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Was mein Leben reicher macht

Ein Sommerabend nach einem langen Bürotag. Ich laufe mit Hunderten Gleichgesinnter in Bern in Badehose an der Aare entlang. Nach zwanzig Minuten Sprung in den schnell fließenden, klaren Gebirgsfluss mitten in der Stadt. Ein kollektives Juchzen und aufgeregte Freudenschreie auf Bärndütsch, Hochdeutsch und Französisch. Sommerhochgenuss für Körper und Seele!

Dirk Stahl, Thun, Schweiz

 

Was mein Leben reicher macht

In einer Apotheke in der Innenstadt, ein »Verschnauf-Eckchen«: Tischchen, ein paar Stühle, Wasser und Kaffee zum Trinken. Ein alter Herr, seine Krücken lehnen neben ihm. Wir kommen ins Gespräch – zwei Alte, die beide dem Tod schon mehr als einmal von der Schippe gesprungen sind. Und sich seither jeden Tag über irgendetwas freuen.

Heidrun Pelz, Freiburg im Breisgau

 

Die Kritzelei der Woche

Netterweise überließ mir Gianmarco, einer unserer Austauschschüler aus Peru, diese Kritzelei – angefertigt in Unterrichtsstunden, in denen er an seine sprachlichen Grenzen gestoßen war.

Andrea Schneider, Melle

 

Internationale Küche

Vor einigen Jahren waren wir im Urlaub auf Kreta. Bei einem Spaziergang in der Nähe unseres Hotels kamen wir an einem kleinen Restaurant vorbei, dessen Speisekarte in vielen Sprachen draußen hing – Griechisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Russisch … Ein Gericht hat uns sehr überrascht und wäre für Englisch sprechende Gäste vermutlich nicht bestellbar. Auf Deutsch: gebratene Auberginen, auf Englisch: fried aborigines!

Margarethe Helmer, Martha Matesich, Münster

 

Wegspinne: Mein Wort-Schatz

Ich finde die Wegspinne ein echtes Wort-Schätzchen; ich habe sie im Pfälzer Wald entdeckt. Als Wieder-neu-Familienwanderer können wir mit der Suche nach der nächsten Wegspinne und der damit verbundenen Frage, ob wir auch den richtigen Weg eingeschlagen haben, nicht nur die Kinder bei Laune halten. Und wenn man sie gefunden hat, steht man vor der nächsten Herausforderung: wieder den richtigen Weg heraus zu finden.

Andrea Kühberger, Neckargemünd

 

Internationale Küche

Während eines Spaziergangs durch die Altstadt von Bratislava begegneten mein Mann und ich folgenden exotischen Gerichten: Smoked Knee (Geräucherte Haxe) und Spinach served in a zucchini bowel. Gemeint war Spinat, der in einer ausgehöhlten Zucchini serviert wurde. Der Übersetzer wollte also wohl bowl (Schale) schreiben und nicht bowel (Darm).

Diana Sims-Silbermann, Düsseldorf

 

Muße

Im berühmten französischen Weinort Saint-Émilion gibt es offensichtlich nicht nur guten Wein, sondern auch noch viel Zeit zum Lesen. Dieses Bild entstand bei einem Spaziergang durch den Ort: Der alte Mann ließ sich durch die vielen Touristen, die jeden Tag das Dorf besuchen, nicht stören. Schade, dass es in Deutschland nicht mehr so viele öffentliche Zeitungsleser gibt!

Susanne Gilg, Offenburg

 

Was mein Leben reicher macht

An einem Samstagmittag bei durchwachsenem Wetter ganz allein im Ummendorfer Badesee eine Runde zu schwimmen! Fische, Blesshühner und Haubentaucher lassen sich durch mich kaum stören, die Seerosen blühen in Weiß und Rosa. Ein leichter Regenschauer kommt auf, die Tropfen hüpfen direkt vor mir in einem wilden Tanz. Kaum verlasse ich das Wasser, scheint wieder die Sonne. Also Cabrioverdeck runter und schnell nach Hause! Dort erwärmen frische Dampfnudeln Körper und Geist.

Joachim Rothmund, Biberach

 

Lump: Mein Wort-Schatz

Lump ist eine der wenigen Gattungsbezeichnungen, zu denen der Duden kein weibliches Gegenstück kennt. Einst wurde „Lump“ für Männer verwendet, die sich nach einem Heiratsversprechen in die Büsche verzogen. Hatten sie die Frau auch noch geschwängert, wurde diese als Schlampe bezeichnet. Das Kind war dann ein Bankert, der mit der Lumperei seines Vaters leben musste. Heutzutage sind Lumpen meist die Männer, die ihre Doktorarbeit fälschen oder staatliche Gelder in die eigene Tasche stecken.

Eva Schwarz, Berlin