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Was mein Leben reicher macht

Ich jobbe in einem Eisladen. Wegen der langen Schlange vor der Tür ist das ziemlich anstrengend, aber es gibt auch viel Schönes zu erleben, vor allem weil die Kinder immer so unglaublich glücklich aussehen, wenn sie endlich ihr Eis in Händen halten. Ein Junge bringt mich dabei regelmäßig zum Schmunzeln, weil er mit großem Ernst stets die gleiche Sorte bestellt. Und dann war da noch die Dame, die an einem heißen Tag ein Eis für ihren Hund kaufte …

Josefine Braunbeck, Berlin

 

Zeitsprung

100 Jahre liegen zwischen den beiden Fotos. Das obere zeigt die »Restauration« meines Urgroßvaters, der links neben der Treppe zu sehen ist. Nach seiner Müllerlehre und den Wanderjahren hatte er 1912 beschlossen, als Gastwirt tätig zu sein, und zog, frisch verheiratet, nach Oberhammer in Lothringen, um das Bahnhofslokal zu betreiben. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges durchkreuzte seine Pläne. 1914 konnte er Frau und Kind noch ins Badische schicken, er selbst wurde interniert. Das alte Bild hängt bei meinen Eltern im Wohnzimmer, und wir haben uns immer wieder gefragt, ob es diesen Ort noch gibt und ob das Haus die Kriege überdauert hat.

Vor Kurzem haben wir herausgefunden, dass Oberhammer heute La Forge heißt und in der Nähe von Sarrebourg liegt. Dort stießen wir auf einen Mann, der uns die Existenz des Weilers bestätigte mit dem Hinweis, es gebe dort allerdings nur ein einziges Haus. Als wir in La Forge ankamen, erblickten wir tatsächlich das Haus meines Urgroßvaters. Enkelin (76) und Urenkelin (43) ließen sich fotografieren.

Susanne Mautz, Mannheim

 

Was mein Leben reicher macht

In einer Kirche in Ostfriesland in einem Besucherbuch mit krakeliger Kinderschrift zu lesen: »Lieber Gott! Mach doch bitte, das alle Kinder Frieden kriegen. Und auch die Kinder, die fon den ihren Eltern nicht lieb gehabt werden, das die Frieden haben in Herzen und das das nicht mehr weh tut, weil du da bist und die doll lieb hast. Deine M. und K.«

Jörg und Gunda Kuebart, Untergruppenbach bei Heilbronn

 

Was mein Leben reicher macht

Es ist schon ein Ritual. Freitags im Fitnessstudio: Zwischen zwei Bauchmuskelübungen gehe ich in die Ecke, wo die ZEIT hängt. Dort lese ich diese wunderbarste aller Kolumnen. Nirgends gibt’s so gute Antworten auf die große Sinnfrage. Seelisch gestärkt mache ich weiter.

Martin Sobanski, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Ein gutes Gedicht zu lesen, eines, das neue Wörter findet, neue Bilder für oft Gesagtes, eines, das das Bedürfnis in mir weckt, die Schreiberin kennenzulernen.

Andrea G. Mandl-Steurer, Otterberg, Pfalz

 

Die Kritzelei der Woche

Die letzten Wochen in der Schule waren nur noch langweilig, und um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich gemalt. Meine Lehrer fanden das nicht immer so toll, aber was soll’s! Inmitten der Kritzelei steht »Indien«. Denn jetzt beginnt das wohl größte Abenteuer meines Lebens: ein einjähriger Schüleraustausch in Indien! Geistig bin ich schon seit Wochen da, leider ist der Rest, mein Körper, noch in Deutschland. Ich freue mich riesig auf dieses farbenfrohe, krasse Land und kann die Abreise kaum erwarten!

Clarissa Schwarzer, Lauterbach, Hessen

 

Kalfaktor: Mein Wort-Schatz

»Kalfaktor gesucht« lautete eine Stellenanzeige in unserer Lokalzeitung. Wie lange habe ich diesen Ausdruck nicht mehr gehört? Und was bedeutet er eigentlich? Der Duden erklärt, dass es sich um einen Dienstleister für einfache Arbeiten handelt, in der Vergangenheit eher mit einem negativen Beiklang behaftet. Und heute? Was mag sich der Inserent dabei gedacht haben? Hat er sich gescheut, die Tätigkeiten klar zu benennen? Auf alle Fälle hat seine Annonce zum Blättern im Duden angeregt.

Elisabeth Peper, Cuxhaven

 

Drohung

Diese Aufschrift haben wir am Prenzlauer Berg in Berlin gesehen. Ob der Betreiber des Restaurants so viel Humor hat?

Walter Heinzer, Allendorf (Lumda), Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Zum Tagesausklang sanft in der Hängematte schaukeln, im Überflug Schwalben und Mauersegler. Und später, wenn die Farben verlöschen, Fledermäuse und eine Schleiereule. Als Letzte tanzen Glühwürmchen wie kleine Geister durch den dunklen Garten. Paradiesisch!

Sibille Müller, Raubach, Rheinland-Pfalz