Lesezeichen
 

Ruhe-Buche

s76-baum

Meine Baumfreundin ist eine Buche, im Friedwald Bad Münstereifel. Ich habe mir diese Freundin vor einigen Jahren gesucht, denn ich wollte sie gerne zu Lebzeiten kennenlernen und mit ihr älter und knorriger werden. Mindestens einmal im Jahr fahre ich zu ihr und mache mich mit ihrer Lebenswirklichkeit vertraut, die irgendwann auch mal meine sein wird. Auf dem kleinen Schild steht ein Satz von Hilde Domin: »Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.« Er beschreibt für mich den Übergang in diese andere Welt. Inzwischen haben sich noch zwei (menschliche) Freundinnen entschieden, ihren letzten Platz unter dieser Buche zu wählen. Da werden wir unsere Schwätzchen weiterführen können, über den Tod hinaus!

Monika Feinen, Hürth

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einer halben Stunde Warten bei der Post endlich das letzte Paket verschickt, dann Metzger und Bäcker im Eiltempo. Im Vorbeifliegen frage ich den netten Bekannten nach dem Namen seines neuen Mischlingshundes. Als Antwort bekomme ich: »TomTom«. Innerlich lachend gehe ich weiter. Na, hoffentlich zeigt der lebendige TomTom unseren Bekannten auch immer den richtigen Weg.

Annika Postler, Esslingen am Neckar

 

Nasser Winkel: Mein Wort-Schatz

Im Mittelalter gab es zwischen den Häusern schmale Durchgänge – auch Winkel genannt. Durch den nassen Winkel wurden alle Abwässer des Hauses geleitet. Da es damals noch keine Kanalisation gab, baute man in diese nassen Winkel auch die Aborte. Gesäubert wurden sie von den »Abdeckern«. Die sogenannten Winkelschnüffler überwachten die Reinlichkeit und zeigten Verstöße dagegen an.

Werner Müller, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Früher bekam man um diese Jahreszeit von Händlern und anderen Werbetreibenden ungefragt Kalender in den Beutel gesteckt, so viele, dass man manchmal sogar welche entsorgen musste. Das war einmal. Neulich fragte ich bei unserem Apotheker nach dem üblichen Wandkalender. Der reagierte mit beginnender Verweigerung. Ich setzte zum Überredungsversuch an: »Aber Sie müssen mich doch kennen, ich habe doch schon öfter bei Ihnen eingekauft…« Daraufhin wollte er es genau wissen: »Dann tun Sie mal Ihre Mütze runter!«

Margarete Gröll, Regensburg

 

Was mein Leben reicher macht

In dieser Rubrik immer mal wieder einen überraschenden, interessanten, oft anrührenden und klugen Beitrag eines guten Freundes aus demselben Ort zu lesen.

Thomas Werner, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Zeitsprung: Viele, viele Jahre

Das linke Bild zeigt vier Brüder zu Weihnachten 1940. Damals waren sie acht bis vierzehn Jahre alt. Später hatten sie viele, viele Jahre lang keine Kommunikation miteinander. Einer der Brüder ist mein Vater. Dass ich es geschafft habe, den Kontakt zwischen diesen Brüdern wieder herzustellen, war eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben bisher getan habe. Trotz Demenz und anderer Altersgebrechen: Wenn die Brüder sich unterhalten, ist das interessant und berührend.

Christiane Rudlof, Bremen

 

Wöltern: Mein Wort-Schatz

Wie nennen eigentlich andere Familien das, was man mit dem Salat macht, wenn man ihn mit der Sauce – nun ja, vermengt? Bei uns zu Hause (Westfalen mit großmütterlich ostpreußischem Einfluss) heißt das Wöltern. Nur bei uns?

Ulrike Nolting, Friedrichsdorf

 

Die Kritzelei der Woche

s84-kritzelei

Diese Kritzeleien entstanden bei den wöchentlichen Teambesprechungen des Erzieherteams eines Straßenkinderheims in Abidjan. Was sich da in meinem Inneren abspielt, ist vielleicht ein wenig zu erahnen.

Simon Tillmann, Burscheid, Nordrhein-Westfalen, z. Zt. Abidjan, Elfenbeinküste

 

Was mein Leben reicher macht

Heiligabend. Nach dem Abendessen laufen die Vorbereitungen für die Bescherung an. Ich ziehe mich mit meinen beiden Nichten zurück; wir sind die jüngsten der Familie. Früher habe ich ihnen beim Warten vorgelesen. Heutzutage spielen wir uns gegenseitig unsere Lieblingslieder vor. Dann ertönt das Glöckchen: Das Christkind war da. Wir rennen ins Wohnzimmer. Dieses Ritual wird seit nahezu dreißig Jahren unverändert wiederholt. Mittlerweile sind meine Nichten 28 und 30 Jahre alt. Wie lange es wohl so weitergeht? Für dieses Jahr jedenfalls steht das Glöckchen schon bereit.

Sonia Maron, Löwenstein, Württemberg