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Sonntagsmaler: Mein Wort-Schatz

Heute heißen Sonntagsmaler nur noch »Hobbykünstler« – ein verwässerter Sammelbegriff. Kindlers Malerei-Lexikon aber weiß: »So sind Sonntagsmaler diejenigen Maler, die teils autodidaktisch, teils nach kurzer Ausbildung oder Anleitung, etwa in VHS-Kursen, die Malerei neben ihrem Beruf als Erholung von der Arbeit und als Liebhaberei, gleichsam als Sonntagsvergnügen betreiben. Hauptantrieb ist die angeborene Freude am Gestalten und am Spiel der Phantasie.« Goethe, Strindberg und Ringelnatz waren bekannte Sonntagsmaler.

Sophie Reich, Bochum

 

Kinderfeind: Mein Wort-Schatz

Erst mit Anfang zwanzig, in meiner ersten WG-Küche, wurde mir klar, dass das Wort Kinderfeind nicht die offizielle Bezeichnung für einen Gummischaber ist. Und das kam so: Wie alle Kinder hat sich mein älterer Bruder immer auf die Teigreste in der Backschüssel gefreut. Als aber meine Mutter einmal sehr gründlich mit besagtem Gummischaber zu Werke ging, rief er aus: »Das ist ja ein richtiger Kinderfeind!« Von da an gab es in unserer Familie nur noch dieses Wort. Vom »Gummischaber« sprach keiner mehr. Mittlerweile habe ich eine eigene Familie – und natürlich einen »Kinderfeind« in der Schublade.

Monika Zeiler, Nürtingen

 

Lauschiger Abend: Mein Wort-Schatz

Gestern Abend lese ich auf dem Balkon. Ein Freund aus Tübingen ruft an und erzählt mir, dass er gerade auf seiner Terrasse sitzt und den lauschigen Abend genießt. Schon lange habe ich diese Be- schreibung für herrliche Sommerabende nicht mehr gehört.

Helga Kühnel, Landshut

 

Schnellzugzuschlagschein: Mein Wort-Schatz

Das Wort »Skischuhschnalle«, das die slowakische Leserin Frau Grenová ins Herz geschlossen hat, erinnert mich an mein Lieblingswort aus der Zeit, als ich, ein Engländer, in der Schule Deutsch lernte. Das Wort hieß: Schnellzugzuschlagschein. Es war für mich ein Moment der reinen Freude, als ich einige Jahre später an einem österreichischen Bahnhof ein solches Papier tatsächlich in der Hand hielt. Das Wort vereinte in sich die jugendliche Sehnsucht nach fernen Ländern, das Versprechen der großen Bahnlinien und die Akkuratesse des höflichen, korrekt gekleideten Bahnbeamten, der mir den Schein ausstellte. Vielleicht finde ich eines Tages das gute Stück unter meinen alten Papieren im Keller wieder. Wäre schön, denn heutzutage gibt es leider weder Schnellzugzuschlagscheine noch Bahnbeamte!

Anthony Mellor-Stapelberg, Hemmingen bei Hannover

 

Spornstreichs: Mein Wort-Schatz

In einem Brief unserer 16-jährigen Tochter erstaunte uns die mehrfache Verwendung des Wortes Spornstreichs – zurückzuführen wohl auf ihre intensive Lektüre der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull von Thomas Mann. Schade, dass dieses anschauliche Wort so ganz aus dem Gebrauch gekommen ist!

Marie-Luise Mettlach, Burscheid, Nordrhein-Westfalen

 

Beruhigerle: Mein Wort-Schatz

Wunderschöne Wanderung auf der Baiersbronner Himmelsleiter. Wir passieren eine Wegkreuzung, und ein paar Meter danach sagt die nette Wanderführerin: »Hier fehlt ein Beruhigerle!« Auf meine Nachfrage erklärt sie, dass hier nicht eindeutig gewesen sei, welcher Weg der richtige war. Daher sei es bei der Wegmarkierung üblich, zur Beruhigung der Wanderer nach einigen Metern ein »Beruhigerle« anzubringen.

Waltraud Günther, Glatten, Baden-Württemberg

 

Nicht Wort haben wollen: Mein Wort-Schatz

Meine Schwiegermutter gebrauchte häufig die Redewendung »etwas Nicht Wort haben wollen« im Sinne von »etwas nicht für wahr halten, es sich nicht eingestehen«. Diese mir gar nicht geläufige Redewendung fand ich nun bei Goethe in Wilhelm Meisters Lehrjahren gleich zweimal wieder, und wie mir das Grimm’sche Wörterbuch bestätigte, gebrauchte auch Marie von Ebner-Eschenbach diese Redewendung. Es war für mich wieder mal ein Zeichen dafür, dass der mitteldeutsche Sprachschatz, der auch meine Frau geprägt hat, nicht immer mit meinem – norddeutschen – Sprachschatz harmoniert.

Ernst von Ledebur, Darmstadt

 

Blümerant: Mein Wort-Schatz

Ein Ausdruck, den ich ganz neu in meinen Wortschatz aufgenommen habe: Blümerant. Auch wenn das Wort allgemein bekannt ist, findet es leider zu wenig Anwendung. Stattdessen hört man »Mir ist schwindlig« oder »flau« oder, ganz modern: »Ich hab Kreislauf.« Gestrichen! Ab jetzt für all das: »Mir ist (ganz) blümerant.« Es kann auch sehr vielseitig eingesetzt werden: nach dem Sport, nach zu viel Feiern, im Verliebtheitstaumel.

Andrea Kühberger, Neckargemünd

 

Schuhpandapanz: Mein Wort-Schatz

Ob sie als Kleinkind das Wort »Schuhlöffel« nicht mochte oder schlicht nicht kannte, weiß heute niemand mehr. Jedenfalls taufte meine Schwester ihn spontan Schuhpandapanz. Knapp 20 Jahre später verwenden wir das Wort noch immer gerne, denn es klingt lustig und weckt schöne Erinnerungen.

Felix Müller, Bobingen, Bayern

 

Lohntütenball: Mein Wort-Schatz

Zur »Lohntüte« in ZEIT Nr. 28/14: In meiner alten Firma Henkel wurden die Lohntüten immer am Freitag ausgegeben. Die Lohnempfänger marschierten, wenn sie aus dem Fabriktor kamen, gleich in die umliegenden Kneipen, um zuerst ihre Anschreib-Schulden zu begleichen – oder auch die gesamte Lohntüte zu versaufen. Dann ging es in der Kneipe hoch her: Es war Lohntütenball. Oft kamen die Arbeiter ohne Geld nach Hause.

Gerhard Freitag, Düsseldorf