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Was mein Leben reicher macht

an einem grauen Dienstagmorgen nach Tagen voller ausufernder Arbeit ausschlafen und vor dem Aufstehen noch lesen. Bis um elf Uhr frühstücken, danach auf dem Sofa sitzen und meiner Tochter, die längst selbst lesen kann, vorlesen. Dann in die Küche gehen, in die jetzt die Herbstsonne scheint und Linsensuppe kochen. Der Duft der Sellerieknolle. Wie wunderbar sind Herbstferien!

Christine Illgner, Erkrath

 

Wann gestehen wir uns die Krise ein?

Überschwemmungen, verheerende Waldbrände und Wetterextreme nehmen zu. Die globale Durchschnittstemperatur ist gestiegen. Die Arktis schmilzt dedrohlich. Aber viel zu viele wollen den menschengemachten Klimawandel noch immer nicht wahrhaben. Werde ich je den Tag erleben, an dem Las Vegas nicht mehr so viel Strom verbraucht wie Peru, damit es so schön blinkt?

Wir befinden uns in einer fortschreitenden Krise der Zivilisation. Wenn wir weiterhin so leben, dass selbst vier Erden nicht ausreichen würden, ist jede Hoffnung auf Fortbestand von Demokratie und Kultur unbegründet. Und was ist in der Glotze zu sehen? Der Hype um möglichst schnelle Autos mit hohem Benzinverbrauch und viel PS. Autofreaks blasen für das vermeintliche Gefühl von Fun und Abenteuer CO2-Emissionen in den südamerikanischen Urwald. Hau raus die Gifte, egal, wie groß die Katastrophen noch werden. Privatsender machen ihre Quoten, indem sie zur Schau stellen, wie eine spätrömisch-dekadent anmutende Geldelite mit Privatjets und Luxusjachten stündlich hunderte Liter fossiler Brennstoffe verschwenden. Verona Pooth gehört zur seichten Prominenz. Sie vermehrt lächelnd ihr Vermögen mit Werbung für einen Textildiscounter. Experten der Ökonomie fordern nach den Auswirkungen einer verheerenden Gier längst wieder mehr Optimismus, weil ja die Konjunktur wieder anzieht, nachdem die Staaten Billion von Geldeinheiten in die Banken pumpen. Hauptsache Wachstum XXL, egal, dass uns die Nachkommen noch verfluchen werden.

Wir Nutznießer des wohlen Konsums leben nicht nur auf Kosten unserer Kinder. Wir nehmen im wahrsten Sinne des Wortes in Kauf, dass gleichzeitig abermillionen Menschen unter inhumanen Arbeitsbedingungen und sittenwidriger Entlohnung leiden. Werde ich den Tag noch erleben, an dem in Indien die Näherinnen nicht mehr ausgebeutet werden und die Armut in Deutschland durch Mindestlöhne abnimmt? Barack Obama will die Welt befrieden, sie grüner und gerechter machen. Welch ein Hass die Lobbyisten der Trusts und Konzerne auf ihn schüren. Und warum? Um einen neoliberalen und unflexiblen Kapitalismus wieder und wieder durchzusetzen, egal, wie falsch seine Scheinphilosophie ist. Als wohlfeiler Neiduntersteller und Gutmenschverächter nur weiter seinen bräsigen Machiavellismus pflegen, gleichgültig, dass ohne die Realisierung humaner und ökologischer Visionen alles nichts ist.

Wolf Niese, Berlin

 

Zurück am Pragser Wildsee

Nach langer Zeit wieder einmal – zusammen mit unseren Kindern – auf dem Weg nach Südtirol ins Pustertal, wo wir vor vielen Jahren einmal für einige Zeit gelebt haben. Vorfreude auf das wiedersehen mit freunden, auf den Ort Bruneck und seine Umgebung und auf das Hotel Pragser Wildsee. dort wollen wir der Geschichte nachspüren. Nach der Lektüre des Buches Hammerstein oder der Eigensinn von Hans Magnus Enzensberger kann der Aufenthalt dort nicht mehr aufgeschoben werden. Ganz in der Nähe haben unsere Kinder zum ersten Mal auf Skiern gestanden. Anschließend mussten sie auch den Pragser Wildsee mit dem wunderschönen alten Alpenhotel besuchen, und immer haben wir bedauert, dass das Hotel im Winter nicht geöffnet war.

