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Was mein Leben reicher macht

Rushhour vor dem Frankfurter Hauptbahnhof. Ich helfe einem blinden Jungen, gerade mal ein paar Jahre jünger als ich (24), in die richtige Tram. Ich möchte ihm einen Sitzplatz suchen, doch er lächelt nur und meint, er steige gleich wieder aus. Er steigt aus, ich beobachte ihn und frage mich, ob er alleine mitten in diesem Getümmel klarkommt.
Mein Herz wird schwer. Die Tram fährt weiter, und ich sehe, dass er von einem Mädchen abgeholt und zu ein paar Jugendlichen geführt wird, die ihn herzlich begrüßen. Er sieht glücklich aus. Und ich bin es auch.

Akima Spatz-Safidine, Hanau

 

Kritzelei der Woche

Ich bin Schülerin des St.-Viti-Gymnasiums in Zeven und habe gerade die neunte Klasse abgeschlossen. Es gibt viele solcher Zettel in meinem Schreibtisch, denn sie helfen mir, den Stoff zu behalten, den ich lernen soll. So sind diese Bilder nicht aus Langeweile entstanden, sondern aus dem, was ich gerade gedacht oder gelesen habe. Irgendwie schaffe ich mir durch diese stichpunktartigen Merkzettel einen besseren Überblick, und in den Arbeiten erinnere ich mich dann besser an das, was ich aufgeschrieben und gelernt habe.
Agathe Borbe, Heeslingen, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Freund Jörg, der wie selbstverständlich zwei Wochen lang mit mir den Nachlass meines Vaters geregelt hat. Und meine Freundin Kirsten. Als sie die Nachricht vom Tode meines Vaters bekam, ließ sie spontan ihren Mann und drei kleine Jungs zu Hause und fuhr 150 Kilometer – nur, um bei mir sein zu können.

Elke Pelzer, Eelderwolde, Niederlande

 

Zwei Welten

Mein Straßenbild ist eigentlich eher ein Frauen-Bild. Es ist eine Momentaufnahme aus Moskau. Ich habe die letzten Jahre in Osteuropa gelebt und gearbeitet und war
fasziniert vom Nebeneinander typisch sowjetischer und moderner Dinge im Alltag der Menschen. Das Gestern und Morgen spiegelte sich auch im (äußeren) Frauenbild der Generationen wider. Mir gefällt das Foto, weil es dieses Zusammentreffen beider Welten zeigt: Hier die älteren Frauen bei ihrem landestypischen »bisness«-Kleinhandel aus einem Eimer oder umgedrehten Pappkarton am Straßenrand, dort das hochglanzgestylte und kaum bekleidete Model auf einer Werbetafel.
Und doch scheint sie etwas zu verbinden. Das Frauen-Bild ist eben vielfältig!

Ragna Beyé, London

 

Was mein Leben reicher macht

Das Gewitter, das sich mit taghellem Wetterleuchten in der Nacht bemerkbar machte und dann mit enormem Grollen aus den Rocky Mountains ins Tal rollte. Der Bär, der im Frühnebel nach dem Gewitter vor dem Haus auftauchte und sich quer über die Wiese in Richtung Sportplatz trollte. Auf dem gepflegten Rasen des Sportplatzes fand ein Fußballturnier für Mädchen statt. Die Luft war voll von begeisterten Rufen und Freundlichkeit. Die Eltern saßen auf dem Rasen, feuerten ihre Kinder an und trockneten auch die Tränen der Gegner. Ein Mädchen schoss den Fußball aus dem Spielfeld,  ich schoss ihn unbeholfen über den Zaun zurück und entschuldigte mich dafür bei ihr. „Macht nichts. Du hast den Ball über den Zaun zurückbekommen. Das ist toll.“

Gerade spielte eine Frauenmannschaft in Deutschland Fußball. Vielleicht haben sie einmal Fußball gespielt wie diese Mädchen.

Sigrun Seidel-Petry, Rostock

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere wundervolle Hebamme. Dank ihrer Begleitung und Unterstützung konnten wir unseren jüngsten Sohn Benno dort bekommen, wo er hingehört: in unserem Wohnzimmer in unserer Mitte. Fernab jeglicher Hektik und Klinikroutine
kam er gesund und friedlich zur Welt.

Heidi Huckert, Landsberg

 

Liebe Helgoländer,

® dpa - Bildfunk

unsere Familie hat kürzlich Eure Insel entdeckt. Sie ist ein Kleinod und hat uns verzaubert: der rote Fels, die 360-Grad-Rundumsicht, eine Luft, die Nase und Lungen streichelt, glasklares Wasser mit Seehunden als Schwimmgefährten, Seevögel, die sich nur bei Euch fortpflanzen können… Wie froh sind wir, dass Ihr den Plänen zur Erweiterung Eurer Insel nicht zugestimmt habt! Helgoland darf kein Mini-Dubai werden, seine Zukunft darf nicht in die Hände gewinnorientierter Großinvestoren geraten. Wir sind zuversichtlich, dass dieses ökologische Refugium neue Freunde finden wird: Dies werden nun wohl weniger die lauten, eventorientierten, sondern eher die leisen sein, die mit wachen Sinnen die natürliche Schönheit Helgolands zu schätzen wissen. Wir kommen wieder!

Schöne Grüsse,

Christine Lehmann, Braunschweig

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn, ein gestandener Mann, Mitte dreißig, war kürzlich mit seinem Wagen auf Urlaub in Frankreich. Als eine Warnlampe aufleuchtete, rief er mich an. Ich solle bei einer hiesigen Firma erkunden, was es zu bedeuten habe. Und per Internet herausfinden, wo in Orléans eine Fachwerkstatt zu finden sei. Man braucht mich noch immer! Das ist Balsam für die Seele eines ehemals alleinerziehenden Vaters mit drei Kindern.

Wolfgang Schlüter, Münster

 

Siehst du das Meer?

(Nach Hugo von Hofmannsthal, »Siehst du die Stadt?«)

Siehst du das Meer in seiner ganzen Wut,
Und was seit Tagen schon es mit uns macht?
Vor Sonnenbränden war’n wir auf der Hut,
Mit Cremes der Stärke 30, falls die Sonne lacht.

Stattdessen treibt ein Zyklon Wolken vor sich her,
Nunmehr schon ein, zwei Wochen lang:
Aus ihnen fällt ein Tropenregen schwer,
Und pfeifend tönt um unsre Hütte sein Gesang.

Das schwarze Grau der Tage wird zur Pein,
Zur Pein Moskito-Stich und Schweiß der Nacht.
Kann Urlaub wirklich so verdorben sein?
Ach, hätte man zu Haus ihn doch verbracht!

Kurt Wagner, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Zur Einstimmung auf meinen Sommer in Schweden nach so vielen Jahren noch einmal Astrid Lindgren lesen und spüren, auf welche besondere Weise sie meine Kindheit und mein Leben bereichert haben! Danke für Pippi, Michel, für die Kinder aus Bullerbü und für die Ferien auf Saltkrokan!

Friederike Rotberg, Marl