Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin katholischer Bischof. Das bedeutet auch, oft zu firmen. Allen Firmlingen will ich einen guten Wunsch mitgeben. So einmal einem festlich frisierten und zugleich etwas skeptischen Jüngling. »Bleib treu im Glauben!«, sage ich. Er beäugt mich interessiert und dann seine Antwort: »Danke, gleichfalls!«

Johann Weber, Graz

 

Was mein Leben reicher macht

Meine 84­jährige Mutter, die in Bayern auf dem Land lebt und sich von uns fünf Kin­dern zum Muttertag ein iPad wünscht, »aber nur das von Apple«.

Uschi Keil, Kleinmachnow, Brandenburg

 

Was mein Leben reicher macht

Auf dem Heimweg von Berlin nach Mün­chen erreicht mich ein Anruf: Meine Tante hatte einen Schlaganfall und liegt im Ster­ben. Ohne lange nachzudenken, springe ich in Leipzig aus dem Zug und in den gegenüberliegenden hinein. Im Zug nehme ich den Schaffner zur Seite, erkläre ihm die Situation und zeige ihm meinen Fahrschein nach München. »Hm«, sagt er, wo wollen Sie denn jetzt hin?« – »Nach Koblenz.« Er fragt: »Von Berlin nach Koblenz ist doch ungefähr so teuer wie von Berlin nach München, was?« Dann nimmt er den Kuli, schreibt auf mein Ticket: »Neues Fahrtziel: Koblenz Hbf«, unterschreibt und stempelt. »Dann fahren Sie jetzt eben nach Koblenz«, schließt er, reicht mir den Fahrschein und nickt mir zu. Auch bei der Bahn gibt es gute Menschen.

Kirsten Staudt, München

 

Was mein Leben reicher macht

Endlich sehe ich meinen besten Freund das erste Mal auf der Bühne! Er hat sei­nen alten Job geschmissen, um Schau­spieler zu werden. Ein ungewisser, brot­loser Job? Er steht auf der Bühne, spielt seine Rolle, singt, tanzt. Während die anderen Zuschauer lachen und sich amü­sieren, weine ich Tränen vor Stolz und Freude. Weil er sich das getraut hat und ihm sein neuer Beruf so gut steht und er ihn so glücklich macht.

Charlotte Schneider, Osnabrück

 

Was mein Leben reicher macht

Mein 17­jähriger Sohn und ich kommen vom Jugendamt: Wir haben schwierige Zeiten hinter uns, und jetzt wurde er auch noch beim Graffitisprühen er­wischt. Wir sind mit dem Rad unterwegs und geraten in einen heftigen Regenschauer. Ich will in einer Unterführung warten, doch da kehrt mein Sohn um, zieht seine Kapuzenjacke aus und hält sie mir hin. Ich ziehe sie über, und wir fah­ren gemeinsam durch den Regen: Ich bin geschützt durch die Jacke, aber mein Sohn wird pitschnass. Er fährt an mir vorbei und grinst: »Steht dir gut, Mama!«

Uta Kühne, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Kameraden vom Lauftreff, die mich Woche für Woche zu persönlichen Höchst­leistungen anspornen und dabei nicht müde werden zu beteuern, dass sie ohne mich auch nicht schneller gelaufen wären.

Ulrike Lang, Gomaringen, Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Enkel schauen ein Familienfoto an, auf dem auch der kleine Antoine abgebildet ist, der im Alter von nur acht Monaten tragisch verstarb. Da fragt der dreijährige Célestin, der noch nicht geboren war, als das Bild entstand: »Und wo ich bin auf dem Foto?« Darauf seine sechsjährige Schwester: »Du warst noch nicht auf der Welt, und als Antoine in den Himmel gekommen ist, hast du dem lieben Gott gesagt: »Bitte, bitte schickt mich runter, dass diese Familie nicht mehr so traurig ist!«

Vera Szlauer, Wien