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Was mein Leben reicher macht

Trockenfallen mit einem Segelschiff auf dem Wattenmeer. Nachts, wenn alles schläft, warm eingepackt noch einmal an Deck des Schiffes liegen, um in dem einzigartigen Sternenhimmel zu versinken. Und zur Krönung dieses Augenblicks eine Sternschnuppe entdecken.

Friederike Ehrhardt, Köln

 

Aus meinem Garten

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Lange Zeit führte dieser kleine Baum ein trostloses Dasein als wild austreibender Ahorn an der Ecke unserer Einfahrt – wo er uns immer im Weg stand. Mehrfach haben wir ihn weggeschnitten oder plattgetreten. Er gab nicht auf. Beim Umbau der Einfahrt grub ich ihn schließlich aus, kürzte seine Wurzeln und setzte ihn in einen Topf. Wir haben keine Ahnung von Bonsai, wir biegen die Pflanze nicht, wir nehmen die ersten größeren Blätter weg, und sie schenkt uns eine zweite Generation kleineren Laubes. Der »lästige« kleine Ahorn: Jetzt wird er zehn Jahre alt, und wir lieben ihn.

Jürgen Eulenpesch, Ulm

 

Was mein Leben reicher macht

Ich spaziere mit einem Freund durch eine ruhige Nebenstraße, da fährt ein Auto langsam an uns vorbei. Ein Jüngling hängt aus dem Fenster und ruft uns zu: »This girl’s on fire!« Das rothaarige girl freut sich ’nen Ast ab: Es wurde gerade 65.

Ingrid Schipper, Berlin

 

Schildbürger

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Schon bei meinem ersten Aufenthalt in Florenz im April dieses Jahres sind mir etliche, von einem Unbekannten neu gestaltete Verkehrszeichen aufgefallen. Als ich nun im September wieder dort war, habe ich festgestellt, dass inzwischen noch mehr Motive hinzugekommen sind.

Marina Baier, Springe-Bennigsen

 

Teure Dame

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Ich habe keine Ahnung, was es mit dieser Rechnung auf sich hat, die ich im Nachlass meines Vaters (Geburtsjahrgang 1913) fand. Eines steht jedenfalls fest: Der dem Anlass entsprechend gepflegte Herr mit roter Halsbinde hat sich im Jahr 1935 um 0,50 Reichsmark verrechnet. Ob es seine Tanzstundendame war, die den Irrtum (mit Bleistift) korrigierte?

Renate Steinhorst, Bamberg

 

Was mein Leben reicher macht

Wir leben in einer eher rauen Gegend. Doch eines der ausgesäten Dillkörner wuchs zu einer großen Pflanze mit zahlreichen Dolden heran. Gestern entdeckte ich an der kahlen Pflanze fünf wunderschöne Raupen: gelb, mit schwarzen Streifen, in denen rote Punkte sind. Gleich nachgeschlagen: Es werden Schwalbenschwänze! Da verzichten wir gern auf den Dill, den sie uns weggefressen haben.

Tamara Hasselblatt, Grävenwiesbach, Taunus

 

Was mein Leben reicher macht

In einer Woche geht es los, die Spannung steigt. Überall Kartons. Möbel werden auf den Sperrmüll getragen. Am Samstag der große Umzug: Mit meiner Frau und unserer gemeinsamen Tochter von 18 Monaten, die alles tapfer erträgt, was da um sie herum geschieht, gehen wir das Abenteuer Auslandsstudium in Kopenhagen an. Ich bin so glücklich, dass ich das mit den beiden Damen meines Lebens erleben darf.

Tilman Yngve Wappler, Offenbach/Main

 

Herbstwahl

(sehr frei nach Rainer Maria Rilke, »Herbsttag«)

Hey Mann: Der Sommer war zu kurz und verdammt heiß!
Zum Glück finden wir nun überall Schatten,
und der Wind kühlt unsere erhitzten Gemüter.

Die Bäume hängen voll mit leckeren Früchten.
Wir nehmen uns noch ein paar Tage frei für den Süden
und freuen uns auf den süßen, schweren Wein.

Gott sei Dank: Wir haben ein großes Haus und bauen uns
keines mehr,

Zum Glück sind wir auch nicht allein.
Wir schlafen lange, lesen ein wenig und schreiben
unseren Freunden kurze E-Mails.
Durch die Einkaufspassagen schlendern wir ganz cool
hin und her, wenn die letzten zerfetzten Wahlplakate im
Wind treiben.

Rudi Thal, Leutenbach

 

Was mein Leben reicher macht

Scrabbeln. Scrabbeln mit meinem Mann, Scrabbeln online, Scrabbeln mit den beiden Enkeln. Scrabbeln mit Schülern in einer Projektwoche an einer Schule, Scrabbeln mit Senioren im Seniorenbüro Neumünster, Scrabbeln mit Freunden…

Edelgard Lessing, Neumünster