Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Meine Mutter. Die mich wie die selbstständige junge Frau behandelt, die ich bin, mich bedingungslos unterstützt, trotzdem auch hier und da mal kritisch nachfragt, die mit mir lacht und so vieles mit mir teilt. Bei der ich aber bei größerem und kleinerem Kummer einfach wieder das kleine Mädchen sein darf, das alles ganz furchtbar ungerecht findet.

Friederike Sach, Münster

 

Kritzelei der Woche

Als Designer und Illustrator pflege ich bei Besprechungen und Telefonaten schon fast manisch alles vollzukritzeln, was mir unter den Stift kommt. Hier sehen Sie eine ältere  A2-Schreibtischunterlage. Inzwischen haben sich mehr als ein Dutzend solcher großen, farbigen Zettel bei mir angesammelt und auch jede Menge kleinerer Schmierzettel.

Stefan Lochmann, Wiesbaden

 

Zeitsprung

Vor genau 40 Jahren war ich zum ersten Mal mit meiner Freundin Silke verreist. In Zandvoort, Holland, begaben wir uns auf Erkundungstour, und dort, auf der Strandpromenade,  habe ich das Schwarz-Weiß-Foto von meiner damals 17-jährigen Freundin gemacht. Das kleine Kind auf ihrem Schoß lief gerade vorbei und wurde für das Bild »ausgeliehen«. Kürzlich war ich wieder in Zandvoort, diesmal mit meiner 18-jährigen Tochter. Ich wollte ihr gern alles zeigen, was ich 40 Jahre zuvor mit jungen Augen gesehen hatte. Vieles hat sich inzwischen verändert. Aber es gab die Skulptur des alten Mannes noch, und ich fotografierte diesmal meine Tochter – digital und nicht mit der »Agfa Klick« meiner Jugendzeit. Zwei fast gleichaltrige Mädchen, die einen wichtigen Platz in meinem Leben haben, mit langen Haaren neben dem alten Mann, der seit Jahrzehnten auf das Meer blickt. Meine  Freundschaft mit Silke besteht noch immer. Durch sie habe ich auch meinen Mann kennengelernt. Fast jeden Tag finde ich eine Mail von ihr in meiner Mailbox. Es ist wunderbar, gemeinsame Erinnerungen zu haben.

Magrit Thies, Wentorf bei Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Frühmorgens mit dem Fahrrad durch den Wald zum Briefkasten fahren, um die Tageszeitungen zu holen, auf dem Rückweg ein paar Parasolpilze finden, das gemeinsame Frühstück genießen und trödeln, bevor das Tagwerk beginnt.

Michael Loidolt, Kitzeck, Österreich

 

Herbstrat

(Nach Rainer Maria Rilke, »Herbsttag«)

FRAU: es ist Zeit. Der Sommer war sehr nass.
Mit neuen Kleidern dreh jetzt deine Runden,
und in den Abendstunden habe Spaß.

Befiehl den öden Männern toll zu sein,
gib ihnen eine honigsüße Gabe,
dränge sie in dein warmes Bett und labe
an ihren Küssen dich und nenn sie dein.

Wer jetzt ’nen Hans hat, braucht den Franz nicht

mehr.

Wer jetzt allein ist, wirds nicht lange bleiben,
wird lieben, lachen und sich einverleiben
das pralle Leben und – das ist nicht schwer –
des Nachts es wild und ungezügelt treiben.

Katharina Böttcher und Juliane Fleddermann, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Der Tipp eines Freundes: einen Hauch Badeschaum im Inneren der Schwimmbrille verreiben, und alles bleibt klar. Und es stimmt. Jetzt kann ich stets die Uhr sehen und merken, wie langsam ich schwimme.

Sibylle Korber, Odenthal

 

Was mein Leben reicher macht

Ich krame gerade im Wohnzimmer herum, da höre ich aus dem Keller ein Lachen, das nicht aufhören will. Ich gehe die Treppen runter und sehe: Mein Bruder und meine Schwägerin bringen meiner dreijährigen Tochter bei, wie man möglichst schnell wahlweise als Frosch, als Elefant oder als Pferd um den Billardtisch rennt.

Dagmar Röttsches, Toulouse, Frankreich

 

Meerbusen: Mein Wort-Schatz

Ist Meerbusen nicht eine wunderbar poetische Beschreibung für eine Meeresbucht? »Finnischer Meerbusen«! Nur ist einigen Menschen die Bedeutung nicht klar, weil sie die Brust meinen, aber schamhaft vom Busen sprechen. Andere Wörter für Meerbusen sind Golf oder Bucht. Die Deutsche Bucht als Deutschen Golf oder den Golf von Mexiko als Mexikanischen  Meerbusen zu bezeichnen klingt unvertraut. Lassen wir also die Bezeichnungen ruhig so, wie sie sind. Etwas mehr Meerbusen aber wäre schön.

Günther Vogt, Braunschweig

 

Was mein Leben reicher macht

Zu Besuch bei meiner Mutter. Mit Sam, unserem Bernersennenmischling – schwarzes Fell mit weißem Kragen und weißen Pfoten –, gehen wir im Klosterpark spazieren. Zwei Nonnen im Habit kommen uns entgegen. Die eine deutet auf unseren Hund und meint lächelnd: »Der sieht ja fast aus wie wir!«

Andrea Schneider, Melle