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Zeitsprung

1940

2010

Viel hat sich beim Blick von der Bastei auf die Elbe in der Sächsischen Schweiz gar nicht verändert. Aber wer das aktuelle Bild genau betrachtet, entdeckt rechts am Felsen eine helle, glatte Fläche: Dort ereignete sich im November 2000 ein Felssturz; mehr als 300 Kubikmeter Gestein stürzten vom Wartturm-Felsen 60 Meter in die Tiefe. Knapp zehn Jahre danach
habe ich die Aussicht ins Elbtal mit dem beliebten Kletterfelsen aufgenommen. Als Vergleichsaufnahme diente das Schwarz- Weiß-Foto von 1940 aus dem alten Familienalbum.
Klaus Beuermann, Brilon

 

Zeitsprung

1971

2011

1971: Das medizinische Staatsexamen hatten wir bestanden. Ein Glas Sekt entließ uns in eine hoffnungsvolle Zukunft, und wir verteilten uns über die damalige Bundesrepublik. Kürzlich trafen wir uns am Studienort Freiburg wieder: ein Landarzt, ein Radiologe, ein Internist und ein Nephrologe. Und natürlich feierten wir das Wiedersehen nach vierzig Jahren wiederum bei einem Glas Sekt. Die Haare sind grauer, die Bäuche runder geworden. Lediglich die Tischdecke
hat sich kaum verändert. Wir sind jetzt alle im Ruhestand, aber uns kam es vor, als seien nur vier Wochen zwischen den Aufnahmen vergangen.

Joachim Hacker, Eisenbach

 

Zeitsprung

5:30 Uhr

8:27 Uhr

In unserem Gartenteich wachsen viele Libellenlarven heran, die nach einer Entwicklungszeit von zwei bis drei Jahren im Juni/Juli das Wasser verlassen und an einem Halm hochklettern. Dort festgekrallt, öffnet sich der Nacken der Larve, und die Libelle stülpt sich mühsam ins Freie. Das beginnt circa morgens gegen 4.30 Uhr, etwa dreieinhalb Stunden später ist die Geburt der Libelle Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) vollbracht. Ihr Körper ist voll ausgebildet, und die Flügellänge hat sich von circa sechs auf etwa 35 Millimeter entwickelt. Nach einem ungefähr einminütigen Probelauf der Flügel (starkes Vibrieren) und einem wechselseitigen Über-den-Kopf-Streichen mit den Vorderfüßen hebt die Libelle zum Erstflug ab. Zurück am Halm bleibt der leere Larvenmantel. Die Weibchen kommen zur Eiablage wieder. Den Winter überlebt keine dieser Libellen.

Brigitte Bergner und Gerd Menzel, Puls

 

Zeitsprung

1964 in Rom

2011...wieder in Rom

1964 war ich drei Jahre alt und reiste mit meinen Eltern in die Toskana – im VW-Käfer. Bei einem Ausflug nach Rom entstand dieses Foto. Ich wurde »ordentlich« angezogen, meine Mutter machte das Foto auf dem damals fast menschenleeren Petersplatz. 47 Jahre später, zum 50. Geburtstag, schenkte mir meine Familie eine Reise nach Rom. Da steh ich nun wieder – in Jeans statt im Träger-Faltenröckchen.

Birgit Matrisch-Dinkler, Bochum

 

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Anflug

Abflug

An einem Abend im Juni auf dem Hochsitz: In kurzen Abständen landen Waldbaumläufer hinter meinem Rücken und verschwinden durch einen schmalen Schlitz unter mein Sitzbrett. Schließlich merke ich, dass unter dem Sitz ein Nest mit vier Jungen versteckt ist, die permanent gefüttert werden wollen. Nach vielen Versuchen gelingen mir die Fotos von der Ankunft und dem Abflug eines dieser kleinen Vögel. Gut zu sehen sind die riesigen Krallen, mit denen diese Tiere so wunderbar klettern können.

