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Internationale Küche

Seit Wochen erheitern meine Frau und ich uns über die Beiträge in dieser Spalte. Bis uns einfiel, dass auch wir zu diesem Thema Substanzielles beizutragen hätten. Während eines Urlaubs in der Dominikanischen Republik nämlich fanden wir am Abendessenbuffet überaus kryptische deutsche Beschriftungen, die wir nur anhand des spanischen »Urtextes« und manchmal der englischen Übersetzungen dechiffrieren konnten. Eine schöner als die andere! Hier eine kleine Auswahl: »Zurück vom Soße-Schwein der Ashiote Zerteilung-Handgranate – Back of Sauce Pig of Ashiote Fragmentation hand grenade« (Lomo de Cerdo en Salsa de Ashiote y Piña) »Päpste Whit Pieze – Papes With Fungi« (Papas Con Hongos) »Übersprung vom Kopf des Viehs – Skepped of Head Cattle« (Salteado de Res) »Päspte Färben Sich mit Mantequilla Zwibel und Thunfisch Gelb – Popes Yellow and Mantequilla Cebolla y Tuna« (Papas Amarilla con Mantequilla, Cebolla y Tuna) »Escalopines des Soßekapfes des Veihs von Pfeffer und – Escalopines of Sauce Head of Cattle of Pepper and Onion« (Escalopines de Res en Salsa de Pimienta y Cebolla) »Handgriff – Handle« (Mango)

Dietmar Berndt, Stutensee

 

Was mein Leben reicher macht

Sophie, unsere Zimmervermieterin in Osttirol. Bei ihr konnten meine Freundin und ich auch für nur eine Nacht bleiben. Zuvor waren wir überall abgewiesen worden: Für nur eine Übernachtung nehme man keine Gäste.

Karl Brunner, Klagenfurt, Österreich

 

Die Kritzelei der Woche (2 von 2)

Eigentlich habe ich solche Bogen von meiner Schreibtischunterlage immer weggeworfen. Aber dieser hat irgendwie überlebt. Mir ist sogar ein Gedicht dazu eingefallen: »Wenn ich sitze und schreibe / entsteht nebenbei / so ’ne Krickelakrakelakritzelei / und von dem Gekrakel / der ganze Sinn / ist nur der / dass ich ein Krakler bin.«

Dete Sühlmann, Bissendorf, Niedersachsen

 

Verkasematuckeln: Mein Wort-Schatz

Verkasematuckeln – was für ein Wort, aufregend, verschwörerisch und fremd! Kamen wir als Kinder an einem Apfel- oder Pflaumenbaum vorbei und konnten einige Früchte erreichen, hieß es: »Komm, die verkasematuckeln (verspeisen) wir!« Hatte man etwas nicht begriffen, bat man: »Kannst du mir das einmal verkasematuckeln (erklären)?« Meine Enkel im Vorschulalter sprechen bereits Englisch und etwas Chinesisch. Das geheimnisvolle Wort aus Großmutters Kindheit aber werden sie nie zu hören bekommen.

Ursula Marquardt-Treser, Burgwedel

 

Liebe ZEIT-Leserinnen und -Leser,

diese Seite ist als Plattform für all Ihre Kreativität gedacht, und als solche funktioniert sie jetzt seit über zwei Jahren. Noch mehr aber freut es uns Redakteure, wenn wir beobachten, wie diese Seite auch zu einem Forum für Sie wird, zu einem Ort des Austauschs. Da findet eine Leserin in »Was mein Leben reicher macht« ihre Jugendliebe wieder, da helfen aufmerksame Leser einem Einsender, ein Foto zu lokalisieren, auf dem sein verschollener Vater zu sehen war. Und Wolfgang K. Albrecht-Schoeck aus Berlin hat uns und dem Leser Klaus Störch aus Hattersheim jetzt erklärt, was es mit den Schuhen auf der Telefonleitung auf sich hat (ZEIT Nr. 29/12): Es handelt sich um eine Form des Totengedenkens. Jedes Paar Schuhe steht für einen gefallenen Soldaten. Ein Brauch aus den US-amerikanischen Ghettos …

Wolfgang Lechner

 

Die Kritzelei der Woche (1 von 2)

Heute hab ich ausgemistet. Auch meine Mitschriften von einer Fortbildung zum Thema »Personalentwicklung« mussten daran glauben. Von dieser Kritzelei konnte ich mich dann aber doch nicht trennen …

Anne Ames, Tübingen

 

Was mein Leben reicher macht

Die Letzte im großen Schwimmbecken zu sein und bei einbrechender Dunkelheit zu sehen, wie meine Wellen die spiegelglatte Wasserfläche kräuseln.

Martina Iffländer, Lingen

 

Lieber nicht

Auf der Terrasse eines netten Ausflugslokals bei Berchtesgaden in Oberbayern habe ich diese Tafel gefunden. Und hoffe jetzt, dass es in Ihrer Redaktion jemand gibt, der so viel von Pilzen versteht, dass er den Witz des Bildes kapiert.

Hubert Rößner, Böbing b. Weilheim
(Anm. d. Red.: Gibt es, gibt es, lieber Leser! Wir hätten den Witz sogar verstanden, wenn die Tafel »Eierschwammerl«, »Reherl« oder »Rehlinge« versprochen hätte.)

 

Am Stammtisch

(Nach Heinrich Heine, »Sie saßen und tranken am Teetisch«)

Wir aßen und tranken am Stammtisch
und hatten die Welt im Griff.
Der Wirt gab sich locker lakonisch,
und Hans durch die Zähne pfiff.

Die Welt muss sein platonisch.
Der Musiker wusst es genau.
Doch Ulla lächelt ironisch:
Was bist du doch, Hänschen, so schlau!

Die Welt ist süchtig und gierig
nach deinem und meinem Moos,
und guckst du nicht stur und stierig,
dann bist du’s ruck, zuck wieder los.

Drum hab ich, sagt Susi beflissen,
Musik in Kunststoff gebrannt.
Bei Bach und mit Wärmekissen
erschließt die Welt dir Herr Kant.

Und Frauke lächelt freimütig:
Die Welt ist mein größtes Pläsier.
Drum präsentier ich euch gütig
den Grünkohl und noch ein Bier.

Und Leo, vom Alter recht weise,
im Rücken den warmen Kamin,
stellt’s Hörgerät still und ganz leise,
lässt Welten vorüberziehn.

Doch Bärbel entscheidet westfälisch:
Ich habe die Welt im Griff.
Ich mal sie mit Farbe ästhetisch
und geb ihr den letzten Schliff.

Wir sitzen noch immer am Stammtisch
und halten die Welt ganz fest,
verzehren mal locker, mal hektisch
gemeinsam den spärlichen Rest.

Ulla Michalke, Selm