Zwölf Jahre lang habe ich zusammen mit anderen Mädchen eine wunderbare deutsche Klosterschule in Bukarest besucht. Wir haben die Kriegsjahre erlebt und die ersten Jahre der kommunistischen Ära. Dann trennten sich unsere Wege. Ein paar blieben in Rumänien, andere sind ausgewandert. Nun sind wir alt, aber unsere Verbundenheit ist so frisch wie damals. Wir treffen uns, sooft es geht, und telefonieren fast täglich miteinander. Nach solch einem Gespräch
entdecke ich immer ein glückliches Lächeln in meinem Gesicht.
Wenn meine Querflöte ganz eins ist mit mir und ich mit ihr. Und wenn die Händel-Sonate, die ich gerade übe, so schön dolce klingt, wie ich es mir wünsche.
Wir leben seit 25 Jahren in Spanien. Im Sommer sind meine Frau und ich zu Besuch bei der Familie unseres Jüngsten in Kiel. Wir wollen meinen siebzigsten Geburtstag mit einem Frühstück im Strandhotel und einem Essen im kleinen Familienkreis begehen. Ich erlebe dann jedoch die schönste und größte Überraschung meines Lebens: Im Hotel empfängt uns die gesamte aus Spanien angereiste Familie mit vier weiteren Enkeln sowie Familie und Freunde aus dem deutschen Süden – das sind 14 wunderbare Überraschungsgäste. Und danach hat das geheime Festkommittee noch eine Bootsrundfahrt mit Imbiss und ein unglaublich schönes Mahl mit Aussicht auf die gerade beschipperte Förde organisiert. Ich werde mich noch ewig daran freuen.
Die Gegenwart meiner Großeltern. Sie nahmen sich meiner an, als meine Mutter an Leukämie starb. Ich war damals neun Jahre alt. Sie besitzen nicht viel, doch geben sie mir, was sie können: Liebe, Verständnis und das Gefühl, zu Hause zu sein. Sie sind mein Refugium.
In der letzten Septemberwoche flogen wir, unsere beiden Töchter, mein Mann und ich, für fünf Tage nach Lissabon. Dieser Trip war ein Geburtstagsgeschenk von den beiden an uns, in großer Absicht, Erinnerungen an Brasilien, wo wir vier Jahre gelebt haben, linguistisch wachzurufen. Diese Reise ist ihnen von Anfang bis Ende famos gelungen und unsere „Viersamkeit“ erlebte etwas ganz Besonderes. Vier Tage nach unserer Rückkehr erhielten wir eine Ansichtskarte aus Lissabon von unserer Jüngsten mit folgenden Worten: „Zehn Minuten vor Abflug, ich sehe Euch ab und zu im duty free umherlaufen, muß lächeln und finde: EUCH SUPER! Schön war es. Sehr.“ Diese Lissabonkarte hängt gerahmt in sichtbarer Nähe, sie macht mein Leben reicher!
Das Jahr 2010 hat mein Leben mit den vielen Tiefen wie der schweren Krankheit meines Vaters, dem Abbruch meines Studium und der Trennung meiner langjährigen Freundin zeitweise nicht sehr reich wirken lassen. Jedoch ist 2010 auch und hauptsächlich geprägt von vielen Höhen, wie der Genesung meines Vaters, der Hochzeit meiner Schwester, dem Vaterglück meines besten Freundes, der Aussicht auf ein neues Leben 2011 sowie dem Lächeln von Valerie.
Kraniche zählen! Endlich bin ich in Linum mit dabei. Mit zwölf Posten auf einer mehrere Kilometer langen Linie werden abschnittsweise die über uns hinwegfliegenden Kraniche gezählt. Noch im Dunkeln haben wir Position bezogen, schnatterkalt bei knapp über null Grad, zwei nette Rentner haben mich unter ihre Fittiche genommen und weisen mich ins Zählen ein. Plötzlich, im ersten Licht hört man die Kraniche dann trompeten, und da kommen sie schon! Absolut faszinierende Flugvögel. Auf den Wiesen beim Futtern sehen sie immer so ausgeflättert und einfach nach nichts aus. Sie fliegen hier im Rhinluch von den Schlafplätzen im Wasser (damit der Fuchs sie nicht erwischt – schlau, schlau) zu den Fütterplätzen. Wir drei haben genau 6342 gezählt! Insgesamt waren an dem Tag 49.000 Kraniche unterwegs.
Am Montag ging ich in den Kiosk um die Ecke. Nur diesmal kaufte ich keine Zeitung, sondern eine Monatskarte für den Öffentlichen Nahverkehr. Der Preis, den mir der Inhaber dafür nannte, lag deutlich unter dem Üblichen. Ich wies ihn daraufhin, da ich annahm, er hätte sich vertan. Aber er blieb hartnäckig. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seinen Mund. Der erlaubt sich scheinbar einen Spaß mir mit, dachte ich und ließ ihn gewähren. Ich gab ihm meine EC-Karte und er mir kurze Zeit danach die kleine Maschine zur Bestätigung des Preises. Aber auch das Display zeigte den niedrigeren Betrag an. Irritiert beäugte ich den Inhaber. „Sie müssen nur auf ‚Bestätigung‘ drücken. Es sei denn, Sie sind nicht einverstanden“, zwinkerte mir der Inhaber zu, der sich köstlich über mich zu amüsieren schien. Schließlich beugte er sich zu mir vor und flüsterte, „Ich habe im Lotto gewonnen und möchte etwas davon an meine Kunden weitergeben“. Sprachlos und völlig von den Socken schaute ich ihn an. Vor mir stand tatsächlich einer dieser Menschen, von denen es heißt, dass es sie gibt, denen man aber nie persönlich begegnet. Ein Mensch, dem etwas Positives passiert ist und der sein Glück mit anderen teilt, sogar mit Menschen, die er gar nicht kennt. Das Wissen darüber, dass es einen derart selbstlosen Menschen tatsächlich gibt und er in meiner Nachbarschaft lebt, macht mein Leben reicher.