Wenn ich abends mit einem Freund auf ein Bier in die Kneipe gehe und unser mexikanischer Austauschschüler Daniel uns – zwei seriösen Endvierzigern – in gebrochenem Deutsch hinterherruft: »Und macht keine Scheiße!«
Es gibt viele Wörter für das, was wir mit den Augen tun: sehen, blicken, gucken, glotzen, äugen… Jedes hat seine Bedeutung und beschreibt eine besondere Situation. Am besten gefällt mir das sehnsuchtsvolle Sehen, das Liebäugeln. Wer hat noch nie mit etwas im Schaufenster geliebäugelt? Ob wir uns den Wunsch erfüllen oder nicht, schon das Liebäugeln war Freude. Ich liebäugele mit einer Reise zum Nordkap!
Nachdem wir unseren Internetanschluss auf WLAN umgestellt hatten, war das Thema »drahtlose Verbindung« allgegenwärtig. Sogar, als Mama eines Tages Spaghetti servieren wollte und die passenden Gerätschaften vermisste. »Die Nudelzange ist wieder mal schnurlos verbunden!«, entfuhr es ihr, und seither können wir dem Verschwinden von Gegenständen eine humorvolle Note abgewinnen.
Ziemlich überrascht war ich, als mir neulich eine junge Fränkin erzählte: »Einmal im Jahr wallen wir nach Vierzehnheiligen.« Das Verb wallen war mir bisher nur aus Goethes Zauberlehrling geläufig, aber es klingt farbiger als wallfahren.
Ich studiere an der Uni Bonn. In unserem Seminar »Kultur, Identität und Tourismus in Theorie und Praxis« sprachen wir über den Strukturalismus – und zwar so lange, bis es auch wirklich jeder verstanden hatte. Ich bin eher der visuelle Typ: Eine Forschungsreise des berühmten Ethnologen Claude Lévi-Strauss habe ich mir dabei so vorgestellt.
Nachdem wir unseren Internetanschluss auf WLAN umgestellt hatten, war das Thema »drahtlose Verbindung« allgegenwärtig. Sogar, als Mama eines Tages Spaghetti servieren wollte und die passenden Gerätschaften vermisste. »Die Nudelzange ist wieder mal schnurlos verbunden!«, entfuhr es ihr, und seither können wir dem Verschwinden von Gegenständen eine humorvolle Note abgewinnen.
Neulich bei der Vorsorge: mit meinem Frauenarzt, der ein begabter Freizeitmusiker ist, zuerst die Stimmkrisen diverser Star-Tenöre durchgehechelt, danach übers Regietheater hergezogen. Beim Ultraschall kamen wir schließlich auf eine Schubert-Klaviersonate zu sprechen, die ich nicht präsent hatte. Er sang sie mir vor! Welche Patientin bekommt das von ihrem Arzt geboten?
Wegen der Einberufung zum Afrikafeldzug hat mein Vater 1942 sein Studium an der Staatsbauschule in Aachen unfreiwillig unterbrochen. Nach der Kapitulation folgten noch drei Jahre Kriegsgefangenschaft, zuletzt als Dolmetscher in einem Lager für Offiziere im Hohen Atlas in Marokko. Als mein Vater vor kurzem fast 92jährig starb, schrieb der Direktor seines langjährigen Arbeitgebers in seinem einfühlsamen Kondolenzbrief auch über dessen für die Kriegsjahre typischen unorthodoxen Ausbildungsweg: mit einem »zweisemestrigen Aufbaulehrgang in Bautechnik« nebst Abschlussprüfung, organisiert von Offizieren im Lager Ouarzazate. Zur Vervollständigung unserer Familienchronik stellte mir das Unternehmen die 67 Jahre alte »Teilnahme-Bescheinigung« zur Verfügung.
H-Moll-Messe von Bach im Schleswiger Dom. Fröstelnd ziehe ich angesichts der niedrigen Temperaturen meine dünne Strickjacke enger um mich. Der Musikgenuss mag sich trotz der himmlischen Klänge nicht einstellen. Da legt sich mir von hinten ein Wolltuch um die Schultern – erstaunt blicke ich mich um: Eine ältere Dame lächelt mir freundlich zu. Warm wird mir an Körper und Seele.
In Malsburg (Kreis Lörrach) fiel mir ein Trafohäuschen auf, das Einsteinschen Geist ins hintere Kandertal bringt. Das Werk des (mir nicht bekannten) Künstlers macht Dorfbewohnern wie Durchreisenden klar, dass Masse nichts anderes ist als Energie, lediglich in einer anderen Erscheinungsform. Das seitliche Türchen wurde zum Träger der weltberühmten Formel der Relativitätstheorie: E=m.c2