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Was mein Leben reicher macht

Zum ersten Mal auf dem Ölberg in Jerusalem zu stehen. Im Religionsunterricht in den sechziger Jahren geisterte immer eine Erdölquelle durch meinen Kopf: Olivenöl war in meinem Elternhaus völlig unbekannt. Heute schmunzle ich über meine kindliche Phantasie. Und ich bin froh, in einem Land zu leben, von wo aus man fast überall hinreisen kann.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Was mein Leben reicher macht

Die netten Reclam-Hefte, die die Bahn in der 1. Klasse verteilt, um die derzeitige baustellenbedingte halbstündige Fahrzeitverlängerung zwischen Berlin und Hannover vergnüglicher zu gestalten. Was für eine schöne Idee!

Dorothea Schmid, Berlin

 

65 Jahre DIE ZEIT

Im Mai besuchten ZEIT-Mitarbeiter verschiedene Schulen in Deutschland, aber auch in der Schweiz. Politik-Redakteurin Tina Hildebrandt freute sich an die Europaschule Kerpen zurückzukehren, an der sie 1989 ihr Abitur gemacht hatte. Die Schüler der Jahrgangsstufen 11-13 nutzten die Gelegenheit, die Journalistin über Politik und ihre parteipolitischen Einschätzungen zu befragen: Welche Politiker sind privat ganz anders als vor der Kamera? Wem steht eine große politische Karriere bevor? Und wie ist Ihre Einschätzung zu Wikileaks?

Tina Hildebrandt an der Europaschule Kerpen

Um Politik ging es auch am Gymnasium Meiendorf in Hamburg. Wirtschafts-Redakteur Fritz Vorholz besuchte die Schüler des Studiengangs „Internationale Beziehungen“ und diskutierte mit ihnen über die aktuelle Atomdebatte; ein Gespräch mit einem Experten, das auf reges Interesse stieß: „Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, diese Diskussionsrunden zu machen. Für mich war es sehr aufschlussreich, da diese Themen im Unterricht wenig behandelt worden und auch sehr wichtig und aktuell waren. So konnte man einiges mitnehmen“, berichtet einer der Schüler im Anschluss.

Fritz Vorholz am Gymnasium Meiendorf in Hamburg

 

Kindheitsträume

Vor einiger Zeit fand ich auf dieser Seite einen kurzen Beitrag zum Thema »Kindheitsträume«. Kindheitsträume sind auch mein Thema, und deshalb wäre es schön, wenn es die Möglichkeit gäbe, meine Bitte auf der »ZEIT der Leser« zu platzieren.
Ich suche nämlich Menschen, die als Kind bestimmte Visionen von ihrem Leben hatten, Träume oder Sehnsüchte. Vielleicht wollten sie einen bestimmten Beruf erlernen, sich bestimmte Fähigkeiten aneignen. Vielleicht haben sie von Orten geträumt, an die sie einmal reisen wollten, vielleicht von Besitztümern. Mich interessieren diese Kindheitsträume, ganz gleich, ob sie sich erfüllt haben oder nicht.
Einige dieser Träume habe ich schon gesammelt und in einem Blog veröffentlicht, wo sie für jedermann zugänglich sind: www.kindheitstraum.wordpress.com. Doch ich sammle weiter und ich freue mich über jeden Kindheitstraum. Ob der volle Name dort erscheint oder nur der Vorname mit Anfangsbuchstaben des Nachnamens, das entscheiden alle Einsender selbst.
Zu dem Projekt bin ich über die Schüler gekommen, die ich als Lernbegleiterin betreue. Ich stelle immer wieder fest, dass Kinder und Jugendliche sich selbst unglaublich motivieren können, wenn sie eine Vision von dem haben, was sie erreichen möchten. Doch je nachdem, wie die Umgebung darauf reagiert, kann das auch schiefgehen. Und daher suche ich viele Beispiele dafür, wo es geklappt hat und warum. Oder warum ein Kindheitstraum nicht verwirklicht wurde. Noch weiß ich nicht, wo mich das Projekt hinführen wird, ob ich einen Buchverlag ermuntern kann, meine Erkenntnisse zu veröffentlichen, oder nicht. Vorerst will ich das Internet und alle anderen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, um meine Idee und die Kindheitsträume, die ich kennenlerne, zu verbreiten.
Mein eigener Kindheitstraum übrigens war, Autorin zu werden. Noch bin ich dabei, ihn mir zu erfüllen.

