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Fruchtiges Geschenk

Das Geschenk meiner Tochter: eine Apfelbaum-Patenschaft. Da gehen wir im Herbst ernten, zehn Jahre lang!

Dieter Haider, Planegg

 

Die neue Wende

Als Mensch, der zum Zeitpunkt der Wende sieben Jahre alt war, kann ich mich dunkel an mehrere Verwandschaftsbesuche in der damaligen DDR errinern, an Kontrollen an der Grenze, zugezogene Vorhänge im Wohnzimmer bei westlichen Fernsehkanälen und an Erzählungen über diesen Unrechtsstaat von eben jener Verwandtschaft. Das, was mein Leben ein Stück reicher macht, ist in Anbetracht der Ereignisse der letzten Wochen das Volk von Tunesien und Ägypten.

Michael Mück, Haar

 

Kritzelei: Cello

Diese Kritzelei entstand kürzlich an einem entspannten Abend bei viel Musik und dunklem Roten, jedoch nicht, wie die Zeichnung vermuten lässt, bei Bachs Prelude. Sondern bei unbequemer Alternativ-Rock-Mucke, die mich daran erinnerte, wie befreiend es sein kann, kreativ zu sein. In dem Moment fiel mir wieder ein, dass mein Cello zu viel Staub angesetzt hat.

Regina von Thülen, Bremen

 

Einfach so

Montagmorgen, vor dem Supermarkt. Es ist kalt, und ich suche in meinem Portemonnaie ein 50-Cent-Stück für den Einkaufswagen. Ohne Erfolg. „Können Sie mir vielleicht eine 1-Euro-Münze kleinmachen?“, frage ich eine ältere Dame. „Leider nein“, sagt sie. „Aber nehmen Sie doch meinen Chip! Man muss auch mal was geschenkt bekommen, einfach so.“

Sven Minnerup, Everswinkel

 

Wiedergefunden: Selbstkomponiertes

Beim Aufräumen habe ich zwei CDs gefunden, die mein damals neunjähriger Sohn 1998 zu Weihnachten für die Familie aufgenommen hat. Auf der einen erzählt er eine selbstgeschriebene Weihnachtsgeschichte und untermalt sie mit seinem Keyboard, auf der anderen singt er Weihnachtslieder. Wir haben uns alles noch einmal angehört und waren gerührt – welche Mühe er sich damals gegeben und wie rein er gesungen hat! Vergangene Weihnachten haben wir alle gemeinsam musiziert und mein mittlerweile 21-jähriger Student hat eifrig mitgebrummt. Ich hoffe, er kommt noch oft an Weihnachten nach Hause.

Irmtraud Fenn-Nebel, Bamberg

 

Der Medien Wort

nach Rainer Maria Rilke: „Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“

Ich ärg’re mich so über der Medien Wort.
Sie deuten alles so seelenlos aus
und locken mit Schein und mit Applaus
und zertreten hier und beglücken dort.

Mich zürnt ihre Macht, ihr Spiel mit dem Hohn,
sie sagen uns alles, was ist und ist wahr;
ihren Opfern lassen sie kein gutes Haar;
ihr Gott heißt Auflage und Sensation.

Ich weiß, es gibt Kämpfer gegen den Strom.
Aufmerksamkeit ist ihr wichtiger Lohn.
Die Gefühle der andren sind starr und stumm.
Sie wollen unsere Gedanken dumm.

Peter Weckmüller, Wietze

 

Von Bremen nach Stuttgart

Den Mann gefunden zu haben, der mich zum Lachen bringt – selbst wenn ich weine. Ich bin glücklich! Mit ihm zusammen. Und nach einer wunderschönen Zeit in Bremen freue ich mich nun auf den nächsten Schritt, den wir zusammen gehen werden – in Stuttgart.

Marlis Torka, Bremen

 

Ruhe-Stand

Ich werde wach und räkele mich noch genüsslich im warmen Bett. Die Nachbarn verlassen das Haus zur Arbeit. Ich bete und danke dafür, dass ich mit 55 Jahren im Vorruhestand sein darf. Mein Terminkalender ist prall gefüllt. Das Leben hält wieder einen wunderbaren Tag für mich bereit.

Hilde Stotzem, Frankfurt

 

Wiedergefunden: Kindheitsträume

Kürzlich habe ich meinen 28. Geburtstag gefeiert. Ein guter Zeitpunkt, um auf alte Träume zurückzuschauen. So wühlte ich in alten Unterlagen und stieß auf dieses Fundstück: den Detektiv-Ausweis aus dem Micky-Maus-Heft. Er erzählt sehr viel von meiner Kindheit vor etwa 18 Jahren. So fand ich den Namen Tino für meine Generation wohl zeitgemäßer als Joachim. Und meine Unterschrift „007“ verweist subtil auf mein großes Vorbild. Heute bin ich Historiker. Wenn mich ein Fachfremder fragt, was ich denn da so arbeite, erzähle ich immer von meinen Recherchen im Archiv. Und bisweilen fühle ich mich zwischen den Aktenbergen wie ein richtiger Detektiv. So können Träume auch wahr werden.

Joachim Hendel, Jena

 

Yoga am Morgen

Wann immer ich es schaffe, beginne ich den Mittwoch um 7 Uhr früh mit einer Yogastunde; schon das Gefühl, ohne Kaffee und Frühstück in den Tag zu starten, ist etwas Außergewöhnliches. Die Stunde beginnt in Schweigen, und wird nur durch die Anleitung und der Ermunterung zum Lächeln unterbrochen. Nach Atemübungen, Anspannung, Entspannung und hoffentlich einem Kopfstand nach 90 Minuten ein erstes „Guten Morgen“ zu hören (und zu sagen), bringt einen endlich mal in seine Mitte. Der Tag kann kommen…

Michael Geißler, Düsseldorf