Freundschaft. Ein anderes Wort fällt mir nicht ein zu den beiden Aufnahmen aus meiner, wie man sieht, doch recht engen Küche. Sie zeigen meine Tochter Sera-Katharina (in der Mitte) mit ihren beiden Freundinnen Laura (links) und Eva. Damals waren sie vier, heute sind sie 16 Jahre alt. Und sehen sich immer noch zwei- bis dreimal in der Woche. Gehen Eis essen oder ins Kino, tanzen Hip-Hop in der Tanzschule. Zwischen ihrem 5. und 14. Lebensjahr gingen sie regelmäßig zusammen reiten. Danach hatten sie sich eine Zeit lang aus den Augen verloren, unterschiedliche Interessen, neue Freunde. Aber seit gut einem Jahr verbringen sie wieder viel Zeit miteinander. Zu dritt, ohne Eifersüchteleien. Zwölf Jahre voller unterschiedlicher Sehnsüchte, Wünsche, Wege – und dennoch! Ich glaube, dieses feste Band kann so
leicht nichts mehr erschüttern. Mit dem 2. Foto haben sie mich zu meinem Geburtstag überrascht.
Wenn ich mich abends, wenn unsere Kinder schlafen, mit meiner Nachbarin zu einem Klönschnack bei einem Glas Wein und der einzigen Zigarette des Tages auf dem Balkon treffe. Dieser Luxus: Zeit für uns selbst. Und der Gedanke, dass meine Nachbarin genau das hier lesen und laut auflachen wird.
Aus dem Nachlass meiner Mutter blieb eine Kakteensammlung, die keiner haben wollte, ich eigentlich auch nicht … Und nun blüht so ein Kaktus jedes Frühjahr mit Dutzenden weißen Sternchenblüten – und ich kann die Faszination meiner Mutter auf einmal gut verstehen.
1978 wurde die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind gegründet und DIE ZEIT war damals die erste Zeitung, die darüber berichtete. Thomas Kerstan, Ressortleiter Chancen, interessierte nun, was aus dem Verein von und für Eltern hochbegabter Kinder geworden war. Damit erfüllte er den Wunsch von Annette Heinbokel und Martina Rosenboom vom Regionalverein Osnabrück und diskutierte bei selbstgebackenen Scones über Hochbegabung, Vorurteile und das Engagement des Vereins.
Die beiden Leserinnen fanden es eine gute Gelegenheit, auf den Ursprung der Idee zurückzukommen: „Die damalige mit der heutigen Situation zu vergleichen, macht erschreckende Konstanten aber auch die vielen ermutigenden Erfolge deutlich. Der Besuch der ZEIT war Wertschätzung des jahrelangen Engagements und Ansporn für die Weiterführung der Vereinsarbeit zugleich.“
Ziemlich genau 45 Jahre ist es jetzt her. Seltsamerweise steht kein Datum drauf, aber ich weiß genau, dass es Juni 1966 war. Mit 16 Jahren fuhr ich also das erste Mal allein mit der Eisenbahn vom Niederrhein aus nach Essen. Es gab je ein Konzert um 16 Uhr (das war meins) und um 20 Uhr, falls man es Konzert nennen konnte: Vier Vorgruppen, die Spannung stieg, die letzte waren die Rattles – und dann stürmten die Fab Four die Bühne. Ein wenig enttäuschend war, dass sie nur fünf Songs spielten (ohne Zugabe!). Bei I’m down versagte Paul McCartney dann noch die Stimme, woraufhin er nur noch kiekste. Aber damals kam es einfach mehr darauf an, sie einmal auf der Bühne zu sehen und – für die Mädels – sie zu bekreischen.
Meine älteste Tochter ist heute eingeschworener Beatles-Fan. Qualität setzt sich eben durch.
In meiner Gasse sitzen drei Jugendliche mit dem viel zitierten Migrationshintergrund mitten auf dem abendlich warmen Gehsteig. Einer spielt den anderen laut quäkende Musik von seinem Handy vor und erläutert dazu gestenreich. Als ich näher komme, erkenne ich die Melodie: Beethovens Fünfte.
Das schwerstbehinderte Mädchen, das am Ende unserer Straße wohnt, malt wunderschöne Bilder mit Straßenkreide – vermutlich wäre Keith Haring neidisch darauf gewesen. Jeder Regen wischt sie weg. Und an jedem Sonnentag sitzt das Mädchen wieder dort und malt. Wenn ich an ihr vorbeijogge, nehme ich die Bilder in Gedanken mit auf die Laufstrecke. Manchmal lächelt sie mich sogar an.
Beim Stöbern in Unterlagen fiel mir eine ältere Kritzelei in die Hände. Sie entstand während meines Zivildienstes. Für mich bot dieses Jahr neben der sozialen Tätigkeit die Möglichkeit, über Dinge zu reflektieren oder einfach mal ein wenig zu träumen. Ich denke, dass sich die Rückbesinnung auf mich selber – für die mir heute so oft die Zeit fehlt – in meiner Kritzelei gut widerspiegelt. Manchmal frage ich mich, wann die junge Generation, die vom Abitur zum Bachelor hetzt, dazu kommen soll zu reflektieren … oder wenigstens zu kritzeln.
Vier Tage Hurricane-Festival. Mit den besten Freunden zelten, trinken, tanzen, lachen und natürlich rock ’ n’ rollen. Am Montag zurück in der Zivilisation. Man sucht nach Gleichgesinnten – Kennzeichen: das blaue Festival-Armband – und grinst sich schelmisch zu.
Mit meinem sechsjährigen Sohn im Zeitalter von Nintendo und Computer in unserer Ferienwohnung abends Kniffel zu spielen … und er schreibt die Punkte auf.