Glücklicherweise hat sich das mittlerweile geändert. Und so stehen wir nun vor einem vor Kurzem vollständig renovierten Hotel – der See vor den steil aufragenden Felsen unter strahlend blauem Himmel, umgeben von Bäumen im Herbstlaub. Ein geradezu märchenhafter Anblick. Später beginnt es zu schneien. Am nächsten Tag liegt die ganze Landschaft unter einer weißen Decke. Alle Erwartungen werden übertroffen. Mit alten Originalmöbeln eingerichtete Hotelzimmer versetzen uns in die Vergangenheit, erinnern an die ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Heute ein Ort der Ruhe, der besinnung – ein Alpenhotel, dessen Eigentümerfamilie seit 110 Jahren die Geschichte bewahrt.

Martina Richter, Seligenstadt

 

Andere Zeit

Damals schwärmten wir:
Großartig und wunderbar!
Jetzt sagt Lea: Cool.

E. Günter Stammnitz, Berlin

 

Weckruf

Morgens um sechs, unser Sohn, 16, schläft noch. Ich gehe leise in sein Zimmer, fest eingekuschelt in seine Decke liegt er da, tief in seiner Traumwelt versunken. Leise rufe ich seinen Namen, sage ihm, dass es Zeit ist aufzuwachen, frage ihn, ob er gut geschlafen habe. Oft ist nur ein Brummen seine Antwort. Dann sein erster Griff zum Handy, die Freundin anrufen. Gerade war er doch noch mein Baby! Jetzt höre ich ihn mit rauer Stimme sagen: „Hey Kleine, hast du gut geschlafen? Ich hab von dir geträumt.“ Ich schließe leise die Tür. Und mein Leben ist reicher.

Renate Widera, Nümbrecht

 

Mittagspause auf dem Meer

Manchmal, aber eben nur manchmal, erlaubt es mein Schicksal, gen Mittag das Büro zu verlassen, die Krawatte abzustreifen und zum nahegelegenen Meer zu eilen. Der Wind läßt heut‘ die Bäume sich biegen, ab und zu ein Sonnenstrahl sich durch die dahinziehenden Wolken blicken. Das Surfboard zum Wasser tragen, das Segel trimmen, den wärmenden Anzug an und los: Kaum daß ich das Ufer hinter mir lasse, trägt mich der zunehmende Wind aufs Meer hinaus, schiebt mich mit seiner Kraft voraus, läßt mich eins werden mit den Elementen der Natur. Das Gleiten geht über in diese berauschende Geschwindigkeit, meine Gedanken können schon längst nicht mehr folgen, meine Sinne genießen – und ich fühle tiefe, ganz tiefe Dankbarkeit, für dieses Geschenk, für das Leben.

Karl Suhle, Minden, Nähe Steinhuder Meer

 

Lieber Joachim Gauck,

© Boris Roessler/dpa

es war ein verregneter, stürmischer Sonntag im Herbst. Aber zum Glück kamen Sie in unsere kleine Stadt. Auf Einladung der CDU sollten Sie einen Vortrag halten zum Thema 20 Jahre Deutsche Einheit. Besser, als Sie es gemacht haben, kann man geschichtliche Zusammenhänge nicht vermitteln. Wir Zuhörer haben Sie mit stehendem Applaus verabschiedet. Was wären Sie für ein Präsident geworden!

Schöne Grüße, Eberhard Haugner, Bad Salzuflen

 

Was mein Leben reicher macht

Mit Stöpseln im Ohr durch die frische Herbstluft laufen, Musik hören und in vollem Überschwang mitsingen!

Amadeus Ulrich, Darmstadt

 

Die Brüder Löwenherz

Während meines Auslandssemesters auf einem Flohmarkt das Buch meiner Kindheit zu entdecken: Die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren. In Originalsprache. Abends habe ich ein bisschen darin geblättert und zu lesen begonnen. Sicher eine gute Übung! Stunden später, es ist inzwischen mitten in der Nacht, bin ich gefesselt und überwältigt wie beim ersten Mal. Manche Geschichten verlieren ihn nie, ihren magischen Reiz.

Christina Krönauer, Göteborg