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Was mein Leben reicher macht

Wir sitzen beim Abendessen. Tochter Anne (10) will das Tischgebet sprechen. Sohn Uli (4) wehrt ab, er will beten. Erwartungsvolle Stille. Uli hebt an: »Lieber Gott, (Pause) zum Geburtstag wünsche ich mir von dir: ein Bobbycar, ein Kettcar und einen Bauarbeiterhelm.«

Gerhard Evers, Göppingen

 

Was mein Leben reicher macht

Ferien in Frankreich. Im Restaurant eine reizende junge Bedienung. Sie bedauert, dass sie nicht deutsch kann. Nur einen einzigen Satz: »Lass misch in Ruhe!«

Karin Klopfer, Dürnau, Baden-Württemberg

 

Darben: Mein Wort-Schatz

Darben ist aus unserem Wortschatz fast verschwunden. Kein Wunder angesichts des Überflusses in unseren Läden. Zum Glück fehlt es hierzulande nicht an Essbarem! Vielmehr erleben viele Menschen einen Mangel an Wertschätzung, Zuwendung und Achtsamkeit. Angesichts der steigenden Zahl an Essstörungen hat für mich Darben eine andere Bedeutung erlangt.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Das ist mein Ding

Der gemeine Schweinehund: Dieses weitverbreitete und doch selten künstlerisch dargestellte Tier erstand ich nach einigem Feilschen im Suk von Marrakesch. Still, aber unerbittlich ermahnt der Schweinehund mich nun seit der Rückkehr aus Marokko, ihn nicht nur zu tolerieren, sondern auch ein wenig zu mögen – und manchmal überliste ich ihn sogar… Es würde mich freuen, die Spezies, über deren Haltung und Zähmung nur wenig bekannt ist, auf diesem Wege auch anderen ZEIT-Lesern näherzubringen.

Susanne Prüfer, Bad Homburg

 

Was mein Leben reicher macht

An einem verregneten Herbstmorgen ein Päckchen meiner Mutter zu bekommen und beim Öffnen den Duft frischer Birnen zu riechen. Aus der beigelegten Karte erfahre ich, dass unser alter Birnbaum nach Jahren wieder getragen hat.

Christina Rogler, Freiburg

 

Was mein Leben reicher macht

So voller fröhlicher Anteilnahme liest sie mir wieder einmal ihre Lieblingszeilen aus der Rubrik Was mein Leben reicher macht vor und steckt mich mit dieser Freude an, dass mir manchmal die Augen feucht werden. Wir beide, Schulter an Schulter in unserem Lieblingscafé. Geteiltes Glück und Wärme. Obwohl wir seit ein paar Wochen nicht mehr zusammen sind.

Christian Fux, Freiburg im Breisgau

 

Zeitsprung

 

Die linke Aufnahme wurde in dem kleinen Dorf Breden bei Bad Salzuflen von einem Amateurfotografen gemacht, den es wahrscheinlich reizte, die bäuerliche Landschaft mit Strohgarben und Bismarckturm zu fotografieren. Im Jahr 2011, zur Erntezeit, habe ich die gleiche Situation mit den großen Strohballen festgehalten. Verändert hat sich neben der landwirtschaftlichen Technik die Größe der Häuser, wobei heute dort fast genauso viele Menschen leben wie sechs Jahrzehnte zuvor. Am meisten stört die heutigen Anwohner, dass der Bismarckturm, der einzige im Kreis Lippe, nicht mehr zu sehen ist. Im Lauf der Jahre ist der Wald derart zugewachsen, dass Ortsfremde nicht ahnen können, welch interessantes Denkmal sich dort oben am Vierenberg befindet. Steht man jedoch auf dem Turm, bietet sich eine herrliche Aussicht über das gesamte Lipperland bis zum Hermannsdenkmal im Süden und zur Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Norden.

Helga Koch, Oerlinghausen

 

Was mein Leben reicher macht

Über Facebook meinen alten Schulfreund ausfindig zu machen und dann mit ihm nach langen 33 Jahren staunend vertraute Stunden in München zu verbringen und sich gleichzeitig neu kennenzulernen.

Ute Müller-Späth, Waldlaubersheim, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

In Kairo war’s. Ich saß in einem voll besetzten Linienbus, dessen Fahrer viel zu schnell über eine Bodenwelle bretterte. Alle Passagiere im Bus machten daraufhin eine heftige synchrone Bewegung nach vorn. Ein japanischer Tourist am Straßenrand deutete dies falsch: Von so viel Respekt vor seiner Person und seiner Nation beeindruckt, verbeugte er sich ebenfalls.

Hans-Joachim-Kroll, Essen

 

Die Kritzelei der Woche

Das Bild ist so etwas wie die Zusammenfassung meines Portugal-Urlaubs. Ich saß in einem Lissabonner Café und fing an, auf meinem Platzdeckchen zu kritzeln. Erst waren es nur einzelne Figuren, dann wurden es immer mehr, und ich konnte nicht mehr aufhören. Da nahm ich das Papier mit und habe während meines Urlaubs noch jeden Tag etwas dazugekritzelt.

Naeko Ishida, Heidelberg