Ich bin katholischer Bischof. Das bedeutet auch, oft zu firmen. Allen Firmlingen will ich einen guten Wunsch mitgeben. So einmal einem festlich frisierten und zugleich etwas skeptischen Jüngling. »Bleib treu im Glauben!«, sage ich. Er beäugt mich interessiert und dann seine Antwort: »Danke, gleichfalls!«
Auf dem Heimweg von Berlin nach München erreicht mich ein Anruf: Meine Tante hatte einen Schlaganfall und liegt im Sterben. Ohne lange nachzudenken, springe ich in Leipzig aus dem Zug und in den gegenüberliegenden hinein. Im Zug nehme ich den Schaffner zur Seite, erkläre ihm die Situation und zeige ihm meinen Fahrschein nach München. »Hm«, sagt er, wo wollen Sie denn jetzt hin?« – »Nach Koblenz.« Er fragt: »Von Berlin nach Koblenz ist doch ungefähr so teuer wie von Berlin nach München, was?« Dann nimmt er den Kuli, schreibt auf mein Ticket: »Neues Fahrtziel: Koblenz Hbf«, unterschreibt und stempelt. »Dann fahren Sie jetzt eben nach Koblenz«, schließt er, reicht mir den Fahrschein und nickt mir zu. Auch bei der Bahn gibt es gute Menschen.
Endlich sehe ich meinen besten Freund das erste Mal auf der Bühne! Er hat seinen alten Job geschmissen, um Schauspieler zu werden. Ein ungewisser, brotloser Job? Er steht auf der Bühne, spielt seine Rolle, singt, tanzt. Während die anderen Zuschauer lachen und sich amüsieren, weine ich Tränen vor Stolz und Freude. Weil er sich das getraut hat und ihm sein neuer Beruf so gut steht und er ihn so glücklich macht.
Mein 17jähriger Sohn und ich kommen vom Jugendamt: Wir haben schwierige Zeiten hinter uns, und jetzt wurde er auch noch beim Graffitisprühen erwischt. Wir sind mit dem Rad unterwegs und geraten in einen heftigen Regenschauer. Ich will in einer Unterführung warten, doch da kehrt mein Sohn um, zieht seine Kapuzenjacke aus und hält sie mir hin. Ich ziehe sie über, und wir fahren gemeinsam durch den Regen: Ich bin geschützt durch die Jacke, aber mein Sohn wird pitschnass. Er fährt an mir vorbei und grinst: »Steht dir gut, Mama!«
Meine Kameraden vom Lauftreff, die mich Woche für Woche zu persönlichen Höchstleistungen anspornen und dabei nicht müde werden zu beteuern, dass sie ohne mich auch nicht schneller gelaufen wären.
Meine Enkel schauen ein Familienfoto an, auf dem auch der kleine Antoine abgebildet ist, der im Alter von nur acht Monaten tragisch verstarb. Da fragt der dreijährige Célestin, der noch nicht geboren war, als das Bild entstand: »Und wo ich bin auf dem Foto?« Darauf seine sechsjährige Schwester: »Du warst noch nicht auf der Welt, und als Antoine in den Himmel gekommen ist, hast du dem lieben Gott gesagt: »Bitte, bitte schickt mich runter, dass diese Familie nicht mehr so traurig ist!«