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Was mein Leben reicher macht

In der Kassenschlange eines Drogeriemarktes. Vor mir ein älteres Ehepaar. An  die Reihe gekommen, packt der Mann Drogeriewaren aus einer Einkaufstüte aus und legt einen Kassenbon daneben. Er erklärt der Kassiererin, dass er diese am Vortag erworben habe und dass er einen der Artikel nicht auf dem Bon wiederfände. Die Dame an der Kasse schaut verständnislos. »Ja, verstehen Sie denn nicht?«, sagt da die Frau. »Wir haben diesen Artikel gekauft, also wollen wir ihn auch bezahlen!«
Claus-Peter Ulitzner, Paderborn

 

Was mein Leben reicher macht

Palma de Mallorca, Fußgängerzone. Eine Frau hält, auf dem Pflaster sitzend, ihren kleinen Sohn umschlungen. Der Vater geht daneben nervös auf und ab. Drei uniformierte Männer sprechen in Sprechfunkgeräte. Plötzlich kommt ein Polizeibus heran. Die seitliche  Schiebetür öffnet sich, ein Mädchen springt heraus und umarmt die Frau. Die ganze Familie weint vor Glück. Alle Umstehenden freuen sich mit.

Bernd Blümlein, Heilsbronn, Mittelfranken

 

Was mein Leben reicher macht

Ich sitze auf einem Hügel bei Ouzoud, im frühlingshaften Marokko. Da höre ich von einem anderen Hügel her einen Kuckuck rufen, und plötzlich beginnt ein Esel zu schreien. Vor fünfzig Jahren habe ich das alte Maienlied gelernt, jetzt wird es Wirklichkeit: »Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit …«

Marianne Winter-Blohm, Münster

 

Was mein Leben reicher macht

Im Eiscafé. Vor mir bestellt sich ein etwa fünfjähriges Mädchen eine Kugel Eis. Als sie das Eis gereicht bekommt, fragt sie, ob sie vielleicht noch eine Kugel drauf haben könne. »Klar!«, meint die Verkäuferin. Die Kleine nimmt ihre zwei Kugeln Eis und reicht der Dame einen Euro. Darauf diese: »Das reicht aber nicht!« Das Mädchen schleckt bereits, lächelt die Verkäuferin an, nickt und geht freudig aus dem Geschäft. Meine Tochter ist erst neun Monate alt, aber ich freue mich heute schon auf solche Situationen!
Daniel Gilde, Potsdam

 

Was mein Leben reicher macht

Buschwindröschen auf sattgrünem Frühlingswaldboden und der nette ältere Herr, der mir auf meiner Lieblingsradstrecke ein fröhliches »Hallo, lang nicht gesehen!« auf entgegenruft.
Kathrin Werner, Burg Stargard, Mecklenburg-Vorpommern

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Volkshochschulgruppe von Senioren zwischen 69 und 88. Woche für Woche erzählen sie mir ihre Geschichten: traurige, lustige, überraschende Geschichten vom Krieg, von der DDR, von der Wende. Welche Weisheit, Toleranz und welcher Lebensmut aus ihren Geschichten spricht! Und das alles auf Englisch.

Hazel Förster, Zwickau

 

Was mein Leben reicher macht

Heute Morgen im Auto: Auf Bayern 4 Klassik höre ich Die Forelle von Schubert, eines meiner Lieblingslieder, bearbeitet für Gitarre, Klarinette und Kontrabass. Eine absolute Rarität, von Giora Feidman richtig gut arrangiert, von seinem Ensemble herzvoll gespielt.

Ulrike Martin, München

 

Was mein Leben reicher macht

Mit einer Brustkrebsdiagnose bin ich beruflich für mehrere Monate aus dem Verkehr gezogen. Doch Familie, Freundinnen, Freunde und Kolleginnen unterstützen und tragen mich so sehr, dass es mir damit gar nicht wirklich schlecht gehen kann. Und dann noch das: Regelmäßig bekomme ich Briefe von meiner Grundschulklasse. Ein Junge, 8 Jahre, schreibt mir: »Ich wünsche dir von allen am meisten Glück, soviel Glück, dass die Erde glücklos ist.« Sicher weiß er, dass das gar nicht geht. Aber was er mir damit sagen will, macht mich sprachlos – und reicher.

Dorothea Schmidt, Bremen