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Was mein Leben reicher macht

ICE Mannheim–Saarbrücken: Anschluss weg, nach sechs Stunden im Zug liegen die Nerven blank – und dann ein freier Platz, drei nette Mitfahrerinnen im Abteil, tolle Gespräche – ein deutsch-französisches Spontantreffen!

Jutta Gier, Überherrn, Saarland

 

Der Bachelor ist vergangen

(Nach dem Volkslied »Der Winter ist vergangen«)

Der Bachelor ist vergangen,
Ich seh schon meinen Schein.
Ich seh den Abschluss prangen,
Des ist mein Herz erfreut.
Und auf der Abschiedsfeier,
Da ist gar lustig sein.
Da lädt uns der Dekane
zu manchem Biere ein.

Ich geh, euch alle grüßend,
Durch meine Uni lang.
Schenk Kommilitonen Treue,
Weil sie die liebsten war’n.
Und bitt, sie mögen kommen,
Mit mir auf meinem Weg.
Empfang’n wir unsern Abschluss,
Selbst wenn nicht wohl getan.

Ade, mein Allerliebstes,
Ade, mein Studium fern,
Ade Vorlesungszeiten,
Es muss geschieden sein.
Dass ich mal wiederkomme,
Das steht in fernem Stern.
Doch Sturm und Drang in meinem Leibe
Gehört ja allzeit dein.

Anna Vetter, TU Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mich die Damen und Herren an den Aldi- oder Lidl-Kassen trotz der negativen Berichte über ihr Betriebsklima mit einem »Vielen Dank für Ihren Einkauf und Ihnen einen schönen Tag!« verabschieden.

Stefan A. Saur, München

 

Das ist mein Ding

Bei einem Besuch im Paderborner Diözesanmuseum vor vielen Jahren hörte ich erstmals von dem alten katholischen Brauch, einem Sterbenden ein Kreuz in die Hand zu geben. Ich fragte daraufhin meine Oma, ob sie diesen Brauch kenne. Als Antwort öffnete sie eine Schublade, zeigte mir dieses Kreuz und sagte: »Jetzt weißt du, wo mein Kreuz liegt. Wenn es mal so weit ist, dann bring es mir.« Dies habe ich nie vergessen. Ich war bei ihr, als sie starb und konnte ihr im richtigen Moment das Kreuz in die Hand geben. Eigentlich wird ein Sterbekreuz wohl mitbeerdigt. Meine Oma hatte ihres in der Hand, als sie im Sarg aufgebahrt war, aber ich bat die Bestatterin danach, es mir zu geben. So erinnert es mich bis heute an einen der großen Momente meines Lebens.

Claudia Auffenberg, Borchen, Nordrhein-Westfalen

 

Lidschäftig: Mein Wort-Schatz

Es ist nicht unbedingt mein Lieblingswort, aber eines, das ich regelmäßig verwende: das Adjektiv lidschäftig. Ein alter, wackeliger Stuhl ist lidschäftig oder ein fahruntüchtiges Fahrrad – und auch der eine oder andere Freund ist mittlerweile ein wenig lidschäftig geworden…

Erstaunt war ich aber, als ich im Gespräch mit Menschen aus anderen Regionen Deutschlands damit Unverständnis erntete. Das ist doch nur Dialekt, bekam ich dann zu hören – das gibt es nur bei euch in Franken. Nichtsdestoweniger ist es ein schönes Wort, das den beschriebenen Zustand sehr gut veranschaulicht – ich kann es nur empfehlen.

Hans Christof Riedmann, Lohr am Main, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

An einem sommerlichen Tag übermütig auf der Gehsteigkante entlangzubalancieren, nur um festzustellen, dass ein entgegenkommender älterer Herr sich derselben Beschäftigung widmet. Ein Ausweichen, ein kurzer, freundschaftlicher Gruß … und weiter geht’s.

Dominik Sonnleitner, Prag

 

Was mein Leben reicher macht

Am zweiten Tag nach meiner Operation versuche ich, das leere Abendbrot-Tablett auf den im Klinikflur bereitstehenden Wagen zu bugsieren. Mit dem verbundenen Kopf und den Dränageschläuchen sehe ich recht abenteuerlich aus. Da vernehme ich von der Seite eine etwas verzagte Stimme: Kann ich Ihnen helfen? Ich blicke in das Gesicht eines mir völlig unbekannten, etwa zwölfjährigen Mädchens.

Hermann-Josef Froitzheim, Wegberg, Nordrhein-Westfalen

 

Wiedergefunden: Erster Verdienst

Beim Aufräumen fand ich dieses Dokument von 1936. Mein stolzer Vater hatte das Foto von mir – damals sechs Monate alt – an den Konzern geschickt. So hatte ich mir in jungen Jahren 25 Reichsmark für mein Sparbuch verdient.

Erik Herfurth, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Der Schwangerschaftstest ist positiv ausgefallen! Mein Mann und ich freuen uns riesig, beschließen aber, die frohe Botschaft vorerst für uns zu behalten. Danach gehe ich – wie immer – in die Uni, um einer Handvoll chinesischer Studierender Deutsch beizubringen. Die Studenten mustern mich, fangen an zu tuscheln. Auf meinen fragenden Blick hin fasst sich eine Chinesin ein Herz und sagt: »Eva, you are so beautiful today.«

Eva Ehrmann, Essen