Birgit Ebbert, Hagen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich am Sonntagmorgen unserer zehn Monate alten Enkelin das Lied vom Bibabutzemann vorsinge. Über Skype. Sie lebt nämlich mit ihren Eltern in Brisbane, Australien. Sie hört mir sehr aufmerksam zu und belohnt mich dann mit ihrem süßen Lächeln.

Pia Nann, Wehingen

 

Ein Gedicht! Klassische Lyrik

Was dort ist
(nach Erich Fried, »Was es ist«)

Es ist Unrecht
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagen die Diebe.

Es ist ein Glück
sagt die Berechnung
Es könnte Schmerz sein
sagt die Angst

Es ist aussichtsreich
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagen die Diebe.

Es ist armselig
sagt der Funke Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht

Es ist möglich
sagt die Erfahrung
Viel ist was dort ist
sagen die Diebe

Lilli U. Kreßner, Alsfelden, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Ich drehe die Super-8-Filme langsam durch den Apparat und sehe die Kampenwand. Dann sehe ich einen Bach, den mein Vater mal pachten wollte, Wellen, Fische, einen Eisvogel. Wieder das Meer, einen Sonnenuntergang. Irgendwann hüpfe ich wie ein Flummi durchs Bild. Seltsam, die Welt aus den Augen des Vaters zu entdecken, sich selbst und bei allem: ihn!

Petra Schnabel, Bamako, Mali

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich meinem fünfjährigen Bruder zu erklären versuche, dass man manchmal Menschen, die man liebt, eine Freude macht, um Ihnen zu zeigen, wie viel sie einem bedeuten. Und wenn er mir fünf Minuten später ein selbstgemaltes Herz durch den Türschlitz schiebt.

Lisa Feiler, Raindorf

 

Gewogen: Mein Wort-Schatz

Mein Wort-Schatz ist das kleine doppelsinnige Wörtchen gewogen – aber eben nicht im Sinne von »gewogen und zu leicht befunden«, sondern in dem sprachlich heute völlig ungebräuchlichen Sinne von »zugeneigt« oder »wohlgesinnt« sein. Und warum ist dieses vermeintlich ungewichtige Wörtchen ein Schatz? Das hat seinen Ursprung in meiner späten Kindheit, als ich begann, auch längere Geschichten und Sagen zu lesen, etwa über die Nibelungen und ihre einprägsamen wie unvergesslichen Könige und Ritter: Gunther, Gernot, Giselher, Rüdiger von Bechelaren – und, sie alle überragend, Jung-Siegfried. Noch heute, mit 73, vermag ich das herzzerreißende Gefühl in mir wachzurufen, das mir als kleinem Jungen die Tränen in die Augen trieb, wenn ich las, wie Siegfried sich zum durstlöschenden Trunk an der Quelle niederkniete und Hagen ihm den Speer in die einzige verletzliche Stelle im Rücken stieß. In mir brach damals eine Welt des Vertrauens in Ehrlichkeit, Anstand, ja das Gute im Menschen zusammen, als Siegfried sterbend seine letzten Worte sagte: »Wie habt Ihr mich betrogen, wenn freundlich Ihr getan, ich war Euch stets gewogen und sterbe nun daran.«

Seitdem ist das Wort »gewogen« für mich zu einer Art Nibelungen- (sprach)schatz geworden, als Ausdruck für eine zwar eher altmodisch anmutende Sympathie-Empfindung, die aber gleichermaßen das Vertrauen enthielt, dass diese Gewogenheit auch auf entsprechende Wertschätzung durch den stößt, der dieses Gewogensein erfährt.

Heiner Kuse, Dietzenbach