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Was mein Leben reicher macht

Liebeskummertage. Eine graue Zeit voller Unsicherheit und Wut. Um mich abzulenken, fange ich an, mein altes Kinderzimmer zu entrümpeln, und stoße dabei auf ein Buch aus meiner Schulzeit. Rot markiert, mit Randkritzeleien und schon so oft gelesen: Stufen von Hermann Hesse. »Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!« Wie tröstend!

Jasmin Hornung, Baden-Baden

 

Mein Wort-Schatz

Ein Wort aus meiner Kindheit im Siegerland ist bei mir bis heute in Erinnerung geblieben. Wenn ich etwa an der Marmelade genascht hatte, vom Spielen arg verdreckt von draußen ins Haus kam oder geflissentlich das Rufen meiner Mutter überhörte, so schalt sie mich »Du Unducht«, mit erhobenem Zeigefinger, aber nicht wirklich böse, sondern mit gewissem Verständnis für ihren kleinen Lausbub. Nun, im Pensionsalter, habe ich Unducht (»Taugenichts oder ungezogener Junge«) in einem alten westfälischen Wörterbuch wiederentdeckt.

Ralf Ortheil, Wald-Michelbach, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Ich stehe im Supermarkt an der Kasse. Meine ZEIT liegt auf dem Band. Die Kassiererin wiegt sie in der Hand. »Ist die aber dick. Ist das nur eine?« Sie fängt an zu blättern. Das Magazin rutscht heraus. Ächzend bückt sie sich. Ich drehe mich um: »Sorry«. Einer kommentiert: »Da haben Sie sich aber was vorgenommen!« – »So viel Lesestoff! Das würde ich nie schaffen«, meint eine Frau. »Dann sind Sie sicher eine von den Klugen«, bemerkt ein Mann. Ich spüre, dass ich rot werde. Die Kassiererin legt alles wieder zusammen. »Diesmal«, denke ich, »habe ich mir die Zeit zum Lesen wirklich verdient.«

Kerstin Weisenstein, Gera

 

Was mein Leben reicher macht

Nach aufregenden Studien- und Arbeitsjahren in Berlin in die Heimatstadt Hamburg zurückzukehren und Wochen später noch das Gefühl zu haben, als wühle ich in einer lange verstauten Schatzkiste herum, wenn ich im Alltag so vielen bekannten Orten und Gesichtern begegnen kann, die ich zuvor wochenendweise »komprimieren« musste.

Sebastian Bertram, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Bahnfahrt im ICE von Frankfurt nach Hamburg. Mir gegenüber sitzt ein Ägypter, und er beginnt, das neue Buch von Jürgen Todenhöfer Mein Traum vom Frieden zu lesen. Plötzlich laufen ihm Tränen übers Gesicht. Er erzählt von Kairo. Als wir in Hamburg ankommen, und zufällig gemeinsam aussteigen, nehme ich seine Hand in meine, wir umarmen uns kurz. Man geht auseinander, aber es bleibt etwas zurück.

Kerstin Moeller, Rodheim bei Frankfurt/Main

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Bahnfahrt im ICE von Frankfurt nach Hamburg. Mir gegenüber sitzt ein Ägypter, und er beginnt, das neue Buch von Jürgen Todenhöfer Mein Traum vom Frieden zu lesen. Plötzlich laufen ihm Tränen übers Gesicht. Er erzählt von Kairo. Als wir in Hamburg ankommen, und zufällig gemeinsam aussteigen, nehme ich seine Hand in meine, wir umarmen uns kurz. Man geht auseinander, aber es bleibt etwas zurück.

Kerstin Moeller, Rodheim bei Frankfurt/Main

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Tochter (vier) liebt es, beim Laufen meine Hand zu halten. Brechen wir auf, führen väterliche Ungeduld und der Größenunterschied schnell zu einem Vorsprung von ein paar Metern. Sofia holt mich hoppelnd ein, und ich schließe kurz die Augen, um den Moment festzuhalten, wenn sich ihre Hand in meine schiebt.

Martin Diesbach, München