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Internationale Küche

Auf dem Grazer Bauernmarkt haben wir freilaufenden Mangold entdeckt. Für die Österreicher mag dies selbstverständlich sein, aber wir Piefkes fragen uns verwundert: Wie konnte der Mangold entkommen? Wer hat ihn freigelassen? Wer wieder eingefangen?

Matthias Barkhausen, Bad Honnef

 

Was mein Leben reicher macht

In den blauen Himmel zu schauen und meine Liebste und meinen Sohn Moritz, 14, auf mich zuschweben zu sehen. Moritz ist zum ersten Mal Fallschirm gesprungen. Und zu wissen, gleich sind die beiden wieder unten, und Charlotte, 16, wird superstolz auf ihren Bruder sein.

Denise Zöphel, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

An jedem Schultag in der zweiten großen Pause: Acht nette Schülerinnen betreten den Musikraum. Noten verteilen, Töne angeben, anzählen. Der erste Akkord erklingt, und die Welt bleibt stehen. Spaß an den Liedern, stehende Quinten, traumwandlerisch synchrone Phrasierungen, strahlende Dur-Terzen, Gänsehaut. Uns eint die Leidenschaft, so gut wie nur möglich zu musizieren. Der Pausenendgong ertönt, die Welt rumpelt weiter. Aber morgen ist wieder Probe. Bis dahin begleitet mich der Ohrwurm.

Wilhelm Gertz, Oer-Erkenschwick

 

Kompost der Welt

(nach Joseph von Eichendorff, »Komm, Trost der Welt«)

Kompost der Welt, du schwere Fracht,
Wie rutschst du aus dem Eimer sacht!
Die Lüfte, all die scharfen!
Ich pfeif, von Küchenarbeit müd,
Ein leises, kleines Abendlied,
Die Kinder längst schon schlafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn
Und lassen mich hier einsam stehn
mit dem, was nicht verzehret.
Da kam viel Kleingetier zu mir,
wenn ich im Gartenwinkel hier
gedankenvoll geleeret.

Kompost der Welt in stiller Nacht!
Und alles, was uns Sorgen macht,
kommt auch auf diesen Haufen.
Ach, könnten wir in aller Ruh
auch noch in vielen Jahren zu
solch einem Haufen laufen!

Christoph Noth, Ammerbuch-Entringen

 

Internationale Küche

Deutsche Wurstwaren sind ja in der ganzen Welt bekannt, sogar in Mexiko. Wir waren aber doch überrascht, in der Nähe von Chihuahua ein deutschsprachiges Werbeplakat zu entdecken, auf dem stand: »Meher (sic!) als nur eine Wurst, eine ganze Tadition (sic!) mit den besten Schmack von Deutschland nur für Dich«. Werbung einer Firma namens San Rafael Delicatessen – jedenfalls lief einem das Wasser im Munde zusammen!

Klaus Gernoth, Kronprinzenkoog, Dithmarschen

 

Stadtranderholung: Mein Wort-Schatz

Während der Ferien erfreuten mich täglich Zeitungsberichte über Aktionen für Schulkinder, deren Familien sich keinen Urlaub leisten können. In den fünfziger Jahren nannte man das Stadtranderholung. Als Bewohner der Dortmunder Nordstadt hatten wir lediglich Blickkontakt mit der Natur: Vom Küchenfenster unserer Zweieinhalbzimmerwohnung aus konnten wir die Kastanien der benachbarten Gartenwirtschaft sehen. Pflanzen zum Anfassen gab es nur, wenn wir, mit dem Matchbeutel bepackt, Fußmärsche zum Fredenbaum oder in den Hoeschpark unternahmen. In den Sommerferien aber durften wir uns bei der Stadtranderholung anmelden. Jeden Morgen startete am Hauptbahnhof ein Sonderwagen der Straßenbahn, der lärmende Schulkinder dahin brachte, wo es Wald, Wiesen und Felder gab. Meine Schwester und ich stiegen an der dritten Haltestelle zu, bekamen also immer Sitzplätze. Unser Ziel war das »Hexenhäuschen«, das Waldheim einer kirchlichen Einrichtung. Hier spielten, bastelten und sportelten wir den liegen langen Tag. Wir durchstreiften den Wald, wanderten zu den Getreidefeldern und lernten, verschiedene Pflanzen und Getreidesorten zu unterscheiden. Es gab auch einen Schlafraum mit Feldbetten, wo wir nach dem Mittagessen eine Ruhestunde halten mussten, auf die wir durch Märchen oder Gruselgeschichten eingestimmt wurden. Am meisten liebte ich den abendlichen Singkreis vor der Heimfahrt. Wie schön, dass es die Stadtranderholung immer noch gibt: Bei der Google-Suche fand ich unter diesem Stichwort 27.900 Treffer aus Städten von Augsburg bis Zülpich!

Helga Bothe, Kierspe, Nordrhein-Westfalen

 

Balkon II

In der ZEIT Nr. 35/2012 fand sich ein Strassenbild mit dem Titel »Mietminderung?« von einer Leserin aus Hamburg. Es zeigte einen Balkon ohne Balkontür. Das gibt es leider häufiger (siehe Photo). Die Frage nach Mietminderung ist jedoch nicht wirklich berechtigt. Das Problem entsteht eher umgekehrt, wenn Mieter bei einem Balkonanbau nicht bereit sind, die dadurch bedingte Mieterhöhung zu zahlen. Entsprechend stellt dann der Vermieter keinen Zugang zum Balkon her.

Hans Albers, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ferien, ein Tag mit den Kindern in Berlin, meiner alten Liebe. Wir gehen durch das Brandenburger Tor, reden über die Mauer, sehen auf Bildern, wie es damals aussah. Ich erzähle stolz, dass ich damals, als Student, am 9. 11. 1989 auch auf der Mauer stand. Da sagt unsere neunjährige Tochter: »Manchmal hat es auch Vorteile, alt zu sein!«

Tobias Hüfner, Hannover

 

Zeitsprung

Nach dem Krieg waren meine Eltern nach Lörrach an die Schweizer Grenze gezogen. Die ersten Jahre waren schwer, aber im Jahre 1954 konnten wir zum ersten Mal einen Sommerurlaub planen. Freunde meiner Eltern hatten einen VW Käfer , einen sogenannten Brezelkäfer. Mit diesem Gefährt fuhren wir im August 1954 zu sechst (vier Erwachsene, mein 15-jähriger Bruder und ich mit meinen acht Jahren) samt Gepäck ins zirka 160 Kilometer entfernte Adelboden im Berner Oberland. In einem gemieteten Chalet verbrachten wir zwei Wochen. Auf dem Foto von 1954 ist dieses Chalet zu sehen mit meiner Mutter links davor auf der Wiese. 54 Jahre später war ich erneut in Adelboden, und meine Frau machte ein Foto mit mir an der Stelle, an der damals meine Mutter saß. Wie wunderschön ist es, dass es noch Plätze in unseren Breiten gibt, die sich in einem halben Jahrhundert so gut wie nicht verändert haben!

Winfried Burgert, Ingolstadt