Neben mir im Café unterhalten sich zwei Damen und ein Herr über das Für und Wider von Schönheitsoperationen. Mit einer Handbewegung zeige ich auf mein Gesicht. Da beugt sich der Herr vor und meint: »Ach, Sie sind so vielfältig!«
Ruscheldupps – so nannte meine Mutter, die aus Ostpreußen stammte, zärtlich ihre Enkelkinder, wenn sie unruhig auf ihrem Schoß herumturnten. Ein liebevoller und lautmalerischer Ausdruck – vielleicht ähnlich unserem hessischen Zappelphilipp. Und niemand dachte dabei an ADHS.
Seit Jahren versuche ich, die Familie meines Vaters ausfindig zu machen. In vielen Archiven habe ich schon geforscht, mit zahlreichen Experten gesprochen. Bisher ohne Ergebnis. Jetzt habe ich ein Foto gefunden, auf dem mein Vater vor einem markanten Kirchturm abgebildet ist. Die Aufnahme entstand sehr wahrscheinlich im Jahr 1942. Damals wurde mein Vater in einem Lazarett in Dallgow-Döberitz im Havelland behandelt, nach der Genesung war er in Südfrankreich stationiert.
Wenn ich nun wüsste, in welchem Ort dieser Kirchturm steht (oder stand?), könnte mir dies eventuell helfen, die militärische Einheit ausfindig zu machen, zu der mein Vater gehörte. Ob irgendein ZEIT-Leser diesen Kirchturm wiedererkennt?
Die Neuausrichtung unseres Unternehmens bringt viel Unerfreuliches mit sich. Und trotzdem albern wir manchmal ein paar Minuten auf dem Flur herum. Mein Kollege hat bei einer solchen Gelegenheit das Wort »Abteilungsglück« erfunden. Hoffentlich vergessen wir es nie!
Zusammen mit meiner Freundin den Nachbarinnen beim Aufbau von Möbeln helfen. Und danach von den beiden durch ein genüssliches Sonntagsessen verwöhnt werden. So schön und lecker kann Nachbarschaft sein!
An der Uferpromenade von Seattle fährt die Eisenbahn vorbei. Manchmal sehr langsam. Heute hatte ich die Zeit, alle Wagen eines Güterzugs zu zählen. Zu Hause in Deutschland werde ich meinen beiden eisenbahnbegeisterten Söhnen berichten, wie viele Wagen die Züge in den USA haben. Es waren genau 56.
Büchereien! Als Mädchen, aufgewachsen in einem Dorf im Münsterland, haben mich die Bücher, die ich nach der Sonntagsmesse in der Pfarrbücherei ausleihen konnte, in die weite Welt geführt. Später waren Büchereien häufig die erste Anlaufstelle in einer fremden Stadt. Heute versorge ich mich samstags mit Obst und Gemüse auf dem Markt und dann mit Büchern in der Bibliothek. Und ein nettes Wort von den Mitarbeiterinnen dort bekommt man auch noch ganz umsonst.
Meine S-Bahn-Mitfahrerin. Erst kannten wir uns nicht. Aber sie saß morgens immer schon in der Bahn, wenn ich einstieg. Immer am gleichen Platz. Und jetzt verbringen wir die halbstündige Fahrtzeit mit Gesprächen über Familie und Feste, Politik und Kultur. Am schönsten aber ist unsere gemeinsame Gartenleidenschaft. Da vergeht die Fahrt fast schon zu schnell. Am nächsten Morgen dann können wir uns wiedersehen – wenn keine von uns Urlaub hat oder krank ist. Da bleibt der Platz leer.
Zugegeben: »Mein Ding« ist weder schön noch wertvoll. Doch schon in meiner Kindheit in den fünfziger Jahren hat die stabile Kehrschaufel aus Metall dafür gesorgt, dass nichts unter den Tisch gekehrt wurde. So gezeichnet von einem langen Arbeitsleben, wie sie jetzt ist, hätten die meisten sie vermutlich längst ausgemustert. Selbst ich habe dem guten alten Stück schon einmal den Rücken gekehrt, als mir jemand einen stylischen, silbrig glänzenden Ersatz schenkte. Doch jenes neue Kehrblech war schon nach kurzer Zeit verbogen, und ich bin reumütig zurückgekehrt zu meiner unverwüstlichen Kehrschaufel. Seitdem kehrt sich alles wieder zum Besten.
Im Supermarkt, vor dem Eierregal, versucht eine Frau, sich in dem Angebot zurechtzufinden. Sie hat zwei kleine Kinder bei sich. Das größere tippt auf ein Ei und fragt: »Mama, warum ist da ein Stempel drauf?« – »Damit man weiß, woher die Eier kommen«, antwortet die Mutter, ein wenig genervt. Da tönt es aus dem Einkaufswagen: »Von den Hühnern!« So einfach ist das Leben aus der Sicht eines Dreijährigen.