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Was mein Leben reicher macht

Gestern, beim Einparken: Der automatische Einparkassistent kurbelt munter das Lenkrad, begleitet von allerlei abstandwarnenden Pieptönen und einem wachsamen Display, alles vollautomatisch. Beim Blick auf den Bürgersteig bemerke ich einen älteren Herrn – sympathischer Senior, sicher jenseits der 70 –, der mich gestenreich in die Parklücke einweist. Nach vollbrachter Tat lupft er freundlich den Hut und geht seines Weges.

Nick Lambert, Trier

 

Dittchen: Mein Wort-Schatz

Wenn ich früher meine Großeltern be- suchte und ihnen etwas zur Hand ging, sagte mein Großvater: »Hier hast du ein Dittchen. Es waren 50 Pfennige oder auch eine Mark und reichte für den Kinobesuch am Sonntagnachmittag. Der Ausdruck »Dittchen« stammte wohl aus seiner Danziger Heimat.

Werner Müller, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Schwiegereltern! Stets versorgen sie uns mit frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Für die Enkel verstecken sie sich hinter Schränken, lesen zum hundertsten Mal das Räuberbuch und schaben (fast) wöchentlich Spätzle. Wir dürfen das Babyfon einfach einen Stock runterbringen und den Abend zu zweit genießen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass das Leben unter einem Dach so harmonisch verläuft.

Lotte Kirgis, Korb, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach sechs Monaten in Hongkong wieder daheim sein. Gemütlich auf der Couch sitzen und die unglaubliche Ruhe auf dem Dorf genießen.

Carolin Bach, Gemmrigheim, Baden-Württemberg

 

G’schpusi: Mein Wort-Schatz

Letzte Woche: Geburtstagsfeier bei Freunden, Small Talk über frühere Zeiten, Beziehungen, Schicksale. Da fällt das Wort G’schpusi, so leichtfüßig, etwas anrüchig, aber auch ein bisschen unschuldig, nicht derb, wiewohl geheimnisvoll, verzeihend, mitwisserisch. Es ist ein typisch wienerischer Slang-Ausdruck für Seitensprung, Affäre, Amour fou oder auch Techtelmechtel, was mir in diesem Kontext auch ganz gut gefällt!

Herbert Walter, Kaumberg, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn meine Tochter Celia mir zum Beginn meines Seniorenstudiums (Kunstgeschichte und Philosophie) eine Schultüte bastelt. Ich bin 1969 in die Schule gekommen, und auf dem Land gab es einfach keine Schultüten. Das war »Firlefanz«.

Renate M. Paus, Düsseldorf

 

Augenfällig: Mein Wort-Schatz

An das Wort Augenfällig erinnerte ich mich während unseres Urlaubs in Siebenbürgen. In Hermannstadt gibt es viele schöne, renovierte Häuser, aber auch solche, die »nicht ins Auge fallen« und trotzdem ein interessantes Innenleben führen. Etwa das Restaurant Syndikat, dessen Eingangstür ein einfacher Holzverschlag ist, auf dem mit Kreide die Speisekarte notiert ist. Die frischen, kreativen Gerichte waren ausgezeichnet; die jungen Besitzer des Restaurants engagiert und zuversichtlich.

Rita Schelden, Warendorf

 

Was mein Leben reicher macht

Die Autokorrektur meines Handys, die mir beim Eintippen des Wortes »Sonne« prompt das Wort »Sommerhaus« vorschlägt. Erinnerungen werden wach: an laue Nächte unterm Gebälk im Sommerhaus bei meinen Eltern auf dem Land.

Marieke Bea, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Die Frau, die ein Stück ihres Lebens, ihrer Zukunft, ihren Alltag und all ihre Sicherheit aufgab, um ein neues Leben mit mir zu beginnen. Danke, Fräulein Bird!

Jonas Dostert, Puligny-Montrachet, Frankreich

 

Was mein Leben reicher macht

In einem Berliner U-Bahn-Café. Eine südländisch aussehende junge Stadtstreicherin steht vor mir am Tresen und drückt sich an der Scheibe die Nase platt. Die Verkäuferin herrscht die Stadtstreicherin an: »Wat denn nu!« Meine Nackenhaare stellten sich senkrecht. Ich frage die Stadtstreicherin, was sie möchte. Sie deutet stumm auf Kuchen und Kaffee. »Zahle ich«, sage ich. Wortlos, mit verhaltenem Lächeln, zieht die Stadtstreicherin von dannen. »Für mich eine Schokolade und ein Croissant.« »Macht acht Euro«, kommt es barsch über den Tresen, »aber für Sie die Hälfte!«

Peter Goebel, Berlin