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Kritzelei: In der Vorlesung

Seit Jahrzehnten kritzelt mein Mann, der inzwischen 72 Jahre alt ist, vor allem während längerer und langweiliger Telefongespräche. Die dabei entstandenen Werke sind sich immer sehr ähnlich und meistens schwarz-weiß gehalten. Dieses Bild ist das Ergebnis einer wohl nicht besonders kurzweiligen Universitätsvorlesung in München während des vergangenen Sommersemesters.

Ingeborg Heilrath, Gilching bei München

 

Kritzelei: Schizophrenie

Diese Kritzelei stammt von Dora Baumann, einer Studierenden an unserer Berufsfachschule für Arbeitserziehung. Sie entstand während des Unterrichts im Fach Psychiatrie und Neurologie, als es gerade um Schizophrenie ging. Ich bin Dozent an der Schule, und als ich dieses Beispiel für Alltagskunst entdeckte, habe ich Frau Baumann auf „Die ZEIT der Leser“ angesprochen. Sie hat gerne eingewilligt, die Zeichnung für Ihre Seite zur Verfügung zu stellen

Willi Rutenfranz, Waiblingen

 

Kritzelei: Statistik

Diese Zeichnung entstand während der letzten Statistik-Vorlesung vor den Semesterferien. Der Dozent gab wirklich sein Bestes. Aber meine Gedanken waren schon im Urlaub.

Andreas Herdegen, München

 

Kritzelei: Caesars Lücken

Diese Kritzelei ist schon etwa fünfzig Jahre alt. Damals nahmen wir im Lateinunterricht Caesars De Bello Gallico durch, und ich habe noch gut in Erinnerung, wie ich mir die Zeit damit vertrieb, die Lücken im Text mit möglichst durchgängigen Linien zu verzieren.

Ernst von Ledebur, Darmstadt

 

Kritzelei: den Geist offen halten

Meine Kritzelei ist vor Kurzem entstanden, während eines Fortbildungsseminars zum Thema „Psychoanalytische Arbeit mit Jugendlichen“. Wenn ich längere Zeit über konzentriert zuhören muss und mich dabei nicht bewegen kann, dann hilft mir der Stift, meinen Geist offen zu halten und nicht zu ermüden. Erst später sehe ich, was ich da gekritzelt habe.

Marion Otte, Cuxhaven

 

Kritzelei: Herta Müller

Ich hatte das Vergnügen, Herta Müller an der Universität in Köln zu hören, bevor sie den Nobelpreis verliehen bekam. Persönliches Fazit nach der Lesestunde: „Man sollte ihr nur wohlüberlegte Fragen stellen, sonst fühlt man sich unter ihrem Blick wie ein dummes Schaf!“ Als wir einige Zeit später im Literaturkurs der Volkshochschule das Werk Herta Müllers besprachen, versah ich gleich zu Beginn der Unterrichtsstunde ein Blatt aus meinem Notizblock mit dieser gewonnenen Ansicht und malte mich entspannt durch den Unterricht, wobei mich ihre Bild-Text-Collagen
ganz besonders beeindruckt haben. Hier das Resultat meiner bildlichen Vorstellungskraft aus Erinnerung und Neuem.

Jutta Wagner, Köln

 

Kritzelei: Urwaldwelten

Es war vor knapp elf Jahren: Ich war seit einigen Monaten Mutter, und mich verfolgte das immer stärker werdende, erdrückende Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Befreiende Augenblicke verschaffte ich mir, indem ich endlos mit meiner Mutter in Chile telefonierte. Dabei zeichnete ich mit Kuli urwaldartige Eigenkreationen. Jahre später befand mein damals vierjähriger Sohn Adrián, dass diese Zeichnungen sehr blass und öde ausgefallen seien und „verschönerte“ sie mit eigenen farbigen Akzenten. Diese Zeichnung ist eine meiner Favoriten.

Gabriela Durán Becerra, Aachen

 

Kritzelei: Handarbeit


Ich schicke Ihnen hier meine Schreibtischunterlage. Mein Kopf funktioniert überhaupt nur, wenn meine Hände beschäftigt sind.

Teresa Erhart, Berg am Starnberger See

 

Kritzelei: viele kleine Hundertwassers

Um den Lehrermangel zu lindern, helfen in der Hermann-Hedenus-Hauptschule in Erlangen Senioren wie ich – ich bin 71 Jahre alt – bei der Betreuung von Arbeitsgruppen und in der Projektarbeit. Diese Kritzelei entstand bei den Vorgesprächen mit der Kunstlehrerin, Frau Maier, für ein Malprojekt zum Thema Hundertwasser mit ihrer Klasse 6c. Die Schüler waren mit viel Freude bei der Arbeit und produzierten an mehreren Tagen viele schöne „Hundertwassers“.

Klaus Hoffmann, Adelsdorf, Mittelfranken

 

Kritzelei: Kongress und Fußball


Diese Kritzelei stammt aus einem pharmakologischen Workshop in Montreux. Einerseits versuchte ich, meine Aufmerksamkeit dem Vortragenden und seinen Ausführungen zu schenken. Andererseits verfolgte ich auf dem iPhone meines Tischnachbarn das Spiel Serbien – Deutschland. Wie man sieht, ist mir beides nicht so ganz gelungen.

Monika Weiss, Luzern