Hubert Schröder, Lippstadt

 

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Diese beiden Aufnahmen zeigen mich mit meinen beiden Freunden Albrecht und Bernd. In den fünfziger Jahren haben wir unsere Kindheit und – zum Teil – auch unsere Schulzeit in Meißen verbracht. Heute wohnt nur noch Bernd in Meißen, Albrecht lebt in Berlin. Aber wir haben uns wiedergetroffen, rund 57 Jahre nachdem das Schwarz-Weiß-Foto entstanden war. Dabei wurde das Farbbild aufgenommen, an genau der gleichen Stelle wie das Foto damals.
Klaus-Dieter Michel, Kerkrade, Niederlande

 

Zeitsprung

1989

2011

Am Muttertag haben meine Schwester Katrin und ich mit unserer Mutter einen wunderschönen Ausflug mit einem Ruderboot auf dem Schlossteich von Chemnitz gemacht. Dabei hat unsere Mutter das Farbfoto aufgenommen. Rechts rudert meine große Schwester, die inzwischen selbst Mutter eines zweijährigen Sohnes ist, links bin ich zu sehen. Wieder zu Hause, erinnerte ich mich an einen ähnlichen Ausflug mit einem Ruderboot in meiner Kindheit. Ich blätterte im Fotoalbum und fand tatsächlich ein Foto davon: im Juli 1989, also vor knapp 22 Jahren aufgenommen, als meine Schwester zehn Jahre alt war und ich selber sechs. Natürlich waren wir Kinder schick angezogen, mit Sommerkleid und Sonnenhut. Auch die Schlosskirche auf dem Schlossberg ist im Hintergrund zu sehen. Einen ganz wesentlichen Unterschied allerdings gibt es: Damals lag der Schlossteich in Karl-Marx-Stadt, DDR, heute dagegen wieder in Chemnitz! Ich bin meiner Mutter und meiner Schwester so dankbar für diese Ausflüge!

Uta Kretzschmar, Chemnitz

 

Zeitsprung

1960

2011

1960, als Spanien noch eine Diktatur war und die wenigsten Straßen dort asphaltiert waren, kauften meine Eltern für wenig Geld an der Costa Blanca direkt am Meer einen schlichten Winkelbungalow. Das Haus hatte einem italienischen Architekten gehört, dem während der Bauphase das Geld ausgegangen war. Das merkte man an der teilweise schlechten Substanz, aber das Haus hatte Charme und eine wunderbare Lage. In den über 40 Jahren, die das Haus meinen Eltern gehörte, erlebte Spanien den Übergang zur Demokratie – und einen ungesunden Bauboom. Das Land wurde nach und nach bedeckt mit den immergleichen Häusern, deren Stil der Nordeuropäer für spanisch hält: Türmchen, Treppchen, Bögelchen. Unser Bungalow war total aus der Mode. Ich fand das Haus jedoch immer schön mit seinen schlichten Linien, mit seinen einfarbig pastellfarben getünchten, großzügig geschnittenen Räumen. Inzwischen waren Palmen, Eukalyptus und Pinien in die Höhe gewachsen, und es war einer der schönsten Plätze weit und breit. 2001 haben meine Eltern das Haus verkauft, die neuen Eigentümer haben es abgerissen und den Garten völlig entfernt. Dann wurde auf der 1500- Quadratmeter-Parzelle wieder ein Haus gebaut, jetzt ist der kubische Stil der klassischen Moderne plötzlich wieder en vogue. Welche Definition charmanter ist, sei dahingestellt. (Das Bild von 1960 hat mein Vater aufgenommen, das andere stammt aus Google Street View.)

Leonore Weissenburger, Fachbach, Rheinland-Pfalz

 

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Das Schild im Jahr 2009

Das Schild im Jahr 2010

Seit Jahren verbringen wir unseren Sommerurlaub auf der Insel Rügen. Jedes Jahr kommen ein paar neue Ferienunterkünfte und Touristenattraktionen hinzu, aber es sind auch die kleinen Veränderungen, die uns auffallen und die das Immer-Wieder- kommen interessant machen. So war im Sommer 2009 dieses Holzschild, das im Hafen von Sassnitz den Liegeplatz eines Schiffes markierte, kaum mehr zu lesen. Doch vergangenen Sommer glänzte es mit einem neuen Anstrich.

Carola Bührmann, Oldenburg

 

Zeitsprung

Im Mai 1928 führte der Klosterkindergarten von Waidhofen an der Ybbs mit großem Erfolg das Theaterstück Zaubernacht und Märchentraum im Ahnenschloss auf. Das alte Foto zeigt die damals vierjährigen Hauptdarstellerinnen: links meine Großmutter Anna, rechts ihre Freundin Hilde. Über achtzig Jahre später treffen sich die beiden immer noch zum Plaudern, sie leben immer noch im zauberhaften, biedermeierlichen Waidhofen. Das aktuelle Bild zeigt rechts meine Großmutter, links Hilde Kaltenbrunner- Leutgeb. Unsere Welt ist ein Theater, und jede Stadt ist eine Bühne.
Kurt Adamer, Sonntagberg, Niederösterreich