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Was mein Leben reicher macht

Es ist Freitagnachmittag, als ich, die Bauleiterin, gehetzt auf meiner Baustelle ankomme. Meine tunesischen Arbeiter begrüßen mich mit der Frage: »Na, Chef, schon gegessen? Wir haben Couscous für dich!« ich genieße die Köstlichkeit auf der Baustellenterrasse mit Blick auf die schönste Stadt von allen. Und die Anstrengung der zurückliegenden arbeitsreichen Woche ist vergessen. Danke, Jungs!

Eva Percha, Paris

 

Wohin?

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Man möchte den Hinweis auf diesem Straßenschild in Dresden fast makaber nennen, angesichts der Wassermassen am 6. Juni. Nicht weit vom Dresdner Zentrum, von Semperoper und Zwinger steht es und hatte seine eigentliche Funktion bereits seit einigen Tagen verloren. Im übertragenen Sinn kann man ihm trotzdem etwas abgewinnen: Es war ein Volksfest der Hilfsbereitschaft während der Tage des Hochwassers – nicht nur in Dresden.

Matthias Zier, Dresden

 

Was mein Leben reicher macht

Abends beim Familienkuscheln auf der Couch: Ich habe meinem drei Jahre alten Sohn gerade ins Ohr geflüstert, dass ich ihn lieb habe. Da beugt er sich zu mir vor, überlegt kurz und flüstert dann auch in mein Ohr: »Papa, ich bin ein Dinosaurier.«

David Slaby, Leipzig

 

Die Kritzelei der Woche

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Während der vielen Stunden Vorbereitung auf mein Abitur hat mein Unterbewusstsein aus unstrukturierten Gedankenwolken dieses Bild gezeugt. Dieser Lernmarathon ist nun zu Ende, das Bild aber behalte ich als bleibende Erinnerung an diese angespannte Zeit.

Lea Franziska Glaser, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein bester Freund Tobi, der mich an mein Strahlen erinnert, wenn ich es vergessen habe, mich anschubst, wenn es sein muss, mich drückt, wenn ich es brauche, mit dem ich reden und schweigen kann. Mein Lieblingsmensch!

Esther Stürmer, Verden an der Aller

 

Was mein Leben reicher macht

Dass ein junger Mann, den ich zehn Jahre lang nicht gesehen hatte, plötzlich mit Geschenkkorb und Blumen vor meiner Tür steht. Dem einstigen Flüchtlingskind aus Afghanistan hatte ich von der Hauptschule bis zum Abitur etwas helfen können. Nun hat er eine gute Arbeitsstelle und meint, die habe er mir zu verdanken. Ich bin verblüfft und gerührt.

Gudrun Nitsch, Stuttgart

 

Die Millionen-Rechnung

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Meine Eltern hatten am 19. Mai 1923 geheiratet, also vor ziemlich genau 90 Jahren. Das Küchenbüfett auf dieser Rechnung war wohl eine ihrer ersten Anschaffungen. Aber zu welchem Preis! Mein Vater hat oft davon erzählt, wie er mit dem Geld, das er an diesen beiden Tagen Anfang Oktober in den Horch-Werken in Zwickau verdient hatte, ganz schnell nach Hause geeilt ist, um den Tischler zu bezahlen. Angesichts des Mediengetöses über Krise und Verunsicherung habe ich mich an diese alte Rechnung erinnert.

Inge Brandt, Dresden

 

Was mein Leben reicher macht

Zwei Tage sind wir bei Kälte und Nässe mit dem Rad auf dem Rothaarsteig unterwegs. Am dritten Tag ein strahlender, heller Morgen. Wir rollen durch einen lichten Buchenwald. Die Blätter entfalten sich. Aus dem blauen Himmel schweben goldene Hüllblättchen. Jetzt hüllen sie uns ein. Ein magischer Moment, genau jetzt und hier.

Harald und Heike Richter, Roßdorf bei Darmstadt

 

Die Pollen sind frei

(nach dem Volkslied »Die Gedanken sind frei«)

Die Pollen sind jetzt frei,
Wer kann sie einfangen?
Sie fliegen vorbei
Und lassen mich bangen.
Das Schnupfen und Niesen
Kann keiner begrüßen.
Und dennoch bleibt’s dabei:
Die Pollen sind jetzt frei!

Ich schnäuze viel zu viel,
Was mich sehr bedrücket.
Und das nicht in der Still’,
So wie es sich schicket.
Es rinnen die Tränen
Wie aus Wasserhähnen.
Es bleibt wohl dabei:
Die Pollen sind jetzt frei!

Und sperrt’ ich mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles wären rein
Vergebliche Werke.
Denn ach, diese Pollen,
Die nicht da sein sollen,
Sind immer dabei,
Denn die Pollen sind jetzt frei!

So muss ich wohl leider
Die Plage ertragen,
und werd mich auch weiter
Mit Tempos rumschlagen.
Ich kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen:
Die Pollen sind jetzt frei,
Doch auch das geht mal vorbei!

Inge Knechtel, Aichwald