… Das macht mich fit für alles, was kommt.
Ferien auf Sylt. Leider beginnt es in Strömen zu regnen, als wir in Westerland einen Supermarkt verlassen. Einem Vorbeieilenden rief mein Mann scherzhaft zu: »Verkaufen Sie Ihren Regenschirm?« Der freundliche Herr blieb stehen, lächelte und schenkte uns seinen Schirm mit den Worten: »Ich hab noch ’ne Mütze.«
…Es war ein sehr langes Telefonat, und weil ich von meinem Arbeitsplatz auf die Kantstraße gucken kann, fing ich auf der Schreibtischunterlage an, meine Straße zu skizzieren. Ich war schon bei den Passanten, dem Bus und den Falschparkern unten links, und das Gespräch wollte noch nicht enden. 20 Minuten! Danach war die Zeichnung zwar nicht ganz fertig, aber es gab an dem Tag ja noch weitere Anrufe… Was all die Telefonate gebracht haben? Nun, Notizen sind kaum auf meinem Blatt, dafür kommen immer mehr Fußgänger dazu, auch jetzt, wo ich dies hier schreibe – zugegeben, ich bin Maler.
Der Übergangsmantel stirbt aus! Gemeint ist ein Kleidungsstück, das in der Übergangszeit, also im Frühjahr beziehungsweise Herbst, getragen wird. Da die Jahreszeiten sich bei uns in den vergangenen Jahren sowieso immer mehr vermischten, wird der Begriff »Übergangsmantel« immer seltener benutzt.
Meine Mutter ist im Alter von 88 Jahren sanft entschlafen. Plötzlich ist alles anders… Auch in meinem Tagesablauf. So muss ich meine Vorlesestunden für Kinder am Nachmittag absagen. Nur der Vorleseabend für die Größeren findet statt. Dabei klopft es an der Tür. Selina und Diana aus den Nachmittagsgruppen kommen herein, nehmen mich in den Arm und bringen mir das Bilderbuch Der kleine Bär und sein Opa, eine Geschichte vom Abschiednehmen. »Damit du dich trösten kannst, wo doch deine Mutti gestorben ist«, sagen sie.
Das weiß gestrichene Fahrrad, das direkt unter der Geschwindigkeitsbegrenzung an einen verunglückten Radler erinnert, dürfte mehr zur Einsicht der Autofahrer beitragen als jede Polizeikontrolle.
In der Zeit unserer Großmütter gab es auf den Betten noch das sogenannte Paradekissen. Dieses war nur zur Zierde und nicht zum Gebrauch vorgesehen. Der Schönheit wegen wurde die Mitte des Kissens mit der Hand geteilt. Diesen Vorgang nannte man das Ärschle machen. Mit dem Verschwinden des Kissens ist leider auch dessen korrekte Behandlung in Vergessenheit geraten.
Mein Vater, der seine Krebsdiagnose mit unglaublicher Größe annimmt: »Ich gehe auf die 70 zu und hatte in meinem Leben so viel Glück. Da darf man jetzt nicht hadern, sondern muss dankbar sein.« Mein Papa war noch nie so sehr mein Vorbild!