Als ich nach ein paar Tagen zu Besuch bei meinem Bruder laut über die Abreise nachdenke, sagt Thomas: »Du kannst bleiben, solange du willst.« Und ich weiß genau, dass er es so meint.
Mit Kribbeln im Bauch in Pöhl den ersten Triathlon meines Lebens in Angriff zu nehmen. 750 Meter schwimmen und sich mit viel Wasser im Bauch gerade noch an Land zu retten, bei prasselndem Gewitterregen 20 Kilometer weit mit dem Rennrad alle Vorsicht zu vergessen, um dann mit wackligen Knien fünf Kilometer zu rennen. Für alles wenig mehr als anderthalb Stunden zu brauchen und als ältester Teilnehmer in der Altersklasse der über 65-Jährigen auch noch zu gewinnen.
Ich komme spät nach Hause. Mein Sohn, 11 Jahre, schläft schon. Auf meinem Kopfkissen finde ich einen Zettel von ihm: »Liebe Mama, ich wünsche Dir eine gute Nacht, träum etwas Schönes, 19 Küsse, ich hab Dich lieb«.
Meine liebe Nachbarin Frau S., die mir nicht nur allwöchentlich ihre ZEIT zur Nachlese überlässt, sondern mir auch von Zeit zu Zeit ihr Haus und manchmal sogar ihr Herz öffnet.
Es ist Juli, Sauerkirschenzeit. Ich stehe mit meinen beiden Kindern in der Küche. Wir machen Sauerkirschmarmelade ein. Die Große entkernt die selbst geernteten Kirschen, der Kleine schaut neugierig zu, ich koche die Gläser aus. Es spritzt der Saft, überall gibt es kleine rote Flecken, aber wir drei sind überglücklich.
Nach einem langen, ausgefüllten Arbeitstag im strömenden Regen am Maschsee entlang nach Hause zu radeln. Und irgendwie froh zu sein. Weil sich das Leben gerade in die richtige Richtung dreht. Und der Sinn wieder da ist, nach dem ich so lange gesucht habe!
Das schwarze Huhn unseres Nachbarn. Jeden Tag laufen seine Hühner pickend durch unseren Garten. Aber das schöne Schwarze läuft zielstrebig hinter eine Buchs-Hecke und legt ein Ei ins Nest aus welkem Laub: jeden Tag, bei jedem Wetter pünktlich zwischen elf und zwölf Uhr.
Die Urlaubsreiseeinladung meines nicht übermäßig kinderlieben Mannes an meine Nichte Fabienne, 12, und meinen Neffen Jan, 8. In Kürze werden wir unser Haus gegen ein Wohnmobil eintauschen, in dem wir dann leben und reisen wollen. Dann möchte er diesen beiden aufgeweckten und wohlerzogenen Kindern einen Teil unserer schönen Welt zeigen.
22 Uhr, meine wunderschöne sechsjährige Tochter schläft, die Sonne scheint noch im hellen Norden, bei unserem Sommerhaus in Südostnorwegen. Ein Glas Wein aus dem Burgenland gehört dazu. Mir fehlt nichts in der ganzen Welt.
Samstag, 16 Uhr, in einer Neuköllner Seitenstraße. Seit einer halben Stunde versuchen wir, das schwere Kettenschloss an meinem Rennrad zu öffnen – ohne Erfolg. Regen, Rost und Eisen sind über Tage eine unlösbare Verbindung eingegangen. Kommt eine Frau vorbei und fragt: »Braucht Hilfe? Kann meine Mann holen. Hat Säge.« Zwei Minuten später ist er da, aus dem Erdgeschossfenster gesprungen, mit Verlängerungskabel und Flex. Kosten der Befreiungsaktion: fünf Überraschungseier; drei für die Kinder, zwei für die Frau. Ein Hoch auf gute Nachbarschaft!