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Zeitsprung: Der Affe war immer dabei

Das alte Bild von 1982 zeigt mich mit meiner Mutter in Teheran mit einem Affen, den ich von einer Cousine geschenkt bekommen habe. Mittlerweile leben meine Mutter und ich in Deutschland. Der Affe hat mich stets auf allen Statio­nen meines Lebens begleitet: Er hat den Umzug nach Deutschland mitgemacht, war in Bonn und Köln, als ich da studiert habe, er war mit in Leiden, Holland, als mein Mann und ich dort studiert und gearbeitet haben, und er ist heute meiner zweijährigen Tochter ein treuer Begleiter, wie man im neuen Bild sieht. Wir alle hängen an dem Affen, obwohl er inzwischen auf einem Auge blind ist, ein angebissenes Ohr und einen zerknabberten großen Zeh hat. Hoffentlich wird er meine Tochter Hiwa auch einmal durch die Welt begleiten.

Farnaz Engelhardt, Essen

 

Zeitsprung: Schüleralltag

Die Schiefertafel auf dem linken Bild gehörte meinem Großvater, Otto Becherer. Er besuchte von 1906 bis 1910 eine Grundschule (damals »Volksschule« genannt) im Mansfelder Land, wo er – auf dieser Tafel – schreiben und rechnen lernte. Die Tafel wurde in unserer Familie von Generation zu Generation weitervererbt. Meine jüngste Tochter, Leandra, hat sie gerade jüngst auf dem Dachboden wiederentdeckt. Leandra (Jahrgang 2004), die ein Jahrhundert nach ihrem Urgroßvater die Grundschule besucht, stellte dabei spontan eine Ähnlichkeit zu einem Gerät fest, das sie gern benutzt: »Papa«, sagte sie zu mir, »die hatten damals auch schon Tablets und haben darauf geschrieben, nur die Technik hat sich etwas geändert!«

Andreas Becherer, Lollar, Hessen

 

Zeitsprung: Vater, Großvater

Das linke Foto zeigt meinen Vater im März 1968 in München mit mir im Kinderwagen. Ich bin da sechs Monate alt. Ich finde, man sieht deutlich, wie stolz er ist und welche Freude er daran hat, seinen ersten (und ein­zigen) Sohn durch Schwabing zu fahren. Wie elegant er aussieht mit Krawatte und Mantel! Er hat mir allerdings nicht ein einzi­ges Mal die Windeln gewechselt. Das taten Männer damals wohl eher nicht. Auf dem rechten Bild fährt er im März 2012 meinen einjährigen Sohn durchs Bayerische Viertel in Berlin. Er ist stolz, und wieder ist er ele­gant gekleidet. Während ich das Foto schie­ße, trage ich ein T-­Shirt und eine Kapuzenja­cke und auf dem Rücken einen Rucksack mit Windeln und Feuchttüchern. Die Ge­burt seines zweiten Enkels, eineinhalb Jahre später, hat mein Vater leider nicht mehr er­ lebt.

Jakob Schäuffelen, Berlin

 

Zeitsprung: Osternsee

1955 baute sich die Urgroßmutter meiner Frau in Hohwacht an der Ostsee ein Ferienhäuschen. Das linke Bild zeigt die Großmutter meiner Frau mit ihren Kindern im Jahr 1956, als die Familie das erste Mal in diesem Häuschen Ostern feierte. Seitdem findet das Fest für die ganze Familie alljährlich in Hohwacht statt – sogar die Tischdekoration ist dieselbe geblieben. Auf dem rechten Bild sieht man das Kind von 1956, inzwischen selbst Großmutter, im Jahre 2013 mit seinen Enkeln. Inzwischen feiert also die fünfte Generation in dem Häuschen, weil es aber für die große Familie zu klein geworden ist, müssen einige nun in örtlichen Pensionen übernachten. Trotzdem freuen wir uns auf das kommende Osterfest und auf viele weitere!

Thorsten Stein, Wentorf bei Hamburg

 

Zeitsprung: Das Haus des Malers

Der Maler Rolf Dettmann (1915 bis 1992) hatte im Jahr 1980 den Giebel seines Wohnhauses in Kronenburg, Eifel, mit neun Ölbildern geschmückt, diese aber bald wieder abgenommen, weil sie der Witterung nicht standhielten. Als Ersatz wurden Drucke angebracht, die aber seit vielen Jahren völlig verblichen waren. Nach dem Tod von Dettmanns Witwe haben wir das Haus 2012 gekauft, um es als Dettmann-Haus zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen. Vor der Eröffnung haben wir neue Reproduktionen der noch vorhandenen Originalbilder von Rolf Dettmann am Giebel angebracht. Jetzt leuchtet das Haus wieder wie vor dreißig Jahren.

