Aus meiner Kindheit in Krefeld kenne ich das Wort Stronzen für »angeben, sich wichtig machen«. in dem Zusammenhang erinnere ich mich auch an den Begriff Stronzläppchen für das Einstecktuch, das die Herren zu festlichen Gelegenheiten in der linken Brusttasche trugen.
Was für ein schöner Ausdruck, über den ich da gestolpert bin: Endlich können wir Männer unsere Lebensverhältnisse mit dem nach viel abendländischer Kultur klingenden Wort Polyamant umschreiben. Nach Jahren der Suche können wir behaupten, »Vielweiberei«, »Ehebruch« oder unsere so oft von den Frauen verteufelte »Triebgesteuertheit« zeugten nun doch von einer Art Intelligenz. Danke an den Wortschöpfer! Endlich können wir befreit sagen, wir lieben alle Frauen!
Wenn in meiner Jugendzeit das Wort Finsteröllchen in den Mund genommen wurde, rückte man zusammen, als gelte es, ein Geheimnis zu verbergen. Das Wort tauchte in die Abgründe der unerlaubten Beziehungen: Wer ein Fisternöllchen hatte, hatte sich mit einer Person eingelassen, die bereits anderweitig (Ehe, Verlobung) gebunden war, und das war moralisch anrüchig. Ich finde, das Wort besitzt einen ganz eigenen Charme gegenüber dem profanen »Fremdgehen«.
Das Wort zerschmilzt mir im Munde wie das damit Gemeinte auf der Wunde: Balsam. Da kommen doch alle Salben, Cremes, Wundauflagen oder gar Skinceuticals nicht mit. Wohlklang und assoziierter Wohlgeruch verkünden mir: Alles wird gut! Nicht umsonst gibt es daher keine Salbe für die Seele, wohl aber Balsam für dieselbe!
Es ist viele Jahre her. Unsere Tochter – damals etwa fünf Jahre alt – schwebte, in Omas alte Gardine gehüllt, als Prinzessin durch ihr Kinderzimmergemach. Um sie herum geputzte und frisierte Puppen, mit denen sie sang und Märchen spielte. Nur halb zuhörend, erhaschten wir die Wörter Schöne Gelobenheit. Unsere Tochter konnte uns natürlich nicht erklären, was das bedeutete, verwendete es aber im Sinne von »Eure Majestät«, »Ihre Durchlaucht« oder so ähnlich. Eigentlich mussten wir es auch gar nicht genau verstehen. In jedem Fall war der Titel Prinzessinnen und Königinnen vorbehalten. Er klang so rein, edel und verwunschen, wie die Welt einer spielenden Fünfjährigen nun mal ist. Wir erfreuen uns heute noch daran.
Sie schürzte ihre Lippen.« Diese Beschreibung menschlichen Verhaltens scheint vorzeiten häufiger gewesen zu sein als heute. Schon als Kind hat dieses Wort meine Fantasie beflügelt. Es geht um mehr als bloße Mimik – wer seine Lippen schürzt, macht innerlich vollständig mobil. Es liegt nicht zuletzt an Margret Rutherford in ihrer Rolle als Miss Marple, die das Lippenschürzen so vortrefflich einsetzt, dass ich an diesem Ausdruck ein so außerordentliches Vergnügen habe.
Wann ist etwas zauberschön? Sind es Lichtstrahlen, die durch ein kleines Kirchenfenster kriechen und sich dann doch ganz ungewollt den Weg ins Herz suchen? Kinderlachen, der tobende Nordwind auf einer Insel? Gerne geht man auf Entdeckungsreise zu diesen Dingen, zum Sehen, zum Lauschen, zum Staunen. Und egal, ob es dieses Wort nun tatsächlich gibt oder nicht. Es ist ein Geschenk, sagen zu önnen: Es ist zauberschön!
Eruieren: Dieses Wort klingt so wunderbar geheimnisvoll und erinnert an Sherlock Holmes. Dabei ist es sehr vielseitig einsetzbar, unglaublich praktisch, weil es ganz sanft bedeutet: Ich gehe der Sache mal auf den Grund – aber eben sehr nett verpackt und völlig wertfrei. Zudem schwingt in diesem Wort ein Hauch von Erotik mit… Ich benutze es gern und oft!
Den Ausdruck habe ich von meinem Vater übernommen. Nie hätte er für seine Lieblingstätigkeit das Wort »Hobby« benutzt. Viel zu neumodisch! Eher schon Leidenschaft oder Liebhaberei. Er sprach von seinem Steckenpferd. Für mich bedeutet es, etwas spielerisch zu machen und ganz darin aufzugehen. Kinder leben es uns vor, wenn sie im Spiel versinken und die Welt um sich vergessen. Als Erwachsene kann man es am besten mit seinem Steckenpferd.
In unserer Familie wird oft Englisch gesprochen, weil durch Heiraten etliche Mitglieder es als Muttersprache haben und andere es durch Beruf oder Leben im Ausland wie eine Muttersprache beherrschen. Trotzdem scheiterten wir, als wir in der Gruppe versuchten, für das Wort Mitbringsel eine englische Übersetzung zu finden, die diesen Austausch netter Kleinigkeiten unter Freunden adäquat wiedergibt.