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Was mein Leben reicher macht

Abends im Österreichurlaub. Unser dreijähriger Sohn Elias entdeckt Kerzenlicht im Fenster eines Bauernhofes und ruft erfreut: »Der Bauer hat eine Kerze angemacht. Die Kühe feiern Geburtstag!«

Michael Klotz, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Wir kamen aus dem Urlaub eingeflogen. Auf dem Flughafen in Frankfurt am Main simsen wir unseren Nachbarn: »Sind gut gelandet«. Unser Zug fährt in den Erfurter Bahnhof – und in der Halle steht der Nachbar und meint: »Wir kamen grad aus Jena und waren noch angezogen. Da bin ich gleich losgefahren.« Zu Hause erwartet uns seine Frau mit Glühwein, Fettbroten und Apfelkuchen.

Susanne Wagner-Schröer, Erfurt

 

Fürsorglich

Solch einen Hinweis wünschen wir Senioren uns doch häufiger – nicht nur an der Eckkneipe »zur Glühlampe« in der Oberbaumcity in berlin.

Sabine Stadtlander, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich an kalten Tagen – wie immer ein paar Minuten zu spät – das Haus verlasse, um zur Arbeit zu fahren, und sehe, dass mein Mann die Autoscheiben für mich freigekratzt hat.

Eva Steinhagen, Seligenstadt

 

Was mein Leben reicher macht

Der Winter hat Einzug gehalten, die Tiere frieren, wir menschen auch. meine Frau holt die Gartenschuhe aus der Kälte herein. In einem Schuh hat eine große Fliege Unterschlupf gesucht. Sie ist fast bewegungsunfähig. Dietlind, die keiner Fliege etwas zuleide tut, aber auch keine in der Wohnung duldet, nimmt die erstarrte Kreatur behutsam in die Hände und trägt sie an einen geschützten Platz auf der Terrasse. Danke, Dietlind, ich liebe dich, auch dafür!

Peter Listemann, Eschen, Fürstentum Liechtenstein

 

Advent

(Nach robert Gernhardt, »Gebet«)

Lieber Gott, nimm es hin,
dass ich weiter skeptisch bin.
Und gib ruhig einmal zu:
Keiner ziert sich so wie du.
Preisen werd ich deinen Namen,
aber zeig dich vorher. Amen.

Wolfgang Klosterhalfen, Düsseldorf

 

Hienieden: Mein Wort-Schatz

Aus meiner Kindheit ist mir das Wort hienieden im Gedächtnis geblieben. Klar, auch ich spreche heute von »auf dieser Erde«, aber wie nüchtern und kühl klingt diese moderne Ausdrucksweise. »Hienieden« jedoch lässt ein wenig von Schönheit, Poesie und Übernatürlichkeit empfinden, zumal in der Weihnachtszeit. Denn wenn in der Heiligen Nacht die Strophe des Liedes gesungen wurde, in der dieses Wort steht, war ich von Ehrfurcht und Freude ergriffen. »Heiligste Nacht, heiligste Nacht. Finsternis weichet, es strahlet hienieden lieblich und prächtig vom Himmel ein Licht.« Der Text ist mir auch nach mehr als sechzig Jahren noch geläufig. Auch am kommenden Weihnachtsfest werde ich mich an damals erinnern und bedauern, dass das Lied im Katholischen Gesangbuch unserer Diözese (Augsburg) nicht mehr enthalten ist.

Karl-Josef Mewaldt, Buxheim, Schwaben

 

Asch: Mein Wort-Schatz

Meine älteste Tochter ist Designerin, ihr Lebenspartner Chocolatier. Sie haben eine wahre Künstlerküche – in der ich gestern ein großes trogartiges Gefäß entdeckte, das mir irgendwie bekannt vorkam. »Gib mir doch einmal den Asch«, bat ich testweise den Schwiegersohn. Er bringt ihn mir, ohne weiter nachzufragen. »Woher kennst du als Erfurter den begriff »Asch«?«, frage ich. Es stellt sich heraus, dass seine Großeltern aus dem böhmischen Osterzgebirge stammten. Die Oma wusch in einem solchen Trog das Geschirr ab. »Meine Oma auch«, sagte ich.

Rudolf Keßner, Weimar

 

Fragen eines korrigierenden Deutschlehrers

(Nach bertolt brecht, »Fragen eines lesenden Arbeiters«)

Wer wiederholte endlos die Schreibung von »des Weiteren«?
In den Blättern steht beharrlich »desweiteren«.
Haben wir das nicht ein Dutzend Mal besprochen?
Wer warnte davor? Auf welchen Ohren
Saßen die Schreiber?
Wohin gingen die Gedanken allmorgendlich?
Der große Duden
Ist voll von Rechtschreibung. Wer nutzt ihn?
Gehören die Reichtümer der Orthografie
Nur manchen? Selbst in den guten Arbeiten
Schreit mancher Ausdruck noch immer
Zum Himmel. Als Deutschlehrer hat man Träume.
Vergebens?
Haben wir nicht wenigstens »das« und »dass« zu unterscheiden versucht?
Es ist zum Weinen, wenn wieder einmal
Eine Satzkonstruktion im Meer der Prädikate versinkt.
Weint sonst niemand?
Kaum einer begreift. Wer
Steht ihm zur Seite?

Auf jeder Seite Fehler.
Wer ist dafür verantwortlich?
Nur alle zehn Arbeiten ein Lichtblick.
Wer trägt die Schuld?

So viele Blätter.
So viele Fehler.

Eberhard Stephan, Weißenburg, bayern

 

Was mein Leben reicher macht

Nach fünf Tagen Zugreise von Innsbruck nach Athen erreichen wir am Sonntagabend den Hafen von Piräus. Vergeblich versuchen wir, Brot zu kaufen. eine Frau am Postkartenstand schenkt uns einen Laib aus ihrem eigenen Vorrat. Später finden wir dann noch einen Händler, der uns Zaziki und Oliven verkauft. Bei Dunkelheit, an Deck der Fähre nach Kreta genießen wir dieses Festmahl.

Hannah Spielmann, Innsbruck