Hildegard und Peter Igelmund, Ormont

 

Zeitsprung: In Deutschland

Aus dem Chinesischen übersetzt, bedeutet mein Name »in Deutschland«: Als ich geboren wurde, studierte mein Vater gerade in Berlin. Im Sommer 2000 bin ich das erste Mal mit meiner Familie nach Berlin gereist. Ich war stark fasziniert von der vielfältigen Kulturszene, und von da an stand für mich fest, dass ich auf jeden Fall wieder zurückkommen wollte. Zwölf Jahre später kam ich endlich als Austauschstudentin nach Berlin. Kurz vor meinem 21. Geburtstag besuchten mich meine Eltern, und da hatten wir spontan die Idee, das Bild mit der silberfarbenen Skulptur nachzustellen.

Fang-De Chen, Taipeh, Taiwan

 

Zeitsprung: Der Eisenbahner

Auf beiden Bildern sieht man meinen Vater bei der Ausübung seines schönsten Hobbys. Er selbst hatte die Idee, das Foto, das ihn als achtjährigen Buben zeigt, 70 Jahre später so genau wie möglich nachzustellen. Der alte Mann ging also freiwillig zu Boden und ließ sich von mir geduldig in die richtige Position dirigieren. Noch heute nutzt er jede längere Abwesenheit meiner Mutter, um im heimischen Wohnzimmer ein gut durchdachtes Gewirr aus Gleisen und Oberleitungen aufzubauen.

Martin Köhler, Mannheim

 

Zeitsprung: Totengedenken

Am 10. März spazierte ich mittags durch den Schlosspark Charlottenburg und kam auch am Mausoleum der Königin Luise vorbei – (das leider nur im Sommer geöffnet hat, weshalb man die meisterliche Grabskulptur von Christian Daniel Rauch erst ab April wieder besuchen kann). Doch als ich nach gut einer Stunde auf meinem Rückweg wieder den Blick auf das in der Sonne liegende Denkmal richtete, sah ich, wie sich eine Frau an der Eingangstür zu schaffen machte. Und als sie zur Seite trat, stand dort ein wunderschöner Strauß aus weißen Lilien und Rosen! Die Frau wollte gerade davoneilen, als ich sie ansprach. Es stellte sich heraus, dass sie als Stadtführerin arbeitet und – in der preußischen Geschichte sehr bewandert – dieses private Gedenken jedes Jahr zum Geburtstag der Köni­gin zelebriert.

Barbara Noculak, Berlin

 

Zeitsprung: Paris

Als ich im Februar 1961 zum ersten Mal in Paris war, herrschten frühlingshafte Temperaturen. Ich war gerade 18 Jahre alt, und statt zu Hause Abitur zu machen, begann ich, dort als Au-pair zu arbeiten. Die Place de la Concorde, auf der die Aufnahme entstand, wurde damals übrigens, wie man sieht, noch als Parkplatz genutzt! Im Februar 2013 war ich wieder in Paris. Es war viel kälter – und ich etwas älter. Wir feierten meinen 70. Geburtstag. Au-pair – grand-mère. Wie schnell die Zeit vergeht!

Waltraud Greiner, Kirchheim

 

Zeitsprung: Freundinnen

Meine amerikanische Freundin Kristina Henoch (jeweils rechts im Bild) und ich, wir kennen uns seit einem Schüleraustausch. 1983 war ich in der Oberstufe der Graf-Friedrich-Schule in Diepholz, sie Schülerin der Unionville High School in Kennett Square, Pennsylvania. Wir besuchten uns gegenseitig für jeweils drei Wochen, seitdem sind wir – und inzwischen auch unsere Familien – befreundet. Wir schrieben uns zunächst auf blauem Luftpostpapier, denn telefonieren war viel zu teuer. Heute läuft alles per E-mail, unsere Teenager-Töchter skypen. Im Herbst vergangenen Jahres haben wir Jubiläum gefeiert – und es war so wunderbar wie vor dreißig Jahren! Wer hätte gedacht, dass aus so einem kurzen Austausch eine so lange Freundschaft entstehen würde!

Frauke Lobin, Lüdenscheid