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Pusemuckel: Mein Wort-Schatz

Am Telefon erzählte mir meine Mutter neulich von einer Musikveranstaltung, auf der sie gewesen war. Wie das nun mal so ist in kleinen Ortschaften, kennt man bei größeren Ereignissen meistens die Hälfte der Leute. Diese Tatsache kommentierte sie mit: »Ach, da waren viele, von hier und da und Pusemuckel.« Ich hatte dieses Wort beinahe vergessen. Es handelt sich wohl um den deutschen Namen zweier tatsächlich existierender polnischer Ort­schaften, nämlich Posemuckel. Der Begriff wird als Synonym für provinzielle, kleine Ortschaften benutzt.

Ronja Zoth, Freiburg im Breisgau

 

Was mein Leben reicher macht

Meine 29­jährige Cousine, die gestern beim Einkaufen ganz nebenbei zu mir sagte: »Mir fällt gerade ein, mein Shampoo ist leer. Meine erste Flasche seit dem Ende der Chemotherapie!«

Antje Mohrmann, Stuttgart

 

In Bayern!

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Auf diese Gruppe von Ahorn­bäumen stieß ich bei einer spontanen Herbstwanderung im Augsburger Umland. Der Himmel ein strahlendes Blau, die Temperaturen spätsommer­lich und die Blätter in den leuchtenden Farben des Indian Summer: Da kann man schon mal für kurze Zeit vergessen, dass man sich ja in Bayern und nicht in den weiten Wäldern Nordamerikas bewegt.

Fabian Zöller, Augsburg

 

Was mein Leben reicher macht

Als 95­-Jähriger auf meiner Terrasse zu sit­zen, dem Plätschern meines selbst gebastel­ten Wasserrads zu lauschen und in Erinne­rungen zu schwelgen. Nach einem Front­einsatz in der Ukraine 1941 hatte ich im Bach vor meinem Vaterhaus in den Glatzer Bergen, Niederschlesien, ein fast bauglei­ches Wasserrad aufgestellt. Heute leben dort Polen, die ihrerseits von den Russen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Glei­ches Schicksal verbindet. Und schafft Freundschaft. Vor vier Wochen habe ich sie wieder besucht.

Otto Paulitschek, Krefeld

 

Was mein Leben reicher macht

Männer! In diesem Fall unsere vier Söhne, von denen die drei Ältesten an Wochen­endabenden sich gegenseitig die Dusche blockieren und unser Haus mit ihren Duft­ wässern vernebeln, während vor dem Haus die Freunde hupend und johlend warten, um gemeinsam zu diversen Partys aufzu­brechen. Und wenn mein Mann, sobald alle weg sind, mit unserem Jüngsten, der noch zwei lange Jahre auf Discobesuche warten muss, zum Döner­-Essen fährt. Als Trost. Vermutlich für beide.

Silke Henne, Dassel ­Deitersen, Niedersachsen

 

Der Grünkohlverderber

(Nach Johann Wolfgang von Goethe, »Der Erlkönig«)

Wer hat denn so spät noch zur Mitternacht
Den Kessel mit Grünkohl aufs Feuer gebracht?
Es ist der Meister der Küchenkunst,
Er werkelt geschäftig im Grünkohldunst!

Er kocht ein gar köstliches Grünkohlgericht
Und sieht wohl den Grünkohlverderber noch nicht.
Der Grünkohlverderber, mit Paprika,
Mit Curry und Minze, ist nämlich schon da!

»Oh Meister, oh Meister, komm geh mit mir!
Gar schöne Gewürze, die kauf ich dir.
Es gibt auf dem Markt einen türkischen Stand,
Der hat wohl die schärfsten Gewürze im Land.«

Der Meister sinniert, er möchte das nicht,
Was Grünkohlverderber ihm alles verspricht!
Er bleibt noch ganz ruhig, während er sinnt,
Mit den Suppenkellen klappert der Wind.

»Willst, großer Meister, du mit mir geh’n?
Auch meine Töchter, die würzen sehr schön,
Meine Töchter, die würzen je nach Bedarf,
Mal milde, mal sinnlich, mal saumäßig scharf!«

Der Meister, er schwankt und rührt nun schon schneller,
Der Morgen ergraut, und es wird langsam heller.
Dem Grünkohlverderber wird es zu bunt,
Jetzt macht er den Meister mal ordentlich rund!

»Jetzt würz ich den Grünkohl, ihm fehlt noch Gehalt
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!«
Dann geht er zum Kessel und fasst ihn an,
Jetzt hat er dem Grünkohl was angetan!

Dem Meister grauset’s, er betet zu Gott,
Und blickt ganz entsetzt auf den Grünkohlpott,
Er rühret und rühret in seiner Not,
Der Kohl war mal grün und jetzt ist er – rot!

Rüdiger Will, Hannover

 

Drauwedrigger: Mein Wort-Schatz

Im Kurpfälzer Dialekt meines Heimat­ortes an der Bergstraße hieß der vor dem Herbsten oft aufsteigende Frühnebel Drauwedrigger – Traubendrücker. Wenn ich vor meinen leider hoch­deutsch erzogenen Enkeln solche Wörter benutze, schauen sie mich verständnislos und leicht geniert an. Dabei ist ein Aus­druck wie dieser für mich ein wahrer Schatz.

Heiner Markmann, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

»Püppis Papa«, der Fantasiefreund unserer dreijährigen Tochter. Er ist der »einzige Riese in der echten Welt« und ausgestattet mit Kenntnissen und Fähigkeiten, über die wir nur staunen können. Leider ist er im­mer gerade verhindert, wenn wir ihn ge­brauchen könnten. Doch während unseres Urlaubs hat er auf unser Haus aufgepasst.

Christine Koch, Bad Soden

 

Zeitsprung: Rosenwasser

Meine beiden Katzen haben zwei Wasserstellen, die sie auch fleißig nutzen. Aber Rosenwasser ist ihnen offenbar noch lieber: Sobald eine Vase mit Rosen auf dem Tisch steht, deren Öffnung sich dazu eignet, den Kopf hineinzustecken, um an das Wasser zu gelangen, dann tun sie das auch. Notfalls holen sie die Blumen vorher mit ihren Pfötchen heraus.

Ingrid Koebbel, Allensbach