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Appetitlich

Als ich in Bad Schwartau diesen Baum mit dem eingewachsenen Zaun entdeckte, musste ich spontan an Sonntagsbraten denken, an die knusprige Kruste, die leckere Soße und den Duft … Mir lief bei diesem Anblick das Wasser im Munde zusammen. Ihnen auch?

Matthias Puck, Lübeck

 

Shoetingstars

Schuhe an Stromleitungen sind ein Denk-An-Sporn: Wie kommen sie dahin, was sollen sie uns sagen? ZEIT-Leser Klaus Störch aus Hattersheim hielt sie für die Reaktion frustrierter Fans auf das enttäuschende Abschneiden der deutschen Nationalelf bei der Europameisterschaft. Leser Wolfgang K. Albrecht-Schoeck aus Berlin wies darauf hin, man gedenke mit den Schuhpaaren gefallener Soldaten. Der Brauch stamme aus US-amerikanischen Ghettos. ZEIT-Redakteur Wolfgang Lechner freut sich über das Dialogische, das im Forum ZEIT der Leser entsteht.

Im September entdeckte ich High-Heels, die an Kabeln baumeln. Gedenken die Bonner also ihrer Soldatinnen? Wohl kaum. So erging ich mich in diversen Ansichten auf das hochhackige Schuhwerk an der Leine, eher Ansichten eines Clowns, etwa: “Erhängen“ Bonner symbolisch im Pars-pro-toto ihre Ex-Freundinnen oder setzen sie verflossenen Tanten ein Zeichen? Oder doch eher Opfern im Straßenverkehr?

Möglicherweise sind die erhabenen High-Heels aber auch ein emanzipiertes “Auch Frauen wollen hoch hinaus!“ – oder, das ziemliche Gegenteil, wiederum nicht minder beherzt, ein “Da schaut her, auf Knöchelkillern fielen wir fast herab ins finstere Tal.“ Hoher Absatz marsch. Vielleicht auch eine stolze Verheißung neuer Freundschaft? Die Stöckelschuhe, die die amtierende Freundin beim Kennenlernen beim Ball trug? Dies dann ähnlich dem Willkommensgruß an den Nachwuchs durch angeseilte Babysachen an der Hauswand. Vielleicht ist es aber auch einfach „nur“ Kunst? Viele Fragezeichen. Ohne Zweifel sieht es gut aus und sieht sich gut an – besonders, siehe oben, bei schönem Wetter…

Am schönsten wäre es natürlich, wenn sich die, hm, “Aufhänger“ melden würden, wenn auch anonym. Ich stelle mir vor, sie sagten, befragt nach Grund und Motivation, “Och, einfach so“…

Dann kehrte eine Freundin nach einem Jahr zurück aus Guatemala. Dort hängen Schuhe allüberall, ganze Bäume seien voll davon, sagt sie. Das Motiv wusste aber auch sie nicht zu klären.

Sonja Röder, Bonn

 

Relativ plastisch

In Malsburg (Kreis Lörrach) fiel mir ein Trafohäuschen auf, das Einsteinschen Geist ins hintere Kandertal bringt. Das Werk des (mir nicht bekannten) Künstlers macht Dorfbewohnern wie Durchreisenden klar, dass Masse nichts anderes ist als Energie, lediglich in einer anderen Erscheinungsform. Das seitliche Türchen wurde zum Träger der weltberühmten Formel der Relativitätstheorie: E=m.c2

Christoph Meyer, Weil am Rhein

 

Frei nach Goethe

Diese interessante Straßenwidmung fand ich im Örtchen Mainaschaff. Ob es wohl noch weitere Goethestraßen gibt, die nicht nach Goethe benannt sind? Oder ist das eine unterfränkische Besonderheit?

Holger Billen, Aschaffenburg

(Nach Auskunft des Bürgermeisters von Mainaschaff, Horst Engler, wollte man die Straße, die ursprünglich Holzweg und nach dem Krieg Eisenhowerstraße hieß, im Jahr 1954 wieder eindeutschen. So benannte man sie nach einem der Anwohner, der wegen seines »wallenden Haupthaares« den Spitznamen »Goethe« trug. In Wirklichkeit hieß der Mann Valentin Ott. »Dichten«, so der Bürgermeister, »konnte er nicht.« Die Red.)

 

Appetit

Im Spessart begegnete uns dieses halb verzehrte Verkehrsschild. Dazu ist mir dieser Reim eingefallen: Die Eiche hier hat Appetit sogar aufs Straßenschild aus Blech. Das ist für dieses echtes Pech – Schon halb verzehrt, wie man ja sieht.

Georg Blum, Hainburg, Hessen

 

Eigentümlich

Während die Kinder die letzten Ferientage bei Oma und Opa verbringen, habe ich aufgeräumt – und auf der Schreibtischunterlage meiner achtjährigen Tochter Birte. diese Kritzelei gefunden. Entstanden ist sie in vielen Stunden des CD-Hörens, Vorsich-hin-Träumens, Sich-vor-Schularbeiten-Drückens …

Susanne Kremer, Stuttgart

 

Erdkirschen

Die Franken sind ja bekanntlich eigenwillig. Zu Bayern mögen sie nicht gehören, und wenn es Albrecht Dürer nicht gegeben hätte, dann wäre Lothar Matthäus wohl der bekannteste Franke. Aber ihre kulinarischen Spezialitäten sind etwas ganz Besonderes. In jeder Hinsicht! Gesehen bei Muhr am See.

Claudia Zill, Gunzenhausen, Franken

 

Balkon II

In der ZEIT Nr. 35/2012 fand sich ein Strassenbild mit dem Titel »Mietminderung?« von einer Leserin aus Hamburg. Es zeigte einen Balkon ohne Balkontür. Das gibt es leider häufiger (siehe Photo). Die Frage nach Mietminderung ist jedoch nicht wirklich berechtigt. Das Problem entsteht eher umgekehrt, wenn Mieter bei einem Balkonanbau nicht bereit sind, die dadurch bedingte Mieterhöhung zu zahlen. Entsprechend stellt dann der Vermieter keinen Zugang zum Balkon her.

Hans Albers, Berlin

 

Muße

Im berühmten französischen Weinort Saint-Émilion gibt es offensichtlich nicht nur guten Wein, sondern auch noch viel Zeit zum Lesen. Dieses Bild entstand bei einem Spaziergang durch den Ort: Der alte Mann ließ sich durch die vielen Touristen, die jeden Tag das Dorf besuchen, nicht stören. Schade, dass es in Deutschland nicht mehr so viele öffentliche Zeitungsleser gibt!

Susanne Gilg, Offenburg