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Was mein Leben reicher macht

Sommermorgen. Als ich das Fahrradschloss aufschließe, höre ich den Straßenbauarbeiter gegenüber ein Lied von Pippi Langstrumpf pfeifen: »Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.« Frohen Herzens radle ich los.

Tina Schäfer, Kassel

 

Internationale Küche

Aus dem »Ländle« kommend, studierte ich in Florenz zur Mittagszeit eine Speisekarte und stolperte dabei über die Bezeichnung »Mundtäschchen«. Da hatte sich der Übersetzer wohl daran erinnert, dass das Wort »Mund« im Hochdeutschen den Menschen zugeordnet wird, während der Begriff »Maul« für die Tiere reserviert ist. Ich bestellte also vergnügt die Mundtäschchen, hinter denen sich tatsächlich Maultaschen oder besser gesagt Ravioli verbargen.

Gisela Mulot, Immenstaad, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

In sechs der vergangenen acht Jahre bin ich von München nach Venedig gewandert. Mit dabei waren stets ein oder zwei meiner Kinder. Dabei durchquerten wir Wiesen und Geröllfelder, erklommen manchen Gipfel, stiegen hinab ins Tal. Wir gingen, hatten Zeit füreinander, konnten das Leben besprechen.

Johannes Teichmann, Veitshöchheim, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

Jeden zweiten Samstag treffen sich in Karlsruhe-Durlach Menschen verschiedensten Alters, um gemeinsam zu lachen. Dabei erzählen wir uns keine Witze, sondern wir machen Lachyoga, eine Kombination aus Pantomime, Dehn- und Atemübungen. Das Gehirn unterscheidet nämlich nicht zwischen echtem und motorischem Lachen. Nach einer Stunde verlassen wir den Übungsraum mit einem Lächeln auf den Lippen. Und das Schönste daran: Die gute Laune hält noch lange an.

Solveig Bek, Karlsruhe

 

Die Kritzelei der Woche

Ich arbeite als IT-Berater. Zu meinem Job gehören lange Telefonkonferenzen, bei denen es darum geht, dass die Anlagen beim Kunden sicher funktionieren, aber möglichst wenig Kosten verursachen. (Mit jedem ausgeschalteten Server fällt der Stromverbrauch.)Dabei entstehen solche Kritzeleien. Auch wenn es komisch klingt, Kritzeln hilft mir bei der Konzentration.

Oleg Drewin, Frankfurt

 

Internationale Küche

Unsere Lieblingsspeisekarte fanden (und stibitzten) wir in einem Lokal in der Auverne. Neben appetitanregenden »Kaldaunen Hammel Güllen« wurde da auch ein unwiderstehliches »Steack Oberkellner« angeboten. Als unfair erachteten wir es dagegen, dass Deutsche »die fish mit keine gemüse« offeriert bekamen, während für franko- oder anglofone Gäste zum Fisch immerhin petits légumes oder small végétables vorgesehen waren.

Walter und Gertrud Farber, Chicago

 

Schöner warten

Als wir vor einiger Zeit den Oder-Neiße-Radweg fuhren, fanden wir in Klein Bademeusel diese »gemütliche« Bushaltestelle.

Gregor van de Sand, Bocholt

 

Was mein Leben reicher macht

Das Telefon klingelt, im Display erkenne ich die Nummer unseres in London lebenden Sohnes. Ich höre Gejohle, Pfiffe und auch ein lautes Tröten. Dazwischen schreit Julius: »Ich habe eine Eintrittskarte für das Beachvolleyballturnier gekriegt«, alles andere kann ich nicht mehr verstehen. So schön kann Olympia sein!

Petra Anders, Lehre-Flechtorf, Niedersachsen

 

Materialien zur fortgesetzten Kritik eines Gedichtes italienischen Ursprungs

(Nach Robert Gernhard, »Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs« und als Antwort auf Claudia Tolls Parodie »Materialien zur Kritik eines Gedichts Gernhardschen Ursprungs« ZEIT Nr. 29/12)

Entstaubte Lyrik, neu verfasst, darf alles wagen,
Darf eng am Vorbild jener strengen Form
Versteckte Liebe eingestehen, offen ihr entsagen,
Sie darf es ungebunden auch, in loser Form.

Motive und Sujets kann sie nach Herzenslust einbinden,
Der Alten Mythen, an Metaphern reich.
Sie muss nicht gleich das Rad der Lyrik neu erfinden,
Doch hoch verdichten schon und kontextreich.

Wer eigne Verse formuliert, der tut dies wohl
In Kenntnis der Jahrhundert alten Konzeption.
Die ach so nette Lyrik bliebe hohl,

Fehlt’ ihr zur Form die inhaltliche Reflexion.
Drum schreibe frisch, doch schreibe tief –
Wer Lyrik neu verfasst, liegt gewiss nicht schief.

Manfred Klenk, Mannheim

 

Telefongabel: Mein Wort-Schatz

»Du musst den Hörer auch richtig auf die Gabel legen«, sagte meine Mutter immer, wenn das Telefon nicht richtig funktionierte. Bei einem alten Telefon mit Wählscheibe und Hörer nannte man die Auflage für den Hörer Telefongabel. Durch Abnehmen des Hörers wurde die Telefonleitung aktiviert und durch Auflegen wieder beendet. Heute geschieht das ja durch Drücken einer Taste oder Berührung des Bildschirms. »Ich leg jetzt auf« stirbt damit wohl aus. Meine Kinder kennen den Begriff Telefongabel schon gar nicht mehr.

Herbert Höltgen